Freitag, April 19, 2024

Diagnose Primär sklerosierenden Cholangitis und Therapie der unheilbaren Lebererkrankung

Neue Strategien zur Therapie der Primär sklerosierenden Cholangitis zeigten erste messbare Erfolge nach der Diagnose der bislang unheilbaren Lebererkrankung.

Im Grunde genommen ist die Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) eine chronische Entzündung der Gallengänge. Wobei man sie meist durch einen Zufallsbefund oder im Verlauf einer Gelbsucht entdeckt. Allerdings ist die Primär sklerosierende Cholangitis mit einer Häufigkeit von etwa 1 bis 6 von 100.000 Menschen eine seltene Erkrankung. Zudem tritt die oft als eine Begleiterkrankung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf. Die Diagnose Primär sklerosierende Cholangitis wird auf der Grundlage des Nachweises typischer cholangiographischer Läsionen der Gallenwege und des Ausschlusses sekundärer Ursachen gestellt, wobei es keine zugelassene medizinische Therapie gibt. Allerdings kommt häufig Ursodesoxycholsäure zum Einsatz.

 

Diagnose der Primär sklerosierenden Cholangitis

Die primär sklerosierende Cholangitis ist eine cholestatische Lebererkrankung mit variablem klinischem Verlauf, die letztendlich zu einer Lebererkrankung im Endstadium, einem Cholangiokarzinom und der Notwendigkeit einer Lebertransplantation führen kann.

Zur Diagnose wird zuerst zur Bestimmung der Leberwerte Blut abgenommen. Danach folgen weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Kernspin-Untersuchung (MRC – Magnetresonanz-Cholangiografie ) und der Endoskopisch-Retrograde-Cholangio-Pankreatikographie (ERCP, der sicherste Methode, um Primär sklerosierende Cholangitis zu erkennnen. Eine Leberpunktion, bei der eine Gewebeprobe der Leber mikroskopisch untersucht wird, ist eigentlich nur notwendig, um das Krankheitsstadium zu bestimmen.

 

Therapie der primär sklerosierenden Cholangitis

Die Primär sklerosierende Cholangitis kann im fortgeschrittenen Stadium als Therapie eine Lebertransplantation als Mittel der Wahl erfordern. Und zwar aufgrund ihrer langfristigen Schädigung der Leber. Deswegen ist vor allem im Frühstadium ist eine medikamentöse Behandlung sinnvoll.

Im Grunde genommen ist die Erkrankung durch eine Störung der Galleproduktion gekennzeichnet. Es zeigt sich eine chronische intrahepatische und / oder extrahepatische Entzündung der Gallengänge (innerhalb und / oder außerhalb) der Leber, ohne vorheriges Auftreten akuter Entzündungen oder von Gallensteinen.

Zur Vorhersage klinischer Ergebnisse wurden mehrere Modelle zur Prognose entwickelt und mit dem überarbeiteten Mayo Risk Score (rMRS) verglichen. Hierzu sind neuere Modelle bei der Vorhersage klinischer Endpunkte im Vergleich zu rMRS genauer genauer.

 

Wie bei gesunden Menschen Leber und Galle funktionieren

Die permanent durch die Leber produzierte Galle wird in kleinen Gängen gesammelt. Diese Gallenwege – auch als Gallengänge oder Gallenkapillaren bezeichnet – vereinigen sich zum gemeinsamen Lebergang, dem sogenannten Ductus hepaticus. Die Gallengänge werden in intrahepatische und extrahepatische Gallenwege eingeteilt, wobei pro Tag nahezu ein halber Liter Gallenflüssigkeit in dieses Gangsystem abgegeben wird. Intrahepatischen Gallenwege umfassen alle Gallenwege bis zur Leberpforte, extrahepatische jene außerhalb der Leber.

Lebergang und Gallenblasengang vereingen sich zum Gallengang. Über den Gallenblasengang gelangt die Galle in die Gallenblase, wo sie sich sammelt und durch Wasserentzug eingedickt wird. Durch Zusammenziehen der Gallenblase kann Gallenflüssigkeit nach fettreichem Essen in den Zwölffingerdarm befördert werden.

Grundsätzlich nimmt die Galle eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung ein. Sie verarbeitet, emulgiert, das mit der Nahrung aufgenommene Fett und bereitet es zur Weiterverwendung vor. Sogenannte Mizellen ermöglichen die Resorption der Lipide im Darm. Weiters bildet die Galle eine wichtige Ausscheidungsflüssigkeit, über die Hormone – vor allem Steroide – oder Bilirubin ausgeschieden werden kann.

 

Therapie mit nor-Ursodeoxycholsäure

Die neue Strategie zur Therapie der Primär sklerosierenden Cholangitis mit nor-Ursodeoxycholsäure – kurz norUrso – zeigte unlängst erste messbare Erfolge zeigt. Allerdings gilt die Lebererkrankung nach wie vor als medikamentös unheilbar. In einer europäischen Phase II-Studie mit 45 involvierten Zentren konnte man aber bei der Verabreichung von norUrso an 161 PatientInnen zeigen, dass es in allen getesteten Dosierungen zu deutlichen Verbesserungen der Leberwerte kam.

Unter dem Strich entfaltet der Wirkstoff norUrso (nor-Ursodeoxycholsäure) seine Wirkung direkt am Gallengang. Infolgedessen befreit er die Gallenwege von Giftstoffen. Es zeigte sich, dass eine Verbesserung der Sekretion von Bikarbonat in die Gallenflüssigkeit die Entzündungen verringern beziehungsweise verhindern kann. Bikarbonat-Anionen bilden dabei einen Schutzschirm für Gallengangszellen. nor-Ursodeoxycholsäure brachte auch gegen direkte Entzündungen und Fibrose hemmende Effekte.

 

Die primär sklerosierende Cholangitis und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) betrifft jedenfalls meist jüngere Menschen. Wobei besonders Männer zwischen 30 und 40 Jahren häufig betroffen sind. Zudem ist die unheilbare Lebererkrankung typischerweise mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung und erhöhtem Risiko für Dickdarmkrebs assoziiert. Schließlich kann sich im weiteren Krankheitsverlauf aber auch eine Leberzirrhose bis hin zum Gallengangskrebs entwickeln.


Literatur:

Schmeltzer PA, Russo MW. Systematic Review of Prognostic Models Compared to the Mayo Risk Score for Primary Sclerosing Cholangitis. J Clin Med. 2021 Sep 28;10(19):4476. doi: 10.3390/jcm10194476. PMID: 34640494; PMCID: PMC8509587.

Dyson JK, Beuers U, Jones DEJ, Lohse AW, Hudson M. Primary sclerosing cholangitis. Lancet. 2018 Jun 23;391(10139):2547-2559. doi: 10.1016/S0140-6736(18)30300-3. Epub 2018 Feb 13. PMID: 29452711.

Liwinski T, Schramm C. Primär sklerosierende Cholangitis: Aktuelle Diagnostik und Therapie [Primary sclerosing cholangitis : Current diagnostics and treatment]. Internist (Berl). 2018 Jun;59(6):551-559. German. doi: 10.1007/s00108-018-0428-z. PMID: 29700559.

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