Donnerstag, April 25, 2024

Aufklärung der Bevölkerung im Kampf gegen Schlaganfall

Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft sehen in der Aufklärung der Bevölkerung das Schlüsselelement im Kampf gegen den Schlaganfall.

Schlaganfälle sind eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen im Erwachsenenalter. Aufgrund der immer besseren Versorgung sinkt zwar die Sterblichkeit von Schlaganfallpatienten. Zudem nimmt auch das Pro-Kopf-Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ab. Dennoch rechnen Experten angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung mit steigenden absoluten Erkrankungszahlen. Meist sind es medizinische Laien sind, die Zeugen eines Schlaganfalls werden. Deswegen ist Aufklärung sehr wichtig, um im Ernstfall rasch eben den Ernst der Lage und typische Schlaganfall-Symptome erkennen zu können.

 

Schlaganfall durch Blutgerinnsel

Bei 85 Prozent der Fälle ist ein Blutgerinnsel schuld an einem Schlaganfall. Dabei blockiert ein Blutpfropf eine Gehirnarterie, was dann die jeweiligen Gehirnbereiche von der Durchblutung abschneidet. Dadurch kommt es zu den Schäden. Deutlich seltener verursacht das Reißen eines Blutgefäßes im Gehirn einen Schlaganfall.

„Was auch immer die Ursache ist – ein Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall“, sagt Prof. Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt an der Klinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus Bielefeld-Bethel. Denn mit jeder Minute, die bis zum Einsetzen der Therapie vergeht, steigt das Risiko für bleibende Schäden. Noch immer tragen bis zu 40 Prozent der überlebenden Schlaganfall-Patienten dauerhafte Einschränkungen davon.

 

Aufklärung über den FAST-Test: so kann man zuhause einen Schlaganfall rasch erkennen.

Das Bewusstsein für „Time is Brain“ ist in der Bevölkerung mittlerweile weit verbreitet. Dennoch sind viele Menschen unsicher, wie sie einen Schlaganfall erkennen können. „Als schnelle und laientaugliche Entscheidungshilfe hat sich der sogenannte FAST-Test bewährt, der die häufigsten Schlaganfall-Symptome abfragt“, sagt Schäbitz. Die Abkürzung FAST steht dabei für Face, Arm, Speech und Time.

Zuerst bittet man den betroffenen Patienten um ein Lächeln (Face). Wenn sich dabei das Gesicht einseitig verzieht, dann deutet das auf eine Gesichtslähmung hin.

Dann fordert man den Betroffenen auf, die Arme nach vorne zu strecken. Und dabei soll er die Handflächen nach oben drehen. Bei einer Lähmung, die meist einseitig auftritt, kann ein Arm die Hebung und/oder Drehung nicht mitvollziehen.

Schließlich wird der Betroffene noch gebeten, einen einfachen Satz nachzusprechen (Speech). Gelingt dies nicht oder nur sehr undeutlich, ist das ebenfalls als Warnsignal zu werten.

Wenn nur einer der drei Tests auffällig ist, dann muss man sofort den Notruf mit 112 wählen. Denn das vierte Stichwort „Time“ soll daran erinnern, dass dann jede Minute zählt. Zeit bedeutet Gehirn.

 

Youtube-Video zum FAST-Test

Mittlerweile ist der FAST-Test fester Bestandteil der Rettungssanitäterausbildung. Um ihn auch unter Laien bekannter zu machen, wurde unter Schirmherrschaft der DSG ein Video erstellt, das den Test anschaulich bebildert und vor allem junge Leute ansprechen soll. Das Video ist unter https://www.youtube.com/watch?v=SmZZLGnbWxc einsehbar.

 

Differenzialdiagnose

Im Grunde genommen können Schlaganfall-ähnliche neurologische Symptome wie Bewusstseinsstörungen, Lähmungen und starke Kopfschmerzen auch bei anderen Patienten auftreten. Und zwar kann das auch bei solchen mit schwerer Migräne sowie Epilepsie der Fall sein.

„In diesen Fällen spricht man von Schlaganfall-Mimics“, erläutert Schäbitz. Auch hier müsse in jedem Fall schnell reagiert und sofort das Rettungssystem aktiviert werden. Denn ob es sich nicht doch um einen Schlaganfall handelt, wird am besten in der nächsten Stroke-Unit geklärt. Diese auf die Diagnose und Akuttherapie des Schlaganfalls spezialisierten Stationen gibt es in unseren Breiten fast flächendeckend.

Dort sind die Abläufe in der Klinik vom Eintreffen bis zum Therapiebeginn weitgehend optimiert. Allerdings kann man die Zeit bis zum Eintreffen in der Stroke-Unit, die sogenannte präklinische Prozesskette, immer noch weiter verbessern. Hier liegt tatsächlich der größte Spielraum für die erfolgreiche Behandlung. Und bei diesem sind die Schlaganfall-Experten auch auf die Mithilfe und die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen angewiesen. Die Bemühungen zur Aufklärung über Schlaganfall der Bevölkerung dürfen daher auf keinen Fall nachlassen.

Literatur:

Busch MA, Kuhnert R (2017). 12-Monats-Prävalenz von Schlaganfall oder chronischen Beschwerden infolge eines Schlaganfalls in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2(1): 70-76, DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-010.


Quelle: Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)

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