Freitag, April 19, 2024

Halsschmerzen und Rachenbeschwerden selbst behandeln

Halsschmerzen und Rachenbeschwerden treten in der kalten Jahreszeit wieder viel häufiger auf, wobei viele Menschen sie zuerst selbst behandeln wollen.

Besonders wenn die Temperaturen sinken, fängt der Kampf gegen Halsschmerzen und Rachenbeschwerden an. Zu dieser Zeit wird auch die Selbstbehandlung bei diesen Beschwerden wieder wichtiger. Grundsätzlich sind Halsschmerzen, Heiserkeit oder Schluckbeschwerden oft die ersten Anzeichen einer Erkältung oder eines grippalen Infekts.

In der Mundhöhle tummeln sich zahlreiche Bakterien, die allerdings nicht jene Dichte erreichen, wie in den unteren Darmabschnitten. Mit der Atemluft gelangen Erreger in den oberen Respirationstrakt und können sich festsetzen.

 

In 90 % der Fälle von Halsschmerzen sind Viren dafür verantwortlich

Je nachdem, welcher Bereich im Hals von den Erregern betroffen ist, gibt es verschiedene Arten von Entzündungen: Pharyngitis (Entzündung der Rachenschleimhaut), Tonsillitis (Entzündung der Gaumenmandeln), Laryngitis (Entzündung der Stimmbänder, des Kehlkopfes oder des Kehlkopfdeckels) sowie Seitenstrangangina, bei der die seitlichen Lymphbahnen, die entlang der oberen hinteren Rachenwand verlaufen, betroffen sind.

Es ist wichtig, dass Betroffene die anfänglichen Beschwerden ernst nehmen, da sich die Symptome schnell verschlimmern können, zum Beispiel durch eine Schwellung der Mandeln und Lymphknoten. Um dem entgegenzuwirken, gibt es verschiedene frei verkäufliche Produkte zum Gurgeln, Lutschen oder Sprühen, die zur Selbstbehandlung von Halsschmerzen verwendet werden können. In vielen Fällen können diese Beschwerden gelindert werden.

Ein harmloser Grund für das Gefühl von Trockenheit und Rauheit im Hals kann trockene Raumluft, eine verstopfte Nase oder das Schlafen mit offenem Mund sein. Wenn diese Beschwerden jedoch chronisch auftreten, sollte ein Arzt eine Untersuchung durchführen, da sie zum Beispiel durch Nasenpolypen verursacht werden könnten.

 

Mit Sprays, Gurgel- und Spüllösungen oder Lutschtabletten oder Lutschpastillen Halsschmerzen selbst behandeln

Bei der Selbstbehandlung von Halsschmerzen haben Sprays, Gurgel- und Spüllösungen für den Mund, Hals und Rachen in der Regel eine gute Wirkung. Es ist jedoch wichtig, die Beschwerden richtig zu lokalisieren, da diese Mittel den Kehlkopf nicht erreichen. Sie wirken hauptsächlich auf der Schleimhaut der Mundhöhle, aber nicht auf den Gaumenmandeln, der hinteren Rachenwand oder dem Schlund.

Einige Präparate bilden einen Feuchtigkeits- und Schutzfilm auf der Schleimhaut im Mund- und Rachenraum. Lutschtabletten haben den Vorteil, dass sie länger im Mund- und Rachenraum wirken. Es ist wichtig, dass sie nicht geschluckt oder zerbissen werden.

Bei Beschwerden im Kehlkopf werden Lutschtabletten oder -pastillen sowie Sprays verwendet, die den Speichelfluss anregen, um Schmerzen und Schluckbeschwerden zu lindern. Langsam lösliche Lutschpastillen oder Lutschtabletten mit antiseptischen Wirkstoffen sollten gleichmäßig über den Tag verteilt nach den Mahlzeiten verwendet werden. Wenn man nach der Anwendung dieser Mittel essen möchte, sollte man mindestens 30 Minuten warten, damit die Wirkstoffe möglichst lange im Mund- und Rachenraum wirken können.

 

Mit zahlreichen rezeptfreien Wirkstoffen Halsschmerzen selbst behandeln

Es gibt eine Vielzahl von chemischen und pflanzlichen Substanzen, die bei der Selbstbehandlung von Halsschmerzen eingesetzt werden. Diese können in Lokalanästhetika, Antiseptika und pflanzliche Präparate (Phyto-Pharmaka) unterteilt werden. Es ist jedoch grundsätzlich davon abzuraten, sich in hartnäckigen Fällen selbst zu behandeln, und es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Für die Selbstbehandlung von Halsschmerzen werden auch orale Arzneiformen verwendet, die eine systemische Wirkung haben. Hierzu gehören klassische Wirkstoffe wie Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Ibuprofen. Diese können ebenfalls bei Halsschmerzen angewendet werden.

 

Paracetamol oder Ibuprofen

In einigen Fällen kann eine kombinierte systemische und lokale Anwendung der Substanzen erfolgen. Einzeldosen von Paracetamol oder Ibuprofen können Halsschmerzen für mehrere Stunden lindern. Es ist jedoch wichtig, dass eine Selbstbehandlung von Halsschmerzen nicht dazu führt, dass verschiedene rezeptfreie Präparate unreflektiert eigenständig angewendet werden.

Präparate zur Selbstbehandlung von Halsschmerzen können die Dauer der Beschwerden in der Regel nicht verkürzen, aber die Schmerzen mildern. Es gibt Produkte mit lokalanästhetischer, entzündungshemmender, desinfizierender, antibakterieller, reizlindernder und schleimhautschützender Wirkung sowie adstringierende und abschwellende Wirkmechanismen (zum Beispiel Aluminiumsalze).

Bekannte lokal betäubende Wirkstoffe, die zur Linderung von Halsschmerzen und Schluckbeschwerden eingesetzt werden, sind Benzocain, Lidocain und Ambroxol. Ambroxol ist übrigens auch als bekannter Hustenlöser bekannt.

Als entzündungshemmender Wirkstoff, der in Lutschtabletten verwendet wird, kann beispielsweise Flubriprofen eingesetzt werden. Neben den systemischen oralen Antibiotika gibt es auch frei verkäufliche Mittel mit antibiotischen Wirkstoffen. Lokal wirksame Substanzen wie Tyrothricin und Fusafungin stehen jedoch häufig in der Kritik.

 

Mit Pflanzentherapie und Homöopathie Halsschmerzen selbst behandeln

Pflanzliche und homöopathische Heilmittel ergänzen die Möglichkeiten, Halsschmerzen symptomatisch selbst behandeln zu können. Präparate wie Bonbons und Halspastillen stimulieren die Speichelbildung und befeuchten dadurch die Schleimhäute. Pflanzliche Zusätze wie Salbei, Eukalyptus und Latschenkiefer haben eine desinfizierende Wirkung. Isländisch Moos hingegen bildet einen schützenden Film auf der Schleimhaut. Salbei gilt im Allgemeinen als eine der bekanntesten Pflanzen für die Selbstmedikation bei Halsschmerzen.

Die lindernde Wirkung von salzhaltigen Lutschtabletten wie Emser Pastillen beruht auf der Befeuchtung und Abschwellung der Rachenschleimhaut. Ähnlich funktionieren Lutschtabletten mit Hyaluronsäure, die beim Lutschen einen Hydrogel-Komplex auf der Schleimhaut bilden sollen. Beliebt sind auch Kräutertees zur Selbstbehandlung von Halsschmerzen, die Salbei, Fenchel, Anis, Kamille, Süßholz, Ingwer, Eibisch oder Königskerze enthalten können – entweder einzeln oder in Kombination.

 

Viel Trinken ist ein wichtiger Teil, wenn man Halsschmerzen und Rachenbeschwerden selbst effektiv behandeln will

Das Trinken warmer Getränke wie heiße Zitronenlimonade oder spezielle Hals- und Rachen-Tees kann dazu beitragen, Halsschmerzen zu lindern. Es kann aber auch angenehm sein, kalte Flüssigkeiten zu trinken, da sie die gereizte Rachenschleimhaut kühlen. Das Trinken von ausreichend Flüssigkeit fördert zudem den Abtransport der Erreger aus dem Hals.

Warme Flüssigkeiten verbessern die Durchblutung der Schleimhäute und aktivieren dadurch die lokale Immunabwehr. Ein ähnlicher Effekt kann durch das Anlegen von warmen Halswickeln erzielt werden. Hierfür wird ein Baumwolltuch in lauwarmes Wasser getränkt, ausgewrungen und um den Hals gewickelt. Darüber wird ein trockenes Tuch oder ein Wollschal gelegt. Der Wickel sollte etwa 30 bis 60 Minuten einwirken und kann so zur Linderung der Halsschmerzen beitragen. Natürlich ist es generell sinnvoll, einen Schal als Schutz vor Kälte zu tragen.

Letztendlich ist auch eine gute Befeuchtung durch Gurgeln mit Salzwasser oder mittels pflanzlicher Aufgüsse sehr empfehlenswert. Eine geeignete Salzlösung erhält man, wenn in einem Glas warmem Wasser 1/4 Teelöffel Salz gelöst wird oder fertig portionierte Mineralsalze aus der Apotheke eingesetzt werden. Prinzipiell eigenen sich auch Kamillentee und Salbeitee sehr gut zum Gurgeln.

 

Wann zum Arzt

Wenn das selbst behandeln von Halsschmerzen und Rachenbeschwerden nicht innerhalb weniger Tage zu einer Besserung führt, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Dies gilt insbesondere, wenn die Halsschmerzen stärker werden und mit hohem Fieber einhergehen.

Der Arzt wird entscheiden, wie die weitere Therapie verläuft und ob Antibiotika, möglicherweise auch topisch, eingesetzt werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass ein übermäßiger und missbräuchlicher Einsatz von Antibiotika, speziell bei viralen und selbstlimitierenden Atemwegsinfektionen wie Halsschmerzen und Rachenbeschwerden, das Risiko für die Entwicklung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen erhöht. Daher sollte der Einsatz von Antibiotika verantwortungsbewusst und gezielt erfolgen.


Literatur:

Reinholdt KB, Rusan M, Hansen PR, Klug TE. Management of sore throat in Danish general practices. BMC Fam Pract. 2019;20(1):75. Published 2019 Jun 1. doi:10.1186/s12875-019-0970-3

Essack S, Bell J, Burgoyne DS, Duerden M, Shephard A. Topical (local) antibiotics for respiratory infections with sore throat: An antibiotic stewardship perspective. J Clin Pharm Ther. 2019;44(6):829-837. doi:10.1111/jcpt.13012


Leitlinien:

https://www.epgonline.org/global/guidelines/escmid-guideline-for-the-management-of-acute-sore-throat.html

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