Donnerstag, März 28, 2024

Senföl, Senfölglykoside: Wirkung als natürliche Antibiotika und gegen Krebs

Senföl, Senfölglykoside, in Meerrettich (Wasabi), Brunnenkresse und Kapuzinerkresse zeigen Wirkung gegen Viren und gegen Bakterien als natürliche Antibiotika.

Im Grunde genommen forscht man schon seit längerer Zeit an möglichen medizinischen Einsatzgebiete von Senföl beziehungsweise den enthaltenen Senfölglykosiden, wobei ihre antimikrobiellen Anwendungsmöglichkeiten als natürliche Antibiotika sowie ihre antikarzinogene Wirkung am interessantesten sind. Deswegen sind Senfölglykoside auch in immer mehr Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln – wie gegen Harnwegs- und Atemwegsinfekten – verfügbar.

Senfölglykoside, Senföl-Derivate, werden als Glucosinolate bezeichnet. Sie sind in zahlreichen Pflanzen vorhanden. Besonders häufig sind Senföl-Verbindungen in den Kreuzblütlern – Brassicaceae, zu denen unter anderem Meerrettich, Wasabi (japanischer Meerrettich) Brunnenkresse und Kapuzinerkresse – zu finden. Unter dem Strich schmecken Senföl-Verbindungen jedenfalls immer recht scharf (bis sehr scharf).

 

Senföl-Verbindungen, Senfölglykoside, entfalten als beziehungsweise Prodrugs ihre Wirkung als natürliche Antibiotika

Senföl-Verbindungen – Senfölglykoside – verlieren übrigens im getrockneten Zustand ihre Wirkung. Sie verwandeln sich erst nach enzymatischer Spaltung durch die sogenannte Myrosinase in die wirksamen Isothiocyanate. Daher bezeichnet man sie auch als Prodrug.

Glucosinolate gelangen als Isothiocyanat – gebunden an Erythrozyten und Proteine – in die Harn- und Atemwege. Von dort gelangen sie dann in die Atemluft und in den Harn. Dort entfalten Senfölglykoside schließlich ihre Wirkung gegen Bakterien als natürliche Antibiotika. Durch die Art der Elimination und dem antimikrobiellen Wirkspektrum ist der Einsatz bei Harnwegsinfekten sowie bei infektiösen Erkrankungen der unteren und oberen Atemwege sinnvoll.

 

Senfölglykoside / Isothiocyanat: natürliche Antibiotika, antimikrobiell, antimykotisch, virustatisch

Isothiocyanat wirkt bakterizid gegen grampositive und gramnegative Bakterien, sowie antimykotisch und virustatisch – auch gegen Influenzaviren.

Benzyl-Isothiocyanat bildet sich durch enzymatischen Spaltung von Glucotropaeolin und wirkt gegen Problemkeime wie MRSA und Pseudomonas aeruginosa selbst noch in einer Verdünnung von 1:50000. Somit kann mit der geringen Menge von 10 Gramm Kapuzinerkresse eine antimikrobielle Wirkung in den Harnwegen erzielt werden.

 

Kombination von Meerettich und Kapuzinerkresse

Im Jahr 2006 konnte in einer Studie mit 1649 Patienten mit akuter Sinusitis, akuter Bronchitis sowie akuten Harnwegsinfektionen eine vergleichbare Wirkung durch den Einsatz einer Kombination der Senföl-Verbindungen aus Meerettich und Kapuzinerkresse gegenüber Standard-Antibiotika erreicht werden. Das Sicherheitsprofil der Meerettich / Kapuzinerkresse-Kombination war dabei deutlich besser.

In einer placebokontrollierten Doppelblindstudie mit 219 Patienten konnte im Jahr 2007 die Rate an Rezidiven bei Harnwegsinfektionen mit der Kombination Meerrettich-Kapuzinerkresse im Vergleich mit Placebo signifikant gesenkt werden.

 

Einschränkungen von Senfölglykoside

Im Grunde genommen kommt Isothiocyanat nicht in Kontakt mit der Darmflora. Denn Senföl-Verbindungen werden bereits im oberen Magen-Darmtrakt ins Blut aufgenommen. Bei akuten Magen- und Darmgeschwüren sowie bei akuter Nierenentzündung sollte man Senföl-Präparate allerdings nicht einnehmen. Denn diese könnten weitere Reizungen hervorrufen.

Senföl ist wie viele anderen Pflanzenöle chemisch ein Triglycerid mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. In der indischen und bengalischen Küche ist die Verwendung von Senföl als Lebensmittel weit verbreitet. In der EU und in den USA darf man Senföl nur dann als Lebensmittel vertreiben, wenn der Erucasäure-Anteil unter 5 Prozent liegt.

Denn im rohen oder ungenügend erhitzten Senföl sind Glyceride der Erucasäure enthalten. Wobei die bei zu intensiver Verwendung zu Herzverfettung führen können.


Literatur:

Milelli A, Fimognari C, Ticchi N, Neviani P, Minarini A, Tumiatti V. Isothiocyanate synthetic analogs: biological activities, structure-activity relationships and synthetic strategies. Mini Rev Med Chem. 2014;14(12):963-77. doi: 10.2174/1389557514666141106131909. PMID: 25373847.

Palliyaguru DL, Yuan JM, Kensler TW, Fahey JW. Isothiocyanates: Translating the Power of Plants to People. Mol Nutr Food Res. 2018;62(18):e1700965. doi:10.1002/mnfr.201700965

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