Mittwoch, April 24, 2024

RheumaPreis 2019 für Menschen mit Rheuma im Beruf

Der RheumaPreis 2019 für Menschen mit Rheuma im Beruf geht an Mercedes-Benz Werk Mannheim, Kreis Herford und die Universität Hamburg.

Die Initiative RheumaPreis ehrte in Dresden bereits zum elften drei Arbeitnehmerinnen und ihre Arbeitgeber mit der gleichnamigen Auszeichnung. Der RheumaPreis 2019 würdigte dabei herausragende Lösungen, die es Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen ermöglichen, weiter am Berufsleben teilzuhaben.

 

Aufrheumen im Beruf als Motto des RheumaPreis 2019

Hürden am Arbeitsplatz abbauen und damit Menschen mit Rheuma eine Integration in das Berufsleben weiterhin ermöglichen. Darauf nimmt das Motto des RheumaPreises 2019 „Aufrheumen im Beruf“ Bezug. Der mit jeweils 3 000 Euro dotierte RheumaPreis soll zu mehr Offenheit im Umgang mit der Erkrankung ermutigen und dazu beitragen, dass ein aktives Berufsleben für Menschen mit Rheuma zur Selbstverständlichkeit wird.

„Menschen mit Rheuma sind vollwertige Mitarbeiter mit all ihren Stärken und Schwächen. Die natürlich auch mal ausfallen oder schwere Dinge nicht heben können“, sagt Professor Dr. med. Matthias Schneider vom Universitätsklinikum Düsseldorf und Mitinitiator des RheumaPreises im Vorfeld der Preisverleihung.

„Wenn ihre Erkrankung von anderen Menschen anerkannt und verstanden wird, können auch gemeinsam Lösungen gefunden werden. Dafür muss natürlich zuerst der Mensch mit Rheuma selbst darüber sprechen wollen.“

 

Gelungenes Beispiel zu rheumatoider Arthritis

Wie gut die Integration von Menschen mit Rheuma dann aber gelingen kann, dies zeigten die Beispiele der drei Preisträgerinnen des RheumaPreises 2019 – Petra Ammann, Carolin Tödtmann und Jana Schmalisch – vorbildlich. Seit sieben Jahren lebt Petra Ammann mit der entzündlichen Gelenkerkrankung rheumatoide Arthritis. „Die Krankheit kam aus heiterem Himmel“, erinnert sich die Mutter eines erwachsenen Sohnes. „Innerlich habe ich einen zermürbenden Kampf geführt und mein Rheuma verflucht. Bis ich erkannt habe, dass ich diesen Kampf nur verlieren kann, wenn ich die Krankheit nicht als Teil von mir annehme“, sagt Petra Ammann. Ihr Motto lautet: „Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht.“

Eine wichtige Stütze sind nach wie vor ihr Ehemann Peter, der ihr zu Hause viele Tätigkeiten abnimmt und stets für alle Sorgen ein offenes Ohr hat, und auch andere Rheuma-Patienten, die Petra Ammann über die Rheuma-Liga und Selbsthilfegruppen kennen- und schätzen gelernt hat, in denen sie sich heute selbst engagiert. Dankbar ist sie für die große Unterstützung ihres Arbeitgebers und der Kollegen. „Ich bin immer auf großes Verständnis gestoßen und mein Gesundheitszustand wurde zu jedem Zeitpunkt berücksichtigt“, sagt Preisträgerin Petra Ammann, die sich heute selbst in der Schwerbehindertenvertretung engagiert.

Seit 1999 arbeitet Petra Ammann im Mercedes-Benz Werk Mannheim. Zunächst in der Werkskantine und später aufgrund ihrer Erkrankung im Bereich „Verpackung und Verladung“, der für sie angepasst wurde. „Die Umgestaltung des Arbeitsplatzes von Frau Ammann zeigt, dass wir durch Flexibilität und individuelle Lösungen am Arbeitsplatz viel erreichen können. Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolgs. Ihre Gesundheit steht für uns an erster Stelle und wir sind bestrebt, gerade auch im ergonomischen Bereich optimal zu unterstützen“, so die Vorgesetzte von Frau Ammann, Karen Henne, Leitung Kompetenzzentrum Gießerei und Zentrallogistik.

 

Mit Morbus Bechterew am Arbeitsplatz erfolgreich

Preisträgerin Carolin Tödtmann erzählt: „Ich habe am Arbeitsplatz von Beginn an offen über meine Erkrankung Morbus Bechterew gesprochen. Mein Arbeitgeber, der Kreis Herford, hat großes Verständnis dafür gezeigt und mich unterstützt, ebenso wie meine Kollegen, darunter die Schwerbehindertenvertreterin sowie die Beauftragte für Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). So kann ich zum Beispiel in schwierigen Phasen mehr im Homeoffice arbeiten.“

Ihr heutiger Arbeitsplatz beim Sozialamt des Kreises Herford, wo sie für „Hilfe zur Pflege in Einrichtungen“ zuständig ist, ist ergonomisch angepasst: Er verfügt über ein Headset sowie einen individuell angepassten Bürostuhl und bietet die Möglichkeit für Homeoffice. Außerdem hat Carolin Tödtmann ein Büro mit barrierefreiem Zugang im Hauptgebäude erhalten, das mit Aufzügen ausgestattet ist. Damit sie unnötige Wege vermeidet, steht ihr ein fester Pkw-Stellplatz in der Tiefgarage zur Verfügung.

„Durch Morbus Bechterew habe ich gelernt, gute Phasen bewusster zu genießen. Und auch in schlechten Zeiten Momente der Zufriedenheit zu finden. Mein Rat an Betroffene: Lebt eure Träume und setzt euch realistische Ziele! Mein Ziel ist, meine Vollzeitstelle dauerhaft wieder auszufüllen“, so Carolin Tödtmann.

„Wir sehen es als zwingende Aufgabe an, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben zu fördern und konkret auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen“, sagt Norbert Burmann, der Dezernent der Verwaltungsleitung Kreis Herford. Carolin Tödtmann habe sehr offen über die Erkrankung gesprochen. Dadurch konnte man ihr schnell helfen. Dieses Vertrauen habe das Team mit großer, bereitwilliger Hilfe und Unterstützung erwidert.

 

Aktiv nach sechs Wirbelsäulen-Operationen

Von ihrem Traum, einmal ein eigenes Bistro oder Restaurant leiten zu können, musste sich die gelernte Hotelfachfrau Jana Schmalisch nach einem Autounfall im Jahr 2009 und insgesamt sechs Wirbelsäulen-Operationen verabschieden. Erst während der begonnenen Umschulung zur Kauffrau für Bürokommunikation, die sie aus gesundheitlichen Gründen zunächst abbrechen musste, wurde die Diagnose Morbus Bechterew bei der heute 43-Jährigen gestellt.

Endlich war eine Erklärung für die starken Rückenschmerzen durch die nun sichtbaren Versteifungen der Iliosakralgelenke gefunden. Die chronische Erkrankung hatte sich im Rückblick bereits in der Jugend durch Rückenschmerzen bemerkbar gemacht.

Nachdem Medikamente aus der Gruppe der Biologika anschlugen, konnte sie ihre kaufmännische Umschulung erfolgreich abschließen. Und im Anschluss im Lehrveranstaltungsmanagement der Technischen Universität Dresden arbeiten. Parallel absolvierte sie ein Fernstudium zur Wirtschaftsfachwirtin.

„Ich habe gelernt, mit der Krankheit umzugehen und jeden Augenblick in meinem Leben zu genießen“, erklärt die Preisträgerin. „Ich lebe nach dem Achtsamkeitsprinzip und sauge die kleinen, schönen Momente auf, von denen ich in schlechten Phasen zehre“, sagt Jana Schmalisch, die sich heute auch in der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) engagiert.

„An meinem jetzigen Arbeitsplatz als Lehrveranstaltungs- und Prüfungsmanagerin im Studienbüro Sozialökonomie an der Universität Hamburg beeindruckt mich die vielfältige Unterstützung meines Vorgesetzten, der Schwerbehindertenvertretung und meiner Kollegen. Je nachdem, wie es mir gerade geht, kann ich mich mit meinen Fähigkeiten einbringen“, so Jana Schmalisch.

„Durch vertrauensvolle Abstimmung in regelmäßigen Terminen versuchen Jana Schmalisch und ich, ihre gesundheitlichen Entwicklungen im Blick zu behalten. Und stets einen Aufgabenzuschnitt zu gewährleisten, in dem sie ihre Kompetenzen und Fähigkeiten voll einbringen kann“, sagt Manuel Schröder, kommissarischer Leiter des Studienbüros Sozialökonomie.

Quelle: RheumaPreis 2019 – https://www.rheumapreis.de/

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