Sonntag, März 17, 2024

Richtige Ernährung für psychisch kranke Menschen

Psychisch kranke Menschen brauchen eine gesunde Ernährung, denn sie leiden häufig unter Gewichtsproblemen – wegen mangelnder Selbstkontrolle und mancher Medikamente.

Psychisch kranke Menschen verlieren meist den Bezug zum eigenen Körper, eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung kommen dabei häufigzu kurz. Zudem kann durch die Psychopharmakotherapie eine Gewichtserhöhung auftreten und die Compliance negativ beeinflussen.

 

Nachvollziehbare und leistbare Möglichkeiten der Gewichtsreduktion für psychisch kranke Menschen

Ein frühes Ansprechen der Gewichtsprobleme und nachvollziehbare und leistbare Möglichkeiten der Gewichtsreduktion sind besonders entscheidend für die Lebensqualität und Lebenserwartung psychisch Kranker.



Verschiedene Programme für psychisch Kranke zu Ernährung und Bewegung bieten Beratungen und Gruppendiskussionn zum Thema gesunde Ernährung, gemeinsames Einkaufen, Kochen und sportliche Aktivitäten.

Therapeuten und Betreuer sollten psychisch kranke Menschen aktiv auf bereits bestehende Gewichtsprobleme und ihre Ernährung ansprechen. Bei zahlreichen antipsychotischen und antidepressiven Wirkstoffen ­wird zu Beginn der medikamentösen Therapie darauf hingewiesen, dass als Nebenwirkung Gewichtsprobleme auftreten könnten.

Weiter wird erörtert, was der betroffenen psychisch kranken Menschen dagegen prophylaktisch tun können. Psychisch kranke Frauen haben damit oft ein größeres Problem und wird dementsprechend schon früher als bei Männern thematisiert.

Im Grunde genommen versuchen die behandelnde Ärzte, Therapeuten und Betreuer sofort herauszufinden, wie die Lebensgewohnheiten aussehen und welche Ernährungsgewohnheiten bestehen. Dahingehende Gespräche liefern meist schon Anhaltspunkte, um entsprechende Änderungen des Lebensstils vornehmen zu können.

 

Unterstützende Möglichkeiten für psychisch kranke PatientInnen, um ­deren Gewichtsprobleme »besser in den Griff« zu bekommen

Zu Beginn einer Ernährungsberatung (und auch Bewegungsberatung) sollten psychisch kranke PatientInnen Ess-Protokolle führen. Dabei geht es in erster Linie nicht darum, sofort etwas zu verändern, sondern mehr zum bewusst machen: „wie esse ich, wann und in welchen Situationen esse ich“.

Sehr viele psychisch kranke PatientInnen haben dabei das erste »Aha«-Erlebnis und erkennen selbstständig die wichtigen Zusammenhänge, die der Therapeut dann aktiv unterstützen kann. Weiters ist eine Aufklärung im Sinne einer gesunden Ernährung wichtig.

In diesem Zusammenhang sollten die vom Patienten bevorzugten Lebensmittel erörtert und gegebenenfalls Lösungen gefunden werden, falls das Essen nicht allgemeinen Empfehlung entspricht oder wenn man einfach an der Art der Zubereitung Dinge positiv verändern könnte.

 

Bewegung ist für psychisch kranke Menschen ein wichtiges Puzzlestück zur Verbesserung des Gewichts- und allgemeinen Gesundheitszustands

Psychisch kranke sollten auch bezüglich ihrer Bewegungsgewohnheiten befragt werden. In Folge kann dann gemeinsam erörtert werden, welche positiven Veränderungen machbar wären. Auch dabei ist Lebenssituation entscheidend: Man muss herausfinden, wie viel an Sport und Bewegung man dem Betroffenen schmackhaft machen kann.

Sportarten wie Nordic Walking, die psychisch kranke Personen gemeinsam in Gruppen ausüben können und so noch mehr Spass machen, werden hier bevorzugt angenommen.



 

Psychisch kranke sollte ihre Angehörige einbeziehen

Sowohl im Zusammenhang mit der Ernährungs- als auch der Bewegungsberatung ist die Information und Integration der Angehörigen bedeutend. Wenn beispielsweise ein Angehöriger mit spazieren geht, ist das sehr positiv und unterstützend.

Dies gilt auch für Änderungen der Ernährungsgewohnheiten, unter anderem was den Einkauf oder auch vernünftige Zubereitungsmethoden betrifft, die der psychisch kranke Patient alleine nicht durchzuführen vermag.

 

Ernährungs- und Bewegungsberatung werden sehr gut angenommen

Grundsätzlich nehmen psychisch kranke PatientInnen eine Ernährungs- und Bewegungsberatung sehr gut an. Die Besprechung anderer Themen statt der reinen Symptombehandlung scheint auch eine willkommene Abwechslung in der Arzt / Therapeut-Patientenbeziehung zu sein.

Dies führt dazu, dass psychisch kranke PatientInnen eine höhere Wertgeschätzung empfinden, da sie als gesamter Mensch und nicht nur als psychisch kranke Person wahrgenommen werden.

 

Besseres Lebensgefühl für den Einzelnen

Häufig kommt es durch die angesprochenen Maßnahmen zu einer Gewichtsreduktion und einem besseren Lebensgefühl. Doch für viele Betroffene ist nicht einfach, über einen längeren Zeitraum ihr Leben dahingehend umzustellen.

Dennoch ist die besprochene Ernährungs- und Bewegungsberatung auch im Sinne der Compliance der medikamentösen Therapie vorteilhaft.

Denn die Patienten sind eher bereit, sich auf eine medikamentöse Therapie einzulassen, wenn man Nebenwirkungen, die auftreten können, aktiv anspricht und auch Lösungen anbieten kann.

Sie fühlen sich wie erwähnt ernster genommen, eine Gewichtszunahme als Nebenwirkung kommt nicht völlig unerwartet.




Literatur:

Firth J, Veronese N, Cotter J, et al. What Is the Role of Dietary Inflammation in Severe Mental Illness? A Review of Observational and Experimental FindingsFront Psychiatry. 2019;10:350. Published 2019 May 15. doi:10.3389/fpsyt.2019.00350

Raju MSVK. Medical nutrition in mental health and disorders. Indian J Psychiatry. 2017;59(2):143–148. doi:10.4103/psychiatry.IndianJPsychiatry_193_17


Quelle:

­»GESÜNDER LEBEN leicht gemacht«. OA Dr. Margot Pühringer im ­Gespräch über das Programm zu gesünderem Lebensstil ­und Ernährung psychisch kranker Menschen. MEDMIX 12/2005. S 88.

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