Dienstag, April 16, 2024

Remifentanyl bei neuropathischen Schmerzen

Remifentanyl – das synthetische, kurz wirksame µ-Opioid erweitert für Patienten mit neuropathischen Schmerzen nach einer Gürtelrose die Therapie.

Remifentanyl ist ein synthetisch hergestelltes, sehr kurz wirksames und sehr stark wirkendes µ-Opioid, dessen stark schmerzlindernde, analgetische Potenz etwa dem struktur verwandten Fentanyl entspricht. Remifentanyl ist sehr gut steuerbar und wird in der Regel durch kontinuierliche intravenöse Infusion eingesetzt. Das µ-Opioid wird neben der Schmerzlinderung auch zur Sedierung im Rahmen chirurgischer Eingriffe und in der Intensivpflege gegeben.

Sehr häufige Nebenwirkungen sind Bradykardie (also mit Herzschlag unter 60 Schläge pro Minute – häufiger als bei anderen Opioiden) und Hypotension auf. Häufigkeit und Intensität der Muskelrigidität am Brustkorb hängt von Dosierung und Geschwindigkeit der applizierten Wirkstoffgabe ab.

Das synthetische Remifentanyl hat eine sehr kurze Wirkungsdauer mit einer Halbwertszeit von 3 bis 10 Minuten, ist zweimal stärker als die verwandte Substanz Fentanyl und etwa hundert Mal stärker als Morphin. Die Wirkung tritt schnell und vorhersehbar nach etwa 1 Minute ein.

 

Remifentanyl bei chronischen neuropathischen Schmerzen nach Herpes Zoster

Unlängst wurde eine weitere mögliche Nutzung bei chronischen neuropathischen Schmerzen entdeckt. Nun wird vermutet, dass Remifentanyl bei chronischen Schmerzen vorliegende, langfristig wirksame Veränderungen der Schmerzleitung via Nervenzellen rückgängig machen könnte. Diese Effekte – die ursprünglich im Tierversuch beobachtet wurden, wurden in einer Studie bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen nach Herpes Zoster bestätigt.

Opioide – grundsätzlich Goldstandard auf der WHO-Schmerzskala in der Behandlung von mittleren bis schweren Schmerzen – konnte die bei der Chronifizierung von Schmerzen langfristig aufrecht erhaltene Übererregbarkeit von Nervenfasern (den C-Fasern) und Synapsen zur Weiterleitung der Schmerzsignale wieder rückgängig machen. In der erwähnten Herpes-Zoster-Studie erhielten 21 Patienten mit sogenannter Post-Zoster Neuralgie im Zeitraum von einer Stunde eine hoch dosierte Remifentanyl-Infusion.

Die Veränderung der Schmerzintensität wurde bis zu einer Woche beobachtet, ein weiterer gemessener Parameter war beispielsweise die Schmerzempfindlichkeit bei mechanischen Reizen. Die Wirkung von Remifentanyl auf die chronischen Schmerzen wurde durch den Vergleich des Befundes vor und sieben Tage nach der Therapie bestimmt.

Die Daten von 20 ausgewerteten Probanden zeigten, dass elf (55 Prozent) auf die Therapie anspachen. Bei acht Patienten kam es zu einer mindestens 50-prozentigen Verringerung der Schmerzintensität. Sowohl am Tag nach der Behandlung als auch eine Woche nach der Infusionstherapie zeigte sich im Durchschnitt eine deutliche Reduktion der Schmerzintensität (eine Verringerung im Durchschnitt um 61 Prozent nach einer Woche), die Therapie offenbar noch besser wirkte, wenn die Patienten vor der Behandlung Anzeichen einer deutlich erhöhten Schmerzempfindlichkeit aufwiesen.

Quelle: Prosenz, Sandkühler et al.: The Effect of High-Dose Remifentanil on the Reversal of Neuropathic Pain

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