Donnerstag, März 28, 2024

Aspirin (ASS) zur Herzinfarkt- und Schlaganfall-Vorbeugung neu bewertet

Die Wirksamkeit von Aspirin (ASS, Acetylsalicylsäure) zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall hängt stark vom Körpergewicht ab.

D Standarddosis ASS – Acetylsalicylsäure, am bekanntesten unter dem Markennamen Aspirin – zur Herzinfarkt- und Schlaganfall-Vorbeugung ist bei Menschen mit höherem Körpergewicht weniger wirksam. Das zweigte eine unlängst im renommierten Fachmagazin »The Lancet« publizierte Studie. Wobei vor allem Männer keinen adäquaten Schutz durch eine normale Dosis von 75 bis 100 Milligramm ASS bekommen.



 

Aspirin (ASS) zur Herzinfarkt- und Schlaganfall-Vorbeugung dem Körpergewicht angepasst dosieren

Die Wirksamkeit von ASS, Aspirin, zur Herzinfarkt- und Schlaganfall-Vorbeugung hängt eben sehr stark vom Körpergewicht der Patienten ab. Die zitierte im „The Lancet“ veröffentlichte Arbeit unterstellt, dass nur ein Bruchteil der Risikopatienten mit der Standarddosis von 75 bis 100 Milligramm ASS ausreichend geschützt ist.

Ab einem Körpergewicht von 70 Kilogramm, so zeigte die Analyse von zehn Studien, sind niedrige ASS-Dosen weniger wirksam. Leichtere Menschen scheinen hingegen nicht von höheren Dosen zu profitieren.

Experten fordern aufgrund dieser Ergebnisse neue Studien mit ASS. Die derzeit praktizierte ‚One Dose Fits All‘-Strategie muss neu bewertet werden.

 

ASS in einer fixen Dosierung

Weltweit nimmt etwa eine Milliarde Menschen regelmäßig ASS in einer fixen Dosierung ein. Und zwar um damit einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder anderen vaskulären Ereignissen vorzubeugen. Der dadurch erreichte Schutz vor kardiovaskulären Ereignissen ist jedoch relativ gering.

Ein möglicher Grund könnte die nicht optimal ans Körpergewicht angepasste Dosierung sein, vermutete das internationales Team um Prof. Peter M. Rothwell aus Oxford im The Lancet. Die Wissenschaftler überprüften diese Hypothese anhand von zehn großen Studien zur primären Vorbeugung und vier Studien zur sekundären Vorbeugung nach Schlaganfall mit Aspirin (ASS).



 

Standarddosis für Leichtgewichte geeignet

Exakt 117.279 Menschen hatten an diesen Studien teilgenommen. Sie wurden anhand des Körpergewichts in Schritten von je zehn Kilogramm und anhand der Körpergröße in Schritten von je zehn Zentimetern in verschiedene Gruppen eingeteilt.

Dabei stellte sich heraus, dass niedrig dosiertes ASS (75–100 Milligramm täglich) bei Menschen zwischen 50 und 69 Kilogramm das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis um durchschnittlich 25 Prozent reduzierte. Schon ab 70 Kilogramm zeigte sich aber kein eindeutiger Nutzen mehr, und die Sterblichkeit bei einem ersten Ereignis war für Personen ab 70 Kilogramm sogar um ein Drittel erhöht.

Umgekehrt war hoch dosiertes ASS (≥ 325 Milligramm täglich) nur bei relativ schweren Menschen ab 70 Kilogramm geeignet zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall. Nicht aber bei denjenigen mit einem Gewicht unterhalb der 70-Kilogramm-Schwelle.

 

Viele Menschen in der Primär- und Sekundärprophylaxe vermutlich unterversorgt

Zu einem alten Medikament wie Aspirin solche neuen Aspekte zu finden ist überraschend. Jahrzehntelang haben wir ASS in einheitlichen Dosierungen verschrieben. Jetzt belegen die Analysen von Rothwell und Mitarbeitern überzeugend, dass das Körpergewicht einen erheblichen Einfluss auf die optimale Dosis in der Primär- und Sekundärprophylaxe des Schlaganfalls besitzt.

Etwa 80 Prozent aller Männer und die Hälfte aller Frauen wiegen mehr als 70 Kilogramm. Die Experten gehen davon aus, dass sehr viele Menschen in der Primär- und Sekundärprophylaxe unterversorgt sind. Man hält dazu auch vertiefende Forschungen für dringend notwendig. Auch im Hinblick auf eine eventuelle Neubewertung der aktuell gültigen Empfehlungen laut Leitlinien.




Literatur:

Rothwell PM et al.: Effects of aspirin on risks of vascular events and cancer according to bodyweight and dose. Analysis of individual patient data from randomised trials. Lancet. 2018 Jul 12. pii: S0140-6736(18)31133-4


Quellen: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)

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