Donnerstag, April 18, 2024

Welche Risikofaktoren Impotenz und Erektionsstörungen fördern

Heutzutage fördern immer mehr, vor allem vaskuläre Risikofaktoren Impotenz und Erektionsstörungen beziehungsweise erektile Dysfunktion.

Impotenz – Erektile Dysfunktion (ED) – wird das Unvermögen bezeichnet, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erlangen und aufrechtzuerhalten. Dabei sind Erektionsstörungen heutzutage eine sehr häufige und kostspielige urologische Erkrankung. Wesentliche Ursachen für eine Impotenz gelten vaskuläre Risikofaktoren (Diabetes, Bluthochdruck), neurologische Schäden, manche Operationen, Lebensstilfaktoren, psychische Probleme, Stoffwechselerkrankungen sowie Nebenwirkungen von Medikamenten.



 

Was man bei Impotenz gegen seine Erektionsstörungen tun kann

Im Grunde genommen helfen anfangs oft schon Änderungen des Lebensstils. Dazu zählen der Rauchstopp, körperliches Training sowie Gewichtsverlust. Bei betroffenen Patienten nützen die Kontrolle von Diabetes, Bluthochdruck und Hyperlipidämie.

Orale Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) gelten als Mittel der Wahl. Zweite Wahl sind Alprostadil und Vakuumgeräte. Wobei auch verschiedene pflanzliche Mittel einen Versuch wert sind. Chirurgisch implantierte Penisprothesen sind eine Option, wenn andere Behandlungen unwirksam waren. Denn betroffenen Männern sollte man auch eine psychotherapeutische Beratung anbieten. Verschiedene Studien untersuchten jüngst dazu die Kostenwirksamkeit.

 

Risikofaktoren für Impotenz

Impotenz ist ein häufiges Problem, das aufgrund der demographischen Entwick­lung in Europa und den USA an Bedeutung weiter zugenommen hat. Als wesentliche Ursachen in der Entstehung der Impotenz gelten vaskuläre Risikofaktoren wie Diabetes mellitus und Hypertonie, neurologische Schäden wie der Morbus Parkinson, Trauma oder Operation im kleinen Becken, Lebensstilfaktoren (Alkohol, Nikotin, …), psychische Ursachen (Depression, Stress, …), Stoffwechselerkrankungen sowie beispielsweise medikamentöse Nebenwirkungen (Betablocker, Antidepressiva, …).

Nach der Einführung der Phosphodiesteraseinhibitoren – der PDE-5-Hemmer mit den Wirkstoffen Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil­ und Avanafil – in die Therapie der Impotenz, rückte, ausgelöst durch deren Wirkmechanismus, die Gefäßkomponente immer stärker in den Mittelpunkt.

Schließlich sind detaillierte Kenntnisse vaskulärer Risikofaktoren mit deren konsekutiven Folgen für die funktionelle und strukturelle Integrität des arteriellen Systems grundsätzlich von höchster Wichtigkeit, da sie neben Tumorerkrankungen hauptverantwortlich für Mortalität und Morbidität in unserer Gesellschaft sind. Unabhängige Risikofaktoren für das Vorliegen einer Impotenz sind Alter, geringe körperliche Aktivität, Stress, Bluthochdruck, Diabetes und Hyperlipidämie.

 

Impotenz als Risikofaktor für koronare Herzerkrankung und Schlaganfall

Es gibt die Annahme, dass Schäden im penilen arteriellen System aufgrund des geringeren Gefäßquerschnittes schneller Beschwerden verursachen. Verglichen mit den Koronarien oder dem zerebralen System. Deswegen sollen Erektionsstörungen ein erhöhtes Risiko für Herzereignisse oder Schlaganfall widerspiegeln. Das Risiko, innerhalb von zehn Jahren eine koronare Herzerkrankung oder einen Schlaganfall zu erleiden, wurde dabei anhand der Framingham-Risikoprofile errechnet.



Männer mit moderater bis schwerer Impotenz hatten in einer Studie ein um 65% erhöhtes 10-Jahresrisiko für KHK im Vergleich zu Männern ohne Erektile Dysfunktion. Dieser Unterschied war bei Männern mit milder Impotenz nicht nachzuweisen. Bezüglich des Insultrisikos (10 Jahre) betrug die Steigerung 43% bei Männern mit moderater bis schwerer Erektiler Dysfunktion im Verhältnis zu Männern ohne Impotenz.

 

Gefäßschäden und erektile Dysfunktion bei gesunden Männern

Durch den engen Zusammenhang zwischen Impotenz und Gefäße stellt sich die Frage, ob die Impotenz nicht umgekehrt auf bis dato nicht bekannte Risiken hinweisen kann. Das gilt umso mehr bei jungen Männern. Denn dann kann die Änderung des Lebensstils und die Abklärung und Behandlung frühzeitig und sehr wirksam erfolgen. Neben dem Alter hängen auch erhöhte Werte für Gesamtcholesterin und LDL mit moderater bis schwerer Impotenz zusammen. Hierzu haben Männer mit Gesamtcholesterinwerten über 240mg/dl ein 2,7-fach erhöhtes Risiko für Erektile Dysfunktion. Außerdem erhöht sich das Risiko für LDL >160mg/dl um das 2,6-fache.

 

Metabolisches Syndrom und Impotenz

Eine der häufigsten und nach wie vor ansteigenden Grunderkrankungen ist das Metabolische Syndrom. Dieses ist bedingt durch viszeral betonte Adipositas, erhöhten Insulinspiegel sowie Insulinresistenz. In weiterer Folge entstehen Diabetes mellitus, Hypertonie sowie Hyperlipidämie und Atherosklerose. Jedenfalls litt bei Männern über 50 Jahren fast jeder Betroffene an einer fortgeschrittenen Impotenz (48%).

 

Fazit

Gemäß vorliegender Studienergebnisse ist die Impotenz ein häufiges Beschwerdebild, das dabei in der männlichen Bevölkerung sehr vom Alter abhängt. Unter dem Strich stehen als Risikofaktoren eindeutig vaskuläre Ursachen (Diabetes mellitus, Hypertonie, Hyperlipidämie) im Vordergrund. Daraus folgernd hängt Impotenz mit anderen vaskulär bedingten Erkrankungen wie KHK oder Schlaganfall zusammen.

Aufgrund dieser Beziehung zu den Vaskulären Ursachen gilt die Erektile Dysfunktion sogar als Warnsignal für potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen. Dazu gehören Herzinfarkt und Schlaganfall.



Frühe Schädigungen der endothelialen Funktion durch einen gestörten Fettstoffwechsel und deren Auswirkung auf Impotenz lassen sich bereits bei jungen Männern zeigen. Auch der Einfluss weit verbreiteter Erkrankungen wie dem metabolischen Syndrom ist unmittelbar mit einem erhöhten Risiko für Impotenz verbunden. Aussagekräftig sind übrigens die Östradiol-Spiegel im Serum, die man im Rahmen einer andrologischen Untersuchung bestimmen kann.

 

Impotenz und die Gefäße

Es gibt somit eine enge und vielfältige Verbindung von Impotenz und den Hauptaspekten vaskulärer Risiken. lassen sich unter dem Strich im Wesentlichen 3 Hauptgesichtspunkte ableiten.

  1. Den Impotenz-Patient muss man grundsätzlich auch bezüglich vaskulärer Grunderkrankungen beraten.
  2. Zugrunde liegende vaskuläre Erkrankungen hängen stark mit unserem Lebensstil zusammen. Hier bringen positive Änderungen meist rasch gute Erfolge.
  3. Wenn man dies Zusammenhänge den betroffenen Patienten erklärt, so sind sie meistens sehr positiv einer Behandlung gegenüber eingestellt.

Literatur:

Rew et al. Erectile Dysfunction. Am Fam Physician. 2016 Nov 15;94(10):820-827.

Zuniga et al. The association between elevated serum oestradiol levels and clinically significant erectile dysfunction in men presenting for andrological evaluation. Andrologia. 2019 Jul 17:e13345. doi: 10.1111/and.13345.

Rezaee et al. A Review of Economic Evaluations of Erectile Dysfunction Therapies. Sex Med Rev. 2019 Jul 17. pii: S2050-0521(19)30058-7. doi: 10.1016/j.sxmr.2019.06.001.


Quelle:

Impotenz: Was alles ­dahinter steht. Dr. Anton Ponholzer, Univ.-Doz. Michael Rauchenwald, Univ.-Doz. Stephan Madersbacher. MEDMIX 12/2006.

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