Freitag, April 19, 2024

Schlaganfallpatienten profitieren von intensiver Neurorehabilitation

Auch ältere Schlaganfallpatienten profitieren – ebenso wie die jüngeren Betroffenen – von einer intensiven Neurorehabilitation.

Die Entlassung des betroffenen Patienten aus eine sogenannten Stroke Unit ist heute nicht das Ende einer Schlaganfalltherapie. Mit einer anschließenden intensiven Rehabilitationsleistung steigen nach einem Schlaganfall die Chancen für einen erfolgreichen Wiedereinstieg in den Alltag. Eine Altersdiskriminierung ist bei Rehabilitationsleistungen fehl am Platz, denn ältere Schlaganfallpatienten profitieren ebenso wie jüngere von einer intensiven Neurorehabilitation.

Neue Erkenntnisse zur Plastizität des menschlichen Gehirns legen nahe, dass mit innovativen Therapien noch bessere Rehabilitationsergebnisse nach einem Schlaganfall möglich wären. So könnten nicht invasive neuromodulatorische Verfahren wie die transkranielle Magnetstimulation (TMS) oder die transkranielle Gleichstromstimulation (TDCS) begleitend zu Standardtherapieverfahren eingesetzt werden und die Funktionserholung verbessern.

Das Ziel jeder Rehabilitation lautet: Schlaganfallpatienten sollen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren oder in einen anderen Beruf einsteigen können. Gelingt dies nicht mehr bzw. ist der Patient nicht mehr berufstätig, ist das Ziel der Rehabilitation die möglichst vollständige Teilhabe und das Wiedererlangen der Autonomie. Dass Rehabilitation für alle Altersgruppen möglich und wichtig ist, konnte wiederholt belegt werden.

Ältere Menschen erhalten nach einem Schlaganfall in der Praxis allerdings oft nur eine beschränkte geriatrische Rehabilitation, während jüngere meist eine intensivere Neurorehabilitation bekommen. Dahinter steckt die Vorstellung, der ältere Mensch würde von einer intensiven Behandlung wenig profitieren oder wäre sogar überfordert. Dies ist längst widerlegt: ältere Schlaganfallpatienten profitieren nicht nur von der Neurorehabilitation, sie können sogar bis ins hohe Alter bemerkenswerte individuelle Fortschritte machen. Neurorehabilitation ist auch aus sozioökonomischer Sicht sinnvoll, da sie langfristig Kosten spart.

Die jüngsten Erkenntnisse zur Plastizität des menschlichen Gehirns zeigen, dass noch bessere Rehabilitationsergebnisse möglich sind. Eine große Chance bieten nicht invasive neuromodulatorische Verfahren wie die transkranielle Magnetstimulation (TMS) oder die transkranielle Gleichstromstimulation (TDCS), die begleitend zur Standardtherapieverfahren der Rehabilitation eingesetzt werden können.

So konnten beispielsweise Forscher der Berliner Charité zeigen, dass Patienten mit chronischer Sprachstörung (Aphasie) von einer Behandlung mit tDCS im Vergleich zu einer Schein-Stimulation auch noch nach sechs Monaten alltagsrelevant profitieren. Ähnliche Effekte konnten die Wissenschaftler der Uniklinik Köln bei Patienten mit Halbseitenlähmung in der Frühphase der Rehabilitation mittels TMS erzielen: Im Vergleich zur Scheinstimulation verbesserte sich die Handfunktion der TMS-stimulierten Patienten, wobei die Effekte auch noch drei Monate nach der Rehabilitation nachzuweisen waren.

Sinkende Mortalität

Dank der Erfolge in der Akutbehandlung des Schlaganfalls durch Lysetherapie und Thrombektomie ist der Schlaganfall heute nicht mehr die dritthäufigste, sondern nur noch die fünfthäufigste Todesursache in unserer Gesellschaft. Schlaganfallpatienten profitieren von der Behandlung auf Stroke Units, Einheiten, die auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. Die Kehrseite ist: Mehr Schlaganfallpatienten benötigen eine Rehabilitation, zumal die Anzahl der Schlaganfälle zunimmt.

Literatur

Knecht S, Roßmüller J, Unrath M, Stephan KM, Berger K, Studer B. Old benefit as much as young patients with stroke from high-intensity neurorehabilitation: cohort analysis. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2016 May;87(5):526–30. doi: 10.1136/jnnp-2015-310344. Epub 2015 Jun 11.
Meinzer M, Darkow R, Lindenberg R, Flöel A. Electrical stimulation of the motor cortex enhances treatment outcome in post-stroke aphasia.Brain. 2016 Apr;139(Pt 4):1152–63. doi: 10.1093/brain/aww002. Epub 2016 Feb 16.
Volz LJ, Rehme AK, Michely J, Nettekoven C, Eickhoff SB, Fink GR, Grefkes C. Shaping Early Reorganization of Neural Networks Promotes Motor Function after Stroke.Cereb Cortex. 2016 Jun;26(6):2882–2894. doi: 10.1093/cercor/bhw034. Epub 2016 Mar 14.

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