Samstag, April 20, 2024

Salon A: Arzneimittelversorgung und Erstattung

Salon A – Gesellschaft der österreichischen Apotheker: Pharmig-Präsident Mag. Martin Munte und HV-General Dr. Josef Probst als Impulsredner.

Auf Einladung von Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr fand nicht nur ein weiterer, sondern dank der beiden Impulsredner auch besonders spannender Salon A statt. Mit Mag. Martin Munte, Präsident der Pharmig (Verband der Pharmazeutischen Industrie Österreichs) und Dr. Josef Probst, Generaldirektor im Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger, konnten zwei Ehrengäste gewonnen werden, die im wahrsten Sinne des Wortes wissen wovon sie reden. Diskutiert wurde unter anderem über die Erstattung und die Indexierung sowie über hochpreisige Medikamente in diesem Zusammenhang. Vor diesem Hintergrund war auch eine Diskussion über die zukünftige Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems unausweichlich.

Arzneimittel und deren Weg in die Erstattung sind für die Wirtschaft und die gesamte Versorgungskette ein wichtiges Thema. Partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Patientenversorgung ist somit allen Involvierten ein höchstes Anliegen. Bis 2014 haben die partnerschaftlichen Gespräche gut funktioniert. Seither, so die Salon A Obfrau Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, ist das Klima rauer geworden und die korrespondierenden Verhandlungen werden mühsamer und unberechenbarer im Hinblick auf die Ergebnisse. „Dies könnte wiederum die Versorgung der Bevölkerung in Mitleidenschaft ziehen und zweifelsfrei Auswirkungen auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich haben. „Thema des Abends ist daher die Analyse der gesamten Versorgungskette und das Aufzeigen von Optimierungspotenzial“, so Mursch-Edlmayr einleitend.

Partnerschaftlicher Aspekt entscheidend

Mag. Martin Munte, seit 2013 im Pharmig Vorstand und seit 2016 Präsident der Pharmig, betonte eingangs, dass er die bisherigen partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Playern im Gesundheitssystem sehr schätze – und zwar trotz der hohen Zahlungen seitens der Industrie. „Darüber hinaus ist mir Transparenz in Hinblick auf Daten und Fakten ein entscheidendes Anliegen. Damit meine ich eine realistische Voraussicht auf die künftige Arzneimittelkostenentwicklung. Diese ist auch für einen raschen Weg von Innovationen zum Patienten entscheidend. Zudem spielt für uns auch die Veröffentlichung der geldwerten Leistungen, in Zusammenhang mit den jeweiligen Fachkreisen im Sinne einer umfassenden Transparenz, eine Rolle, wie sie seit heuer von den Unternehmen betrieben wird“, so Munte zu seinen Kernanliegen als Pharmig-Präsident. Die Pharmig vertritt als freiwilliger Interessensverband eine Industrie mit 18.000 Mitarbeitern und damit eine wesentliche Wirtschaftskraft. „Wir stehen alle für eine hochqualitative Versorgungskette und müssen uns daher gemeinschaftlich um die Zukunft des Systems kümmern. Der Pharmarahmenvertrag ist europaweit ein absolutes Positivbeispiel für diese partnerschaftliche Zusammenarbeit“, hielt Munte fest.

Auch der Generaldirektor im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Dr. Josef Probst, sprach einleitend seine Wertschätzung gegenüber dem partnerschaftlichen Umgang innerhalb des Systems aus, ließ aber kontroversielle Themen, wie etwa jenes der Verbesserung der Bevorratung in Österreich, nicht unausgesprochen.

Kernkompetenz der Apotheker präzisieren

„Seitens der Sozialversicherung interessiert uns eine qualitativ hochwertige Versorgung und gutes Service. Das bedeutet auch angemessene Versorgung rund um die Uhr. Daneben müssen wir selbstverständlich die Kostenentwicklung in vernünftigen Bahnen halten. In Österreich führen wir im Rahmen der Gesundheitsreform gerade eine Diskussion über die Stärkung der Primärversorgung:
Primärversorgungszentren und Primärversorgungsnetzwerke. Vor diesem Hintergrund rate ich darüber nachzudenken, was die Apothekerschaft als ihr Kerngeschäft – im Sinne ihrer Kernkompetenz – für die Zukunft sieht. Hier wird man sich jedenfalls Modelle und entsprechende Aufgaben überlegen müssen“, so Dr. Josef Probst.
Mit der klinisch-pharmazeutischen Ausbildung ortet Probst hier jedoch großes Potenzial und er ließ keinen Zweifel daran, dass die hochqualitativen Leistungen der Pharmazeuten einen großen Wert für die Sozialversicherung haben. Gemeinsam werden wir nachdenken müssen, welche Apothekengrößen versorgungspolitisch und ökonomisch sinnvoll sind. Wenn wir dort und da zur Versorgung der Bevölkerung kleinere Apotheken brauchen, müssen wir unter Umständen das Bezahlungssystem zwischen großen und kleinen noch etwas variieren.

Patientenberatung in Gefahr

Neben den hochpreisigen Medikamenten kommen immer mehr billige Medikamente im Bereich von 1-2 Euro am Markt. Damit gewinnt das Thema der Indexierung für die gesamte Versorgungskette immer mehr an Bedeutung. Salon A Vizepräsidenten Mag. pharm. Corinna Prinz-Stremitzer: „Es muss eine adäquate Weiterentwicklung zwecks Gewährleistung der umfassenden Beratungsleistung für die Patienten durch die Apotheken geben. Billigstprodukte müssen auf einen Mindestbetrag angehoben werden.“

www.salon-a.at

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