Soll man Prostatakrebs mit einer OP, Bestrahlung oder Brachytherapie behandeln? Radioonkologen empfehlen, über Nebenwirkungen intensiv aufzuklären.
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern. Schließlich gehören Inkontinenz sowie andere Blasenstörungen zu den schlimmsten Nebenwirkungen der Therapie für Patienten mit Prostatakrebs. Diese Ergebnis ergab unlängst eine Studie, die die Lebensqualität mithilfe von Tests aus der ökonomischen Spieltheorie untersucht hatte. Bereits frühere Studien hatten beispielsweise gezeigt, dass beim Behandeln von Prostatakrebs die Bestrahlung und die Brachytherapie gegenüber der Operation Vorteile bringt. Denn dadurch kommt es seltener zu Komplikationen an den Harnwegen.
Drei Optionen, lokal begrenzten Prostatakrebs zu behandeln: OP, Bestrahlung oder Brachytherapie
Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs kann man mit den drei Therapieoptionen OP, Bestrahlung oder Brachytherapie behandeln. Bei vollständiger Entfernung der Prostata durch Operation können auch Teile der Harnröhre und Nerven zur Steuerung der Blasenfunktion verloren gehen. Das kann wiederum zu Harnwegskomplikationen führen. In leichten Fällen ist dies eine Inkontinenz mit fehlender Kontrolle über das Wasserlassen. Allerdings kann es in schweren Fällen auch es zu Schmerzen sowie zu einer Blockade der Harnwege kommen.
Seit einer US-amerikanische Studie zu den Langzeitfolgen nach verschiedenen Prostatakrebs-Therapien aus dem Jahr 2013 weiß man, dass diese Komplikationen nach einer Strahlentherapie seltener auftreten als nach der Operation. Dies gilt sowohl einerseits für die Abtötung der Prostatakrebs-Zellen durch eine Bestrahlung von außen, die so genannte externe Strahlentherapie. Andererseits gilt das auch durch Einlage von schwach strahlenden, kleinen Jod-Stäbchen – „Seeds“ genannt – in die Prostata. Das ist die sogenannte Brachytherapie.
Nebenwirkungen bei verschiedenen Behandlungsoptionen von Prostatakrebs im Vergleich
Ein spanisches Forscherteam hatte beispielsweise unlängst das Thema Nebenwirkungen und Lebensqualität bei 580 Patienten untersucht. Mit Hilfe von Spieltheorie-Tests analysierten die Wissenschaftler verschiedene Prostatakrebs-Therapien wie Operation, externe Bestrahlung sowie Brachytherapie.
Im ersten Test – dem „Time-Trade-Off“ – befragten die Forscher die Patienten nach der jeweiligen Behandlung, wie viele Lebensjahre sie eintauschen würden, wenn sie keine Nebenwirkungen ertragen müssten. Die operierten Patienten waren bereit, fünf Prozent ihrer restlichen Lebenszeit zu geben. Nach einer Brachytherapie waren Patienten bereit, ihre verbleibende Lebenszeit um drei Prozent zu verkürzen.
In einer weiteren Untersuchung gaben die Patienten an, wieviel ihnen – bezogen auf fiktives Monatseinkommen von 1000 Euro – Beschwerdefreiheit wert wäre. Die operierten Patienten gaben im Durchschnitt an, 47 Euro zu zahlen. Während die Patienten, die eine Brachytherapie erhalten hatten, 16 Euro weniger auszugeben bereit waren. Die extern bestrahlten Patienten gaben 30 Euro als Summe an.
Im dritten Test konnten die Patienten eine fiktive Therapie auswählen, die die Komplikationen beseitigt. Allerdings führte die Behandlung dafür zu einem höheren Sterberisiko. Hier waren die Patienten mit Komplikationen bereit, ein deutlich höheres Risiko einzugehen.
Harnwegskomplikationen wirken schwerwiegender
Im Grunde genommen waren Patienten mit ausgeprägten Harnwegssymptomen nach der Operation eher bereit, Geld sowie Lebenszeit zu investieren. Sie akzeptierten sogar eine höheres Sterberisiko, sofern sie dafür an weniger Beschwerden litten. Bei Patienten mit einer der beiden Formen der Strahlentherapie war das nicht der Fall. Hingegen akzeptierten alle Patienten eher Störungen der Darmkontrolle sowie der Sexualfunktion.
Jedenfalls ist bekannt, dass Harnwegskomplikationen nach der Prostatakrebs-Operation häufiger auftreten können als nach einer externen Bestrahlung oder einer Brachytherapie. Offensichtlich wirken Inkontinenz sowie Harnverhalt sehr negativ auf die Lebensqualität ein. Folglich empfinden dies viele Patienten auch als sehr belastend. Vor Beginn einer etwaigen Behandlung sollten behandelnde Ärzte ihre Patienten deswegen genau erklären, welche Komplikationen die jeweiligen Behandlungsmethoden verursachen können und wie stark diese die Lebensqualität beeinträchtigen.
Literatur:
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO).