Montag, März 18, 2024

Allgemeine effektive Maßnahmen zur Prävention bei Harninkontinenz

Junge und alte, Frauen, Männer, sogar Kinder sind betroffen: Harninkontinenz ist kein Schicksal, denn es gibt allgemeine effektive Maßnahmen zur Prävention.

Harninkontinenz ist der medizinische Ausdruck für Blasenschwäche und bezeichnet die mangelnde oder fehlende Fähigkeit des Körpers, den Blaseninhalt sicher zu speichern und den Zeitpunkt der Entleerung selbst zu bestimmen. In der Folge kommt es zu unwillkürlichem Urinverlust. In unseren Breiten leiden Millionen Menschen an irgendeiner Form der Harninkontinenz. Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Betroffen sind junge und alte Menschen, Frauen und Männer – und auch schon Kinder. Je nach Art der Harninkontinenz gibt es heute erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten sowie auch allgemeine effektive Maßnahmen der Prävention. Schließlich ist vor allem die Prävention von großer Bedeutung, denn Harninkontinenz hängt sehr stark mit schlechter Lebensqualität zusammen, wie ein große Metaanalyse jetzt zeigt. Das gilt vor allem für die Harnbelastungsinkontinenz und damit verbundene Begleiterkrankungen wie Blasensenkung, Stuhlgangsbeschwerden oder Sexualfunktionsstörungen.

 

Ursachen

Die Ursachen sind ganz unterschiedlich: Am häufigsten sind die Belastungsinkontinenz und die Dranginkontinenz. Belastungsinkontinenz bedeutet Urinverlust bei ganz alltäglichen körperlichen Anstrengungen wie Heben, Bücken, Lachen, Husten, Niesen, Springen oder beim Sport. Bei der Dranginkontinenz kann der Urinabgang infolge eines überfallartigen Harndrangs nicht unterdrückt werden. Die Symptome beider Inkontinenzformen können auch gleichzeitig als Mischinkontinenz auftreten.

 

Was führt zur Harnbelastungsinkontinenz der Frau?

Bei Frauen ist die Belastungsinkontinenz die häufigste Form der Blasenschwäche und betrifft auch jüngere Frauen. Ursachen sind meist eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und eine Funktionsstörung des Blasenschließmuskels in Folge von Übergewicht, chronischem Husten und Obstipation sowie Schwangerschaft und Geburt oder Hormonmangel in den Wechseljahren. Die Prävalenz der Harninkontinenz nach einer Schwangerschaft wird z.B. mit 14 – 43 Prozent angegeben.

 

Maßnahmen zur Prävention vor Harninkontinenz

Die Primärprävention zielt darauf ab, Krankheiten, in diesem Fall die Harnbelastungsinkontinenz und Beckenbodenschwäche, zu vermeiden. Bei der sekundären Prävention soll bei bereits bestehender leichter Harninkontinenz die Verschlechterung verhindert werden bzw. Inkontinenz gefährdete Patienten geschützt werden. Instrumente zur Prävention sind neben Information und Aufklärung die Entwicklung von Strategien zur Erhaltung der Gesundheit.

Bei der Prävention der Belastungsinkontinenz bedeutet dies die Berücksichtigung allgemeiner Faktoren wie regelmäßiger Sport, gesunde Ernährung, Vermeidung von Übergewicht, Rauchen und Obstipation, aber auch die spezielle Beachtung der Geburtsmethoden und der Veränderungen im Alter.

Im Grunde genommen gibt es bestimmte Voraussetzungen und allgemeine Maßnahmen, um die Prävention vor einer Harninkontinenz der Bevölkerung nahe zu bringen und auch erfolgreich umzusetzen. Das sind beispielsweise sind die Entwicklung von Übungsstandards und Qualitätsmanualen. Weiter die Ausbildung von speziellen Therapeuten und Trainern. Zudem auch die Integration von Übungsprogrammen in Schul- und Gesundheitssport. Wer unter dem Strich gut informiert ist, kann einer Blasenschwäche in vielen Fällen sinnvoll vorbeugen.

Übrigens erhöht eine hochkalorische Ernährung das Risiko für eine Harninkontinenz um das 3-fache. Hingegen halbiert die Reduktion des Gewichts die Anzahl der wöchentlichen Episoden mit Inkontinenz von 5 bis 10 Prozent.

 

Risiko Schwangerschaft

Die Schwangerschaft per se – unabhängig von der Geburtsmethode – ist ein Risikofaktor für eine Harnbelastungsinkontinenz. Allerdings gibt es auch Studien, die den Kaiserschnitt als protektiven Faktor gefunden haben. Präventives Beckenboden-Training ist die wirksamste Methode, um eine Inkontinenz zu vermeiden.

Frauen sollten für Normalgewicht durch gesunde Ernährung, mehr Bewegung und den richtigen Sport sorgen. Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Yoga entlasten und stärken den Beckenboden. Mit ballaststoffreicher Ernährung kommt es zu regelmäßigem Stuhlgang ohne Pressen – ohne das Schließmuskelsystem zu belasten.


Literatur:

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