Freitag, April 26, 2024

Psychosomatik in der Zahnmedizin

Nacken- und Kopfschmerzen, Erektionsstörungen bis hin zu Depressionen: „An jedem Zahn hängt ein ganzer Mensch.“-Paracelsus. Erkrankungen am Zahn stellen nicht nur ein ästhetisches Problem dar, sondern bedeuten viel mehr Schmerzen, Schäden und weitreichende Folgen für den ganzen Körper. Mit einer zahnärztlichen, ärztlichen oder orthopädischen Diagnose und Behandlung können diese unangenehmen Empfindungen weitestgehend beseitigt werden. Oft können bereits Zahnschienen, einfache Füllungen oder umfangreiche Zahn-OPs helfen die psychosomatischen Schäden zu minimieren oder vollkommen aufzulösen.

 

Der Einfluss geschädigter Zähne auf die Psyche

Der Ansatz der Zahnmedizin ist, dass Zähne sowie der Mundraum, der Ursprung vieler akuter und chronischer Krankheiten sein können. Somit kann ein kranker Zahn leicht den gesamten Körper schwächen und zu starken gesundheitlichen Problemen führen. „Jedem Zahn ist ein Organ zugeordnet.“ – Wenn ein Zahn erkrankt ist, kann sich dies an dem zugehörigen Organ äußern und umgekehrt, also wenn ein Organ erkrankt ist, kann sich dies auf den jeweiligen Zahn auswirken.

Hinter dieser Definition steckt die Psychosomatik. Unter Psychosomatik versteht man Erkrankungen, deren Ursachen sich nicht oder nicht vollständig körperlich erklären lassen. Als Teilgebiet der Medizin beschäftigt sich die Psychosomatik mit den Wechselwirkungen zwischen psychologischen, biologischen sowie sozialen Bedingungen von Erkrankungen.

Dabei besteht hier ein Einfluss der geschädigten Zähne auf die Psyche sowie der geschädigten Psyche auf die Zähne. Diese Wechselwirkung kann zudem weitere Erkrankungen hervorrufen. Um sich von den Beschwerden langfristig zu befreien, muss die Ursache ermittelt werden, so dass beide Störfelder, Zähne als auch Organismen, behandelt werden können.

 

Welche Krankheiten können durch schlechte Zähne entstehen?


Depressionen:

Das Immunsystem kann die Gefühlslage steuern. Dabei können bereits kleinere Zahnwurzelentzündungen und Bakterien im Mundraum die menschliche Psyche beeinflussen, sodass Betroffene depressiv werden.


Kopfschmerzen und Migräne:

Eine Gleichgewichtsstörung im Kausystem kann Einfluss auf die Körperhaltung sowie Bewegung haben. Infolgedessen können Kopfschmerzen verschiedenster Art auftreten. Oftmals ist eine Funktionsstörung im Bereich des Kiefers und der Mundmuskulatur, Grund für die im Kauen auftretenden Schmerzen.


Erektionsstörungen:

Chronische Entzündungen des Mundbereiches können die die Endothelzellen, welche für den Blutfluss im Penis zuständig sind, schädigen. Erkrankte Zähne hemmen somit die Potenz.


Blasen- und Prostataprobleme:

Bakterien im Mundbereich können über die Blutbahn in die Prostata und Blase gelangen und dort akute Entzündungen auslösen.


Frühgeburten:

Durch eine Verbindung zwischen Vaginalentzündungen und Entzündungen des Zahlfleischen, können Frühgeburten ausgelöst werden. In beiden Entzündungsarten entstehen die gleichen, für den Fötus schädlichen Stoffe im Immunsystem der Schwangeren.


Diabetes:

Hohe Blutzuckerwerte beeinträchtigen die Blutgefäße. Die Widerstandskraft des Zahnhalteapparats wird geschwächt und es kommt zu Infektionen.


Rücken-, Knie- und Nackenschmerzen:

Fehlstellungen des Kiefers können im gesamten Körper Schmerzen auslösen. Diese wiederum können zu Verspannungen und Fehlhaltungen führen, was den Schmerz verstärkt.


Herzinfarkt und Schlaganfall:

Bei chronischer Parodontitis gelangen Bakterien in den Blutkreislauf. Wenn die Zahnfleischentzündung unbehandelt bleibt, können die bakteriellen Krankheitserreger die Gefäßwände verhärten und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und einen Schlaganfall erhöhen.


Lungen- und Herzentzündungen:

Neben Herzinfarkten und Schlaganfällen können die Erreger einer verschleppten Parodontitis auch Lungen- und Herzentzündungen auslösen.

 

Beeinträchtigte Mundgesundheit durch Stress

Psychische Erkrankungen sowie Anspannungen sorgen für Stress. Dieser reduziert die Speichelproduktion, was die Remineralisation der Zähne verändert. Durch die veränderte Remineralisation, welche das Wiedereinlagern von zerstörten oder verlorengegangenen Mineralien des Zahnschmelzes nach vorhergehender Demineralisierung steuert, werden die Zähne leichter anfällig für Karies.

Zudem stehen zur Folge der Auswirkungen von Stress durch die verminderte Speichelproduktion weniger Antikörper zur Verfügung, weshalb Entzündungen im Mund- und Zahnbereich leichter entstehen können. Zur selben Zeit steigt der Anteil eines (Interleukin- 1Beta) an, der die Knochenzerstörung fördert und zu Parodontose führen kann.

 

Vorteile von gesunden und geraden Zähnen

Die Vorteile gerader und gesunder Zähne gehen nach neusten Erkenntnissen weit über ein selbstbewusstes Lächeln hinaus. Menschen erhalten mit gesünderen Zähnen eine bessere allgemeine Gesundheit. Auch gerade Zähne können hier eine entscheidende Rolle spielen, da sie leichter zu reinigen sind. So kann im besten Fall Entzündungen und Caries beim täglich mehrfachen Zähneputzen vorgebeugt werden. Außerdem kann ein richtig gestellter Biss den Körper verändern, denn mit ihn kann Nahrung besser gekaut werden, was die Verdauung später beeinflusst.

 

Trendige Zahnschienen zur orthopädischen Zahnkorrektur

Neben den klassischen Zahnspangen dienen auch die durchsichtigen Zahnschienen als Optionales Korrekturmittel zur Bekämpfung von Fehlstellungen im Mundbereich. Hierbei erstellen Zahntechniker Zahnabdrücke oder kreieren durch 3D-Scans eine Simulation der Zähne. Auch Menschen, die mit den Zähnen stressbedingt knirschen, bekommen meist eine Zahnschiene.

Neben der Schmerzlinderung gibt es auch viele Zahnschienenträger, die mit ihrem Resultat Gesundheit, Erfolg und Vitalität symbolisieren möchten. Dabei wirkt sich das Zahnergebnis erneut positiv auf die Zähne sowie auf die Psyche aus. Der Hype um die unsichtbare Alternative zur Zahnspange entstand zudem mit unterdessen, da sie kostengünstiger sind und denselben Effekt bei leichten bis mittelschweren Fehlstellungen haben. Oft übernimmt die Krankenkasse sogar die Kosten.


Literatur:

Sobczak-Zagalska H, Emerich K. Best Splinting Methods in Case of Dental Injury. A Literature Review. J Clin Pediatr Dent. 2020;44(2):71-78. doi: 10.17796/1053-4625-44.2.1. PMID: 32271668.

Ben Hassan MW, Andersson L, Lucas PW. Stiffness characteristics of splints for fixation of traumatized teeth. Dent Traumatol. 2016 Apr;32(2):140-5. doi: 10.1111/edt.12234. Epub 2015 Oct 8. PMID: 26449180.

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