Freitag, März 29, 2024

Schonender Hüftgelenkersatz bei jüngeren Betroffenen

Ein künstlicher Hüftgelenkersatz ermöglicht einen normalen aktiven Alltag sowie das moderate Ausüben von verschiedenen Sportarten.

Viele Menschen glauben, dass nur ältere Menschen einen künstlichen Hüftgelenkersatz bekommen. Wenig bekannt ist, dass etwa 16 Prozent der Patienten unter 60 Jahre alt sind1. Um eine maximale Haltbarkeit des ersten Implantats zu erreichen, sollte beim Ersteingriff bei ansonsten gesunden Patienten besonders schonend vorgegangen werden. Dazu wird eine minimalinvasive Operation – die sogenannte Schlüssellochchirurgie – vorgenommen, bei der eine nicht zementierte Kurz- oder Geradschaftprothese zum Ensatz kommt. Die Paarung aus Hüftkopf und Gleitpfanne sollte jeweils aus Keramik beziehungsweise aus Keramik und ultrahochvernetztem Kunststoff (HXPE) bestehen.

 

Künstlicher Hüftgelenkersatz – eine häufigsten Operationen

Hüftgelenkersatz-Implantationen gehören zu den häufigsten Operationen. Die betroffenen Patienten leiden oft an angeborenen Gelenkfehlstellungen, Durchblutungsstörungen, haben Unfallverletzungen erlitten oder eine rheumatische Erkrankung, die den Gelenkknorpel ihres Hüftgelenks zerstört hat.

Künstlicher Hüftgelenkersatz für Jüngere sollte möglichst lange den Anforderungen des Alltags standhalten. Es existiert allerdings nach wie vor kein Material, das an die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des natürlichen Gelenks heranreicht. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Hüftgelenkersatz durchschnittlich mehr als 15 Jahre, mitunter auch 25 Jahre halten kann.

Besonders schonend ist ein minimalinvasiver Eingriff: Die Muskulatur wird dabei nicht vom Knochen abgelöst, sondern komplett geschont. Möglich machen dies moderne Lagerungstechniken und Instrumentarien. Dadurch ist das Operationstrauma geringer und die Rehabilitation geht schneller vonstatten. Lediglich die Narbe des maximal zwölf Zentimeter langen Hautschnitts bleibt. Diese Methode erfordert jedoch viel Erfahrung von Seiten des Operateurs. Patienten sollten sich vorher entsprechend informiert werden.

Kurzschaftprothese. Eine Kurzschaftprothese hilft, wertvolle Knochensubstanz im Oberschenkelknochen zu „sparen“. Für das im Vergleich zum Normalschaft zierliche Implantat muss bei der Implantation weniger Knochen entfernt werden, wodurch bei einem eventuellen späteren Wechseleingriff mehr Knochen zur Verankerung der Nachfolgerprothese zur Verfügung steht.

Die Kurzschaftprothese ist in unseren Breiten beliebt, wird jedoch erst seit rund zehn Jahren eingesetzt. Da Langzeitergebnisse bislang fehlen, vertrauen derzeit noch viele Operateure auf die seit Jahrzehnten bewährten, aber etwas längeren Geradschaftprothesen.

Da jüngere Patienten im Schnitt aktiver als ältere Patienten sind, ist Materialverschleiß schneller möglich. Aus diesem Grund sind die Themen Prothesenverschleiß und Abrieb hier zentral, da Abriebpartikel zu Prothesenlockerungen führen können. Experten empfehlen deshalb bei jüngeren Patienten für Hüftkopf und Pfanne die Paarungen Keramik-Keramik sowie moderner abriebreduzierter Kunststoff (ultrahochvernetztes Polyethylen (HXPE)) mit Keramik, da sie am wenigsten Verschleißpartikel erzeugen.

Ein künstlicher Hüftgelenkersatz ermöglicht einen normalen aktiven Alltag sowie das moderate Ausüben von Sportarten wie Skifahren, Laufen, Schwimmen, Golfen, Radfahren, Wandern und Nordic Walking. Doch der Belastungsfähigkeit und Lebensdauer einer Prothese sind – trotz deutlicher Verbesserungen gegenüber früheren Prothesen – Grenzen gesetzt. Patienten, die unsicher sind, was sportlich erlaubt ist, sollten sich besser vorher umfassend informieren.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE)

Info: Der 19. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik e. V. (AE) findet am 1. und 2. Dezember 2017 in Hamburg statt.

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