Personalisierte Ernährung auf Basis von individuellen DNA-Informationen sollen mehr Gesundheit bieten. Doch was ist dazu derzeit gesichert?
Mit der Sequenzierung des menschlichen Genoms beziehungsweise Metagenoms (einschließlich aller Mikroorganismen) erschließt sich in den Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften eine neue Dimension der Erforschung des Wechselspiels von Genom und Ernährungsumwelt: Personalisierte Ernährung stellt vor allem auch für die Lebensmittelindustrie der Beginn eines neuen Zeitalters der individuell angepassten Ernährung dar.
So wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Genvarianten identifiziert, die im Kontext der Ernährung diskrete Gesundheitsrisiken mitbedingen oder auch Nährstoffbedarfe mit determinieren.
Auch wenn Personalisierte Ernährung nicht a priori die Inklusion von Genvarianten benötigt, findet dieser Aspekt die größte Aufmerksamkeit bei Konsumenten wie Medien. Entsprechende kommerzielle Angebote zur Genotypisierung mit individualisierter Ernährungsempfehlung werden zunehmend auch im deutschsprachigen Raum verfügbar; sie entbehren jedoch vielfach noch hinreichend gesicherter Zusammenhänge. Darüber hinaus zeigen Analysen, dass die Kenntnisse des eigenen Genotyps (und der daraus resultierenden Risiken) beim Konsumenten die Kohärenz beziehungsweise Compliance bei der Umsetzung von Empfehlungen nicht verbessert.
Auch beim Food4Me-Projekt – dabei wird Personalisierte Ernährung im weltweit größten Forschungsvorhaben zum Thema untersucht – ließ sich kein signifikant größerer Erfolg bei der Umsetzung der Ernährungsempfehlungen belegen, wenn Genotyp-Daten eingeschlossen wurden.
Personalisierte Ernährung von Morgen
Auf dem Weg zur „Ernährung von Morgen“ finden sich im Informationstechnik-Sektor viele neue Möglichkeiten, um vitale Körperfunktionen, aber auch Informationen zum Ernährungs- und Essverhalten und das Bewegungsprofil individuell zu erfassen und elektronisch zu dokumentieren. Darüber hinaus bieten Geräte zur Abschätzung der Energiezufuhr, der verausgabten Energie (Grund- und Leistungsumsatz), aber auch solche für die Erfassung von Blutzucker, Blutdruck und anderer vaskulärer Parameter, neue Ansätze.
Noch in Entwicklung befinden sich darüber hinaus Sensoren für Metaboliten in Blut und Urin, die den Stoffwechselzustand besser erfassen. Im Zukunftsszenario lassen sich daraus im e-health-Sektor diverse neue und individualisierte Dienstleistungsangebote für die gesundheitsfördernde Lebensführung (Ernährung und Bewegung) vorstellen.
Quelle:
Statement » Personalisierte Ernährung: Was Gene uns über die „richtige“ Ernährung sagen können « von Professor Dr. oec. troph. habil. Hannelore Daniel, Leiterin des Lehrstuhls für Ernährungsphysiologie an der Technischen Universität München zum DGIM2018 der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM).