Sonntag, März 17, 2024

Schmerzmittel für Kinder: wenig Studien zu Nebenwirkungen und Dosierungen

Vier von fünf der Schmerzmittel für Kinder wurden weder auf die geeignete Dosierung noch auf mögliche Nebenwirkungen bei Kindern untersucht, Studien sind zu kostenintensiv.

Die meisten Arzneimittel zur Behandlung von Fieber und Schmerzen bei Kindern wurden weder auf die geeignete Dosierung noch auf mögliche Nebenwirkungen bei Kindern untersucht. Denn Studien an Kindern sind meist schwierig und kostenintensiv durchzuführen. Wobei häufig der Arzt auf eigene Verantwortung schätzen muss, welche Dosis sie Kindern von einem Schmerzmittel für Erwachsenen geben sollen. Damit begibt man sich auch auf unsicheres Terrain. Unter dem Strich hat man nur einen kleinen Prozentsatz der eingesetzten Schmerzmittel für Kinder in klinischen Studien untersucht.

Im Grunde genommen ist jedenfalls die Prävention von Schmerzen sowie die Behandlung bei pädiatrischer Patienten im Vergleich zu Erwachsenen oft nicht nur unzureichend. Sondern es erfolgt auch seltener eine Vorbeugung oder Behandlung, je jünger die Kinder sind. Dementsprechend sind Kinder von 0 bis 17 Jahren eine gefährdete Bevölkerungsgruppe.

 

Studien mit Schmerzmittel für Kinder gefordert

Nur rund 20 Prozent aller erhältlichen Arzneimittel sind auf ihre Anwendung bei Kindern überprüft. Dabei sind Schmerzen kein Privileg der Erwachsenen: Kinder leiden viel häufiger als Erwachsene an Erkältungen, Husten, Schnupfen, Fieber oder Magen-Darm-Infekten.

Fast jedes zwölfjährige Kind hat bereits Erfahrungen mit Kopfschmerzen, mehr als zehn Prozent haben Migräne. Laut Plänen der EU-Kommission sollen Kinderstudien auch zur Norm werden: Künftig sollen Medikamente nur noch dann eine Zulassung für die Verwendung in der EU bekommen, wenn die Eignung für Kinder in klinischen Tests nachgewiesen ist.

 

Verträglichkeit der Schmerzmittel für Kinder

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Allergien, toxische Wirkungen, etc.) im Kinder- und Jugendalter sollten so gering wie möglich gehalten werden. Durch entsprechende Tests werden deren Auftreten und Risken eingegrenzt. Trotz allem müssen Dosierung und Inhaltsstoffe von Schmerzmittel für Kinder aber vor Anwendung genau geprüft werden. Denn eine irrtümlich falsche Dosierung eines Medikaments kann Probleme bereiten.

 

Zäpfchen statt Spritzen

Kinder sind in der Schmerztherapie eine oft benachteiligte Gruppe. Die Schmerztherapie wird aufgrund falscher Annahmen oft stark eingeschränkt oder gar nicht durchgeführt. Für den Einsatz schmerzlindernder Medikamente bei Kindern stehen grundsätzlich die gleichen Substanzen wie für Erwachsene zur Verfügung.

Wichtig ist allerdings, eine Darreichungsform zu wählen, die weder den kleinen Patienten Angst macht noch unangenehm ist.Injektionen sind schmerzhaft und bedrohlich und sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Auch Tabletten, Dragees und Kapseln sind manchmal schwierig zu verabreichen. Am besten eignen sich Suspensionen mit Kinder gerechtem Geschmack sowie Zäpfchen.

 

Umfassend therapieren

Für eine multimodale Schmerztherapie für Kinder sprechen sich viele Experten aus. So wie bei den Erwachsenen gehören zur umfassenden Schmerztherapie unbedingt eine standardisierte Patientendokumentation mit Fragebogen, psychologischen Tests und geeigneten therapeutischen Verfahren sowie die Betreuung durch ein entsprechend zusammengesetzte Experten.


Literatur:

Friedrichsdorf SJ, Goubert L. Pädiatrische Schmerztherapie und Prävention bei hospitalisierten Kindern [Pediatric pain treatment and prevention for hospitalized children]. Schmerz. 2021 Jun;35(3):195-210. German. doi: 10.1007/s00482-020-00519-0. Epub 2020 Dec 18. PMID: 33337532.

Laekeman M, Schäfer A, Moog ME, Kuss K. Recommendations for a Pediatric Pain Education Curriculum for Physical and Occupational Therapists. Scoping Review and Survey. Children (Basel). 2021 May 13;8(5):390. doi: 10.3390/children8050390. PMID: 34068213; PMCID: PMC8153113.

Friedrichsdorf SJ, Goubert L. Pediatric pain treatment and prevention for hospitalized children. Pain Rep. 2019 Dec 19;5(1):e804. doi: 10.1097/PR9.0000000000000804. eCollection 2020 Jan-Feb.

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