Ältere und chronisch Kranke sollten die Pneumokokkenimpfung nutzen. Denn trotz potenter Antibiotika zählen Pneumonien bei Älteren zu den schwersten Erkrankungen.
Pneumokokken sind die häufigsten Erreger von Pneumonien. Bei den invasiven Pneumokokken-Erkrankungen sind aber auch die Meningitis, Endocarditis oder Sepsis nicht zu vergessen. Die Letalität steigt bei Pneumonien mit dem Alter weit über 30%. Bei den anderen invasiven Pneumokokken-Infektionen liegt sie noch darüber. Trotz antibiotischer Therapie wird die Überlebenswahrscheinlichkeit in den ersten 48 Stunden, nach einigen Autoren in den ersten fünf Tagen, nicht wesentlich verbessert. Dazu kommt noch, dass ältere Personen in den Anfangsphasen einer Pneumonie keine dafür typischen, sondern eher nur allgemeine Krankheitszeichen aufweisen, was eine Diagnose noch weiter verschleppen kann. Unabhängig von der potenziellen Lebensgefährdung bedeuten Pneumokokken-Infektionen eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität und kann besonders bei älteren, multimorbiden Personen rasch zu vielen anderen Sekundärkomplikationen führen. Der Pneumokokkenimpfung kommt somit eine sehr große präventive Bedeutung zu.
Pneumokokkenimpfung nicht nutzen ist ein Kunstfehler
Die gesundheitspolitische Bedeutung der Impfung gegen Pneumokokken wurde bereits seit längerem erkannt. Deswegen hat man in nationalen Präventionsprogrammen definiert, dass Durchimpfungsraten bei der Pneumokokkenimpfung von über 60% der Risikogruppen sinnvoll wären.
Es scheint gesundheitspolitisch kaum verständlich, dass man Patienten mit koronarer Herzkrankheit mit vielen, zum Teil sehr teuren Medikamenten langfristig behandelt und an ihnen teure operative Eingriffe durchführt. Andererseits will das Gesundheitssystem für sehr günstige, prophylaktische Maßnahmen, wie der Pneumokokkenimpfung, Zeit und Geld nicht investieren. Es ist heute klar, dass Impfungen gegen Influenza oder Pneumokokken Gesundheitskosten einsparen. Und sie gehören bei allen prophylaktischen Maßnahmen zu den einfachsten und billigsten, um Menschenleben zu retten.
Weitere wichtige Argumente für die Pneumokokkenimpfung sind neben der Reduktion der Pneumokokken-Erkrankungen und der Reduktion der Mortalität die Wirksamkeit gegen Penicillin-resistente Stämme. Dieser Aspekt bekommt in Zeiten, in denen Antibiotika immer öfter verordnet werden, zunehmende Bedeutung, da Resistenzraten z.B. gegen Penicillin in manchen Regionen bereits an die 50%-Marke steigen. Impfen hilft auch in diesem Punkt und senkt den Resistenzdruck.
Die Pneumokokkenimpfung ist keine saisonale Impfung, andere Impfungen wie z.B. die Influenza oder andere Totimpfstoffe (Diphtherie, Tetanus, FSME etc.) können aber gleichzeitig mit der Pneumokokkenimpfung verabreicht werden.
Zielgruppe für die Pneumokokkenimpfung
- Alle Personen ab 60 Jahren
- Alle immunkompetenten Erwachsenen, die ein erhöhtes Risiko wegen einer chronischen Erkrankung haben (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen, Diabetes mellitus, Alkoholismus, Leberzirrhose oder Liquorrhoe)
- Alle immungeschwächten Personen (z.B. eingeschränkte oder fehlende Milzfunktion, lymphatische Erkrankungen, chronisches Nierenversagen, immunsuppressive Therapie und HIV-positive Personen)
- Alle Kinder ab 2 Jahren mit chronischen Erkrankungen mit erhöhtem Risiko (z.B. Asplenie, Sichelzellanämie, nephrotisches Syndrom, Liquorrhoe, immunsuppressive Therapie)
Literatur:
Kim GL, Seon SH, Rhee DK. Pneumonia and Streptococcus pneumoniae vaccine. Arch Pharm Res. 2017 Aug;40(8):885-893. doi: 10.1007/s12272-017-0933-y. Epub 2017 Jul 22. PMID: 28735461; PMCID: PMC7090487.
Berical AC, Harris D, Dela Cruz CS, Possick JD. Pneumococcal Vaccination Strategies. An Update and Perspective. Ann Am Thorac Soc. 2016 Jun;13(6):933-44. doi: 10.1513/AnnalsATS.201511-778FR. PMID: 27088424; PMCID: PMC5461988.