Samstag, April 20, 2024

Kognitive Reserven im Gehirn erweitern

Bildung und geistige Aktivitäten wie Schachspielen, Lesen oder sozialer Austausch erweitern kognitive Reserven im Gehirn gegen Morbus Alzheimer.

Morbus Alzheimer entwickelt sich über einen Zeitraum von bis zu zwanzig Jahren und ist mit einem Gedächtnisverlust vergesellschaftet. Bildung und mentale Aktivität können kognitive Reserven im Gehirn erweitern und den Ausbruch der Krankheit hinauszögern. Dies sind Ergebnisse von mehreren Studien, die auf Positronen-Emissions-Tomographie-Untersuchungen basieren. Es wird empfohlen, dass man sich frühzeitig und bis ins hohe Alter etwa mit Zeitungslektüre, Gesprächen und Denkspielen wie Schachspielen geistig fit haltet, um der Alzheimer-Erkrankung vorzubeugen.

 

Morbus Alzheimer

Bei Morbus Alzheimer kommt es zu Eiweißablagerungen im Gehirn. Diese sogenannten Beta-Amyloide zerstören nach und nach Nervenzellen und Gedächtnis. Beta-Amyloide können mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung nachgewiesen werden, der Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Dafür erhalten die Patienten eine schwach radioaktiv markierte Substanz – die „Pittburgh compound B“ – in die Armvene injiziert. Über den Blutkreislauf gelangt dieser Radiotracer ins Gehirn, wo er sich an die Alzheimer-Proteine anlagert. So können Ort und Ausmaß der Ablagerungen erkannt werden.

Australische Nuklearmediziner haben diese Untersuchung bei einer Gruppe von 200 älteren Menschen im Abstand von 18 Monaten mehrfach durchgeführt, über einen Zeitraum von durchschnittlich vier Jahren. Resultat der Studie, die kürzlich in „Lancet Neurology“ veröffentlicht wurde: Die Forscher errechneten, dass die Eiweißablagerungen bereits zwanzig Jahre vor Ausbruch der Krankheit einsetzen. „Wir wissen jetzt, dass sich Alzheimer über einen langen Zeitraum entwickelt“, sagt Nuklearmediziner Moka.

 

Kognitive Reserven im Gehirn mit Bildung und geistige Aktivitäten erweitern

In einer Studie hatte ein Forscherteam eine Gruppe von geistig gesunden Senioren untersucht, die Eiweißablagerungen im Gehirn hatten und sich damit in einem frühen Alzheimer-Stadium befanden. Mit dem Radiotracer Fluorodeoxyglucose (FDG) wiesen die Wissenschaftler nach, wie stark die Ablagerungen das Gehirn bereits geschädigt hatten.

Einige Senioren hatten trotz deutlicher Ausfälle im FDG-PET noch normale Ergebnisse in den Demenztests und waren geistig voll auf der Höhe. Diese Studienteilnehmer konnten eine gute Ausbildung vorweisen, wie die Forscher herausfanden. Damit belegt die Studie, dass Bildung einen günstigen Effekt auf die Demenzentwicklung hat.

Bildung und geistige Aktivitäten wie Schachspielen, Lesen oder sozialer Austausch erweitern die kognitiven Reserven im Gehirn, die offenbar den Beginn der alzheimertypischen Hirnleistungsstörung hinauszögern. Experten gehen davon aus, dass diese kognitive Reserven helfen, Abbauvorgängen im Gehirn entgegenzuwirken, indem sie Kompensationsstrategien ermöglichen. Vermutlich werden andere Hirnregionen genutzt, um die täglichen Denkaufgaben zu erledigen.

Quellen:

Ewers M, Insel PS, Stern Y, Weiner MW; Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative (ADNI). Cognitive reserve associated with FDG-PET in preclinical Alzheimer disease. Neurology 2013; 80: 1194-201
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23486873

Villemagne VL, Burnham S, Bourgeat P, Brown B, Ellis KA, Salvado O, Szoeke C, Macaulay SL, Martins R, Maruff P, Ames D, Rowe CC, Masters CL; Australian Imaging Biomarkers and Lifestyle (AIBL) Research Group. Amyloid β deposition, neurodegeneration, and cognitive decline in sporadic Alzheimer’s disease: a prospective cohort study. Lancet Neurology 2013; 12: 357-67
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23477989

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