Donnerstag, März 28, 2024

Magen-Darm-Beschwerden in der Schwangerschaft wirksam und schonend behandeln

Für Frauen in der Schwangerschaft mit Magen-Darm-Beschwerden ist eine wirksame und schonende Behandlung wichtig und durchaus möglich.

Die Schwangerschaft ist durch zahlreiche physiologische Veränderungen gekennzeichnet, die zu einer Vielzahl von Symptomen und häufig zu Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen oder Verstopfung führen können. Und zwar leiden etwa ein drei Viertel aller werdenden Mütter an Magen-Darm-Beschwerden. Gegen diese unangenehmen Begleiterscheinungen gibt es heute wirksame Mittel, die für das Ungeborene unbedenklich sind. Auch eine Reihe von schon vorhandenen chronischen Magen-Darm-Beschwerden bei der werdenden Mutter können heutzutage während der Schwangerschaft und der Stillzeit gut behandelt werden.

Viele schwangere Frauen mit Übelkeit am Morgen brauchen keine medikamentöse Therapie. Oft hilft es schon, die Essgewohnheiten umzustellen und zum Beispiel viele kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz, die nach Einschätzung der Arzneimittelbehörden für Schwangere unbedenklich sind.

 

In der Schwangerschaft Doxylamin und Vitamin B sowie Ondansetron und Metoclopramid bei Magen-Darm-Beschwerden

Erste Wahl ist die Kombination aus dem Antihistaminikum Doxylamin und Vitamin B, das allerdings schläfrig machen kann. Sichere Alternativen sind die Wirkstoffe Ondansetron und Metoclopramid, wobei letzterer in Form von Zäpfchen verabreicht wird.

In sämtlichen Studien zu diesen Wirkstoffen fanden sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Fehlbildungen der Kinder. Auch Sodbrennen lässt sich heute sicher behandeln. Die DGVS rät allerdings, nicht nach starken Säureblockern zu greifen. Denn bei hoch dosiertem Einsatz von Medikamenten aus der Gruppe der Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie Omeprazol beobachteten Forscher in Tierversuchen Fehlbildungen. Das Risiko ist zwar gering, doch in der Schwangerschaft steht die Sicherheit an erster Stelle. Empfohlen werden sogenannte Antazida, die im Magen die Säure binden.

 

Medikamente nur nach Rücksprache mit dem Arzt

Insbesondere in der Schwangerschaft ist es wichtig, Medikamente nur nach Rücksprache mit dem Arzt einzunehmen. Nicht nur der Frauenarzt, sondern auch Haus- und Fachärzte müssen über eine bestehende Schwangerschaft Bescheid wissen. So können Gastroenterologen auch werdenden Müttern mit chronischen Magen- oder Darmleiden wirksam helfen – wenn möglich ohne, wenn nötig mit Medikamente.

Beim Reizdarm sollten vor allem die Ernährungsgewohnheiten geändert werden. Gegen Verstopfung hilft oft ballaststoffreiche Kost und reichliches Trinken. Bei Durchfällen hilft es häufig, weniger Fette und Milchprodukte zu essen.

 

Schwangere mit schweren entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa behandeln

Ärzte jedoch auch während der Schwangerschaft mit stärkeren Mitteln. Im Krankheitsschub kann sogar die Gabe von Kortison notwendig werden. Das Risiko für das Kind stufen Experten bei einigen Kortison-Varianten wie Prednison als niedrig ein. Ohne die Medikamente kann es im Krankheitsschub zu Wehen mit dem Risiko von Früh-, Mangel- oder Totgeburten kommen. In jedem Einzelfall müssten aber Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden.

In der Betreuung von Frauen mit Magen-Darm-Besschwerden und -Erkrankungen in der Schwangerschaft sollten Ärzte für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten eng mit Frauenärzten zusammenarbeiten. Nach dem „Contergan-Skandal“ in den 1950er Jahren ist das Bewusstsein für Risiken durch Arzneimitteleinnahmen in der Schwangerschaft heute hoch. Nachdem Frauen das vermeintlich nebenwirkungsfreie Mittel gegen morgendliche Schwangerschaftsübelkeit eingenommen hatten, waren damals etwa 5000 Kinder mit schweren Fehlbildungen zur Welt gekommen.

Heute wird jedes Medikament vor der Zulassung auf mögliche fruchtschädigende Wirkungen in Tierversuchen getestet. Epidemiologische Studien fahnden zudem nach vermehrten Fehlbildungen durch den Einsatz zugelassener Medikamente.


Literatur:

Gomes CF, Sousa M, Lourenço I, Martins D, Torres J. Gastrointestinal diseases during pregnancy: what does the gastroenterologist need to know? Ann Gastroenterol. 2018 Jul-Aug;31(4):385-394. doi: 10.20524/aog.2018.0264. Epub 2018 Apr 27. PMID: 29991883; PMCID: PMC6033757.

van der Woude CJ, Metselaar HJ, Danese S. Management of gastrointestinal and liver diseases during pregnancy. Gut. 2014 Jun;63(6):1014-23. doi: 10.1136/gutjnl-2013-305418. Epub 2014 Jan 15. PMID: 24429582.


Quelle: DGVS im Internet – http://www.dgvs.de/

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