Donnerstag, März 28, 2024

Wie man Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen kann

Um einen Bandscheibenvorfall oder andere Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen zu können, empfehlen Expertinnen einen Maßnahmen-Mix.

Schmerzhafte Verspannungen, ein Hexenschuss oder ein Bandscheibenvorfall gehören zu den Ursachen von Schmerzen im unteren Rücken. Unter dem Strich klagen sehr viele Menschen vor allem auch über Schmerzen im unteren Rücken. Wobei die Tendenz auch steigend ist. Denn die Übeltäter sind langes Sitzen im Home-Office, Büro oder Auto, einseitige Belastungen sowie Bewegungsmangel. Die Art und das Ausmaß der Beschwerden sind dabei sehr unterschiedlich. Allerdings helfen einige Empfehlungen und Tipps, um Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen zu können. Die Orthopädie-Expertinnen Dr. Ulrike Mühlhofer und Dr. Stephanie Arbes-Kohlert empfehlen hierzu einige wichtige Tipps. Schließlich auch dazu, wie man Rückenschmerzen im akuten Fall behandeln kann.

 

Unsere Lendenwirbelsäule leistet im Laufe unseres Lebens sehr viel

Mit nur fünf Wirbelkörpern trägt die Lendenwirbelsäule die Hauptlast unseres Körpergewichtes. „Wenn wir beispielsweise ruckartig oder unbedacht etwas Schweres heben, vervielfachen sich die Kräfte, die auf die Lendenwirbelsäule wirken. Das macht sie anfällig für einen vorzeitigen Verschleiß der Bandscheiben und kann später sogar zu einem Bandscheibenvorfall führen. Daher ist es wichtig, rechtzeitig mit vorbeugenden Maßnahmen gegenzusteuern“, weiß Ulrike Mühlhofer, Gründerin der Orthopädie und Traumatologie Simmering.

 

Beste Therapie: Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen

Um einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule oder andere ernsthafte Rückenerkrankungen zu vermeiden, empfehlen die Expertinnen einen Maßnahmen-Mix.

Um die Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen zu können, hilft es in Bewegung zu bleiben. Statt wegen der Schmerzen den Schongang einzulegen, sollte man lieber regelmäßige Bewegungs- und Sporteinheiten in den Alltag einbauen. Beispielsweise wie Laufen, Schwimmen, Radfahren, Dehnungsübungen oder Pilates. Denn die Bandscheiben nehmen nur dann Nährstoffe und Wasser aus dem umgebenden Gewebe auf, wenn wir uns richtig bewegen.

Zudem kann man Synergieeffekte besser nutzen, denn trainierte Rückenmuskeln entlasten die Bandscheiben. Allerdings sollte man beim Krafttraining aber nicht auf den Bauch vergessen. Denn nur wenn man diese beiden Muskelgruppen im Körper stärkt, kann man langfristig Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen.

 

Ein starker Rücken kann ebenso entzücken

Dennoch ist ein gut durchtrainierter Bauch leider als Maßnahme zum Vorbeugen von Schmerzen im unteren Rücken zu wenig. Daher sollte man auch die Rückenmuskulatur stärken, aber auch schonen. Dazu gehört auch richtiges Sitzen.

Denn unsere Wirbelsäule ist nicht für das ständige Sitzen im (Home-)Office gemacht! Daher ist es auch wichtig, auf einem ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz zu achten. Dazu gehören die Tisch-und Sitzhöhe. Weiter sollten ausreichend Lichtquellen vorhanden sein. Schließlich sollte auch die Technik eine rückenschonende Sitzhaltung unterstützen.

 

Tipps, mit welchen Maßnahmen man Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen kann

Ein wichtiger Tipps ist es, Pause zu machen und diesem Körper zu gönnen. Beispielsweise lohnt es sich während längerer Sitzphasen immer wieder kleine Bewegungspausen einzulegen. Hierzu kann man aufstehen, herumgehen und Dehnungsübungen in den Büro-Alltag einbauen. Wenn möglich könnte man auch beispielsweise eine halbe Stunde nur im Stehen arbeiten. Eine weitere schöne Möglichkeit ist, statt eines langen Meetings zur Abwechslung teilweise im Gehen die Arbeit miteinander zu besprechen.

Auf keinen Fall sollte man ruckartige Bewegungen machen. Ein besonders wichtiger Tipp ist hierzu, dass man beim Aufheben von Gegenständen immer mit geradem Rücken in die Knie geht.

 

Bandscheiben, muskulöse Verspannungen oder Hexenschuss: Schmerzen im unteren Rücken auf der Spur

Die meisten Menschen denken bei starken Rückenschmerzen sofort an einen Bandscheibenvorfall. Doch es können auch andere Ursachen hinter den Schmerzen im unteren Rücken stecken. Beispielsweise wie massive muskulöse Verspannungen oder ein Hexenschuss.

Die Bandscheiben liegen zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule wie flüssigkeitsgefüllte Stoßdämpfer. Mit dieser Pufferfunktion verteilen sie Druck und Belastungen der Wirbelsäule gleichmäßig und fangen Stöße ab. Die Bandscheibe besteht jeweils aus zwei Anteilen: einem weichen, inneren Gallertkern und einem festen Faserring, der diesen Kern umhüllt.

„Bei einer enormen Belastung verlieren die Bandscheiben Flüssigkeit und werden immer dünner. Wenn der Faserring spröde und rissig wird, kann der Gallertkern zwischen den Wirbeln hervortreten und drückt auf einen oder mehrere Nerven. Die Schmerzen strahlen dann beispielsweise in ein Bein aus oder es kommt oft zu Gefühlsstörungen oder Muskelschwäche“, beschreibt Stephanie Arbes-Kohlert, Co-Gründerin der Orthopädie & Traumatologie Simmering.

Sehr häufig bleibt ein Bandscheibenvorfall unbemerkt, weil es keinen direkten Auslöser gibt.

Ganz anders ist das beim Hexenschuss. Denn dabei tritt ein heftiger, aber meist harmloser Schmerz im Lendenwirbelbereich auf. Häufig passiert dieser bei einer alltäglichen Bewegung wie ruckartiges Heben, schnelles Bücken oder Sich-Aufrichten. Der Schmerz stellt sich dabei sehr plötzlich, fast blitzartig ein.

 

Maßnahmen gegen Schmerzen im unteren Rücken

Ulrike Mühlhofer: „In einem ausführlichen Untersuchungsgespräch klären wir zuerst, wo die Schmerzen auftreten und wie sie sich äußern: zum Beispiel als stechender Schmerz oder als Taubheitsgefühl. Danach stellen wir mittels einfachen neurologischen Tests fest, ob ein Bandscheibenvorfall vorliegen kann. Wir schauen uns an, ob das Bein im Liegen schmerzfrei nach oben angehoben werden kann, ob genügend Kraft vorhanden ist, um unsere Hand kraftvoll zu drücken, oder ob leichte Berührungen in den Beinen sofort spürbar sind.“

„In einigen Fällen ist eine bildgebende Untersuchung mittels Röntgen oder Magnetresonanztomografie zur genauen Abklärung erforderlich. In allen Fällen – auch bei einem Bandscheibenvorfall – empfehlen wir zunächst eine konservative Therapie, um die akuten Schmerzen zu lindern. Eine Operation ist für uns immer der letzte Ausweg,“ ergänzt Stephanie Arbes-Kohlert.

Viele Menschen empfinden Wärme bei Rückenschmerzen als besonders angenehm. Verkrampfte Muskeln werden so entspannt, entkrampft und Schmerzen gelindert. Als Erstmaßnahme einfach unter die warme Dusche stellen oder ein warmes Bad einlassen. Danach ein Wärmepflaster oder eine Wärmeflasche auf die betroffene Stelle geben.

 

In Bewegung bleiben

Ein absolutes No-Go ist es, nur im Bett oder auf der Couch liegen zu bleiben. Lieber spazieren gehen oder – je nach Fitnesslevel – gymnastische Übungen für die Wirbelsäule in den Alltag integrieren.

Eine leichte Übung ist der ‚Katzenbuckel‘. Dafür in den ‚Vierfüßlerstand‘ gehen und die Wirbelsäule zuerst lang machen, dann den Rücken durchstrecken. Als Gegenbewegung danach den Rücken wie eine Katze krümmen. So werden Rücken- und Bauchmuskulatur gleichermaßen stimuliert, aktiviert und gestreckt. Regelmäßigkeit ist hier das Gebot der Stunde.

„Bei starken Schmerzen empfehlen wir die Einnahme von Schmerzmittel während der ersten ein bis zwei Wochen. Sowie eine Behandlung mit Muskelentspannungsmittel in Form von Infusionen oder Infiltration bei uns in der Praxis. Auch eine physikalische Therapie kann eine passende Ergänzung sein, um die Schmerzen mittel- und langfristig in den Griff zu bekommen. Unser Ziel ist es immer, dass die Betroffenen mit einem individuellen Therapie- & Maßnahmen-Mix wieder schmerz-und beschwerdefrei sind“, betont Ulrike Mühlhofer.


Literatur zum Thema:

Urits I, Burshtein A, Sharma M, Testa L, Gold PA, Orhurhu V, Viswanath O, Jones MR, Sidransky MA, Spektor B, Kaye AD. Low Back Pain, a Comprehensive Review: Pathophysiology, Diagnosis, and Treatment. Curr Pain Headache Rep. 2019 Mar 11;23(3):23. doi: 10.1007/s11916-019-0757-1. PMID: 30854609.

Low Back Pain. Am Fam Physician. 2018 Oct 1;98(7):Online. PMID: 30252429.


Quelle: Orthopädie Simmering

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