Freitag, April 19, 2024

Schmerzfreie Bewegung: Erfolgsgeschichte Knorpelzelltransplantation

Mit der Knorpelzelltransplantation werden Knorpelschäden mit neuem, gezüchtetem Knorpelgewebe repariert. Die Erfolgsgeschichte dieses Eingriffs hat auch ein österreichisches Kapitel.

Ein plötzlicher Stich im Knie, ein unangenehmes Gefühl bei manchen Bewegungen oder gar ein ständiger Schmerz – schuld daran ist oft ein Knorpelschaden. Diese Knorpelschäden entstehen meist durch Verletzungen oder Abnutzungserscheinungen. Prinzipiell schützen Knorpel unsere Gelenke. Sie überziehen die Knochenenden und dienen als natürlich Stoßdämpfer unserer Bewegung. Wenn sie geschädigt sind, ist das nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich. Doch zum Glück gibt es heute bereits verschiedenste Methoden und Therapien, um einen Knorpelschaden zu behandeln. Eine davon ist die Knorpelzelltransplantation.

Transplantationen in der Gelenkbehandlung

Bereits vor mehr als 100 Jahren wagten Ärzte die ersten Versuche mit Knorpel- und Gelenktransplantationen. Zunächst begann man damit, Gelenkknorpelteile oder sogar ganze Gelenke zu transplantieren. 1958 wurde etwa das erste Mal erfolgreich ein Hüftgelenkkopf eingesetzt. Bei diesen ersten Versuchen handelte es sich immer um allogene Transplantationen. Das bedeutet, dass das Transplantat von einem fremden Spender kommt. Der Gegensatz dazu, mit dem heute meistens gearbeitet wird, ist die Verwendung von autogenem Gewebe. Dieses wird dem Patienten selbst entnommen. Der größte Vorteil dieser Vorgehensweise: Da es sich um körpereigenes Material handelt, kommt es nicht zu Abstoßungsreaktionen, wie das beim fremden Gewebe der Fall ist. Zudem werden heutzutage keine ganzen Gelenke oder Gelenkteile mehr ersetzt, sondern lediglich das Knorpelgewebe.

Knorpelzelltransplantation-Entwicklungen in Österreich

Ein großen Schritt nach vorne machte die Transplantation zur Behandlung von Knorpelschäden dann gleich zu Beginn dieses Jahrtausends. Denn im Jahr 2000 führte Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits, Leiter Knorpelzentrum Wien, mit einem Team unter der Leitung von o.Univ.-Prof. Vilmos Vécsei erfolgreich die erste matrixgekoppelte Knorpelzelltransplantation in Österreich am Wiener AKH durch.

Knorpelzellen aus dem Labor

Bei der matrixgekoppelten Knorpelzelltransplantation handelt es sich um ein Verfahren, das mit autogenem Gewebe. Dafür entnimmt der Arzt dem Patienten zunächst im Rahmen einer Arthroskopie intaktes hyalines Knorpelgewebe aus einer nicht belasteten Zone des Gelenks. Dieses Gewebe wird anschließend aufbereitet, damit im Zuge einer Zellkultivierung die Knorpelzellen vermehrt werden können. Ist eine ausreichende Zahl an Zellen von etwa 20 Millionen erreicht, trägt man die Zellen auf einen sogenannten Zellträger oder Matrix auf. Davon leitet sich auch der Name matrixgekoppelte Knorpelzelltransplantation ab. Das so entstandene Transplantat aus Matrix und Knorpelzellen kann dann exakt auf die Größe des Knorpeldefekts beim Patienten zugeschnitten und im Rahmen einer OP eingesetzt werden.

Geeignete Patienten

Die matrixgekoppelte Knorpelzelltransplantation wird nun seit über 20 Jahren in Österreich durchgeführt. Dr. Stefan Marlovits ist einer der Spezialisten für dieses Verfahren und sein Knorpelzentrum Wien zählt zu den führenden Zentren der modernen Knorpeltherapie in Österreich und Europa. Allerdings ist diese Methode nicht zur Therapie aller Knorpelschäden geeignet, denn für eine gelungene Knorpelzelltransplantation müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: Der Knorpelschaden muss umschrieben und zwischen 2 und 10 cm2 groß sein. Zudem müssen die Patienten intakte Bänder und Menisken sowie gerade Beinachsen aufweisen. Auch bei Arthrose kann dieses Verfahren nicht angewendet werden. Sollten die Voraussetzungen allerdings erfüllt sein, ist die matrixgekoppelte Knorpelzelltransplantation eine vielversprechende Methode für ein schmerzfreies und bewegliches Leben.


Quelle:

Knorpelzentrum Wien

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