Donnerstag, April 25, 2024

Plötzliche Herztod bei Männern sehr viel häufiger als bei Frauen

Der plötzliche Herztod wird bei Männern vor allem durch eine koronare Herzerkrankung verursacht, bei Frauen finden sich häufiger Kardiomyopathien.

Der plötzliche Herztod ist bei Männern mehr als doppelt so häufig wie bei Frauen. Bei Männern liegt zu 80 Prozent ursächlich eine koronare Herzerkrankung vor, bei Frauen nur bei weniger als der Hälfte der Fälle. Dafür finden sich bei Frauen häufiger Kardiomyopathien und strukturell anscheinend gesunde Herzen sowie genetische Ursachen, wie das Long-QT-Syndrome.

Der Plötzliche Herztod beim Sport ist vor allem Männersache: 95 Prozent der Betroffenen in großen Studien sind Männer. Gezielte Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen auch bei großen Anstrengungen gegen den durch plötzliche Belastung induzierten Herztod geschützt sind. Dies lässt auf einen noch unbekannten Schutzmechanismus bei Frauen schließen. Die Grundlagen dafür könnten in folgenden Bereichen liegen: Lipidmetaboliten, Eicosanoide, Beta 1 und Beta 2 adrenerge Rezeptoren und Kalziumstoffwechsel. Unterschiedliche Studien mit ICD im Bereich der Sekundärprävention führten zu sehr homogenen Ergebnissen. Es zeigte sich immer,

  • dass die Frauen nur einen kleinen Teil des Studienkollektivs darstellten, in der Regel zwischen zehn und 20 Prozent,
  • dass die Frauen vor Implantation schwerer krank waren, das heißt mehr Begleiterkrankungen und eine weiter fortgeschrittene Herzinsuffizienz hatten,
  • dass sie dann nach Implantation weniger richtige Schock-Ereignisse hatten,
  • dass jedoch ICD-bezogene Komplikationen bei Frauen häufiger waren als bei Männern.

Frauen hatten häufig nach Implantation eine höhere Sterblichkeit als Männer – als Folge der Grunderkrankung.

Durchgehend findet sich in allen Studien zum Management des plötzlichen Herzstillstandes, die die Zuweisung für ICD-Therapie untersucht haben, dass bei Frauen diese lebenserhaltende Therapie seltener eingesetzt wird als bei Männern. Insgesamt sind diese Studien seltener und schwerer durchzuführen als Untersuchungen an Patienten, die alle einen ICD erhalten haben. Um die Indikation zu überprüfen, müssen bevölkerungs- oder krankheitsbasierte Grundgesamtheiten erfasst werden. Dies ist in der Regel sehr aufwendig. Studien liegen vor allem aus den USA vor. Gute Zahlen wurden vor allem im Bereich des Get With The Guidelines-Programm erhoben. Regelmäßig zeigte sich, dass Frauen – bei gegebener Indikation und nach Adjustierung auf Alter, wichtigste Komorbiditäten und andere Risikofaktoren – seltener ICD-Therapie erhielten als Männer. Zum Teil lag die Chance der Frauen, diese lebenserhaltende Therapie zu bekommen, bei nur der Hälfte der Männer. In einer systematischen Studie (Improve HF) wurde überprüft, ob diese Imbalance durch ein gezieltes Aufklärungsprogramm beseitigt werden kann. Tatsächlich fand sich nach einer systematischen Aufklärungsarbeit ein signifikanter Anstieg der ICD-Nutzung bei Frauen und bei Männern.

Schlussfolgerung

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der plötzliche Herztod bei Männern sehr viel häufiger ist als bei Frauen, und dass bei Männern die koronare Herzerkrankung zweimal so häufig wie bei Frauen Ursache ist. Darüber hinaus spielen bei Frauen wahrscheinlich endogene protective Mechanismen eine wichtige Rolle, und molekulare Mechanismen dafür sind im Bereich des Lipidstoffwechsels, der Katecholamine und des Kalziumstoffwechsels zu suchen. Frauen profitieren ebenso wie Männer von einer ICD-Therapie, wobei sie jedoch weniger angemessene Schock-Ereignisse erhalten als Männer. Schließlich wird die lebensrettende ICD-Therapie bei gleicher Indikation bei Frauen deutlich seltener eingesetzt als bei Männern. Dies bietet einen erheblichen Spielraum für Aufklärung und Verbesserung.

Quelle:

Professor Dr. med. Dr. h. c. Vera Regitz-Zagrosek
Professor Dr. med. Dr. h. c. Vera Regitz-Zagrosek

Statement »Geschlechterunterschiede beim plötzlichen Herztod – Fokus auf Frauen« von Professor Dr. med. Dr. h. c. Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM), Cardiovascular Research Center, Charité–Universitätsmedizin Berlin, Deutsches Zentrum für Herzkreislaufforschung, Standort Berlin beim 123. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM)

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