Samstag, April 20, 2024

Peritonealdialyse durch neue Lösung leichter verträglich

Durch den erfolgreichen Einsatz einer neuartigen Peritonealdialyse-Lösung wird die Bauchfelldialyse für die Patienten leichter verträglich.

Man kann die sogenannte Peritonealdialyse – die Bauchfelldialyse – mittels Beigabe des Dipeptids Alanyl-Glutamin verträglicher machen. Wobei diese neuartigen Peritonealdialyse-Lösung auch die Zellen in der Bauchhöhle geschützt. Zudem macht diese Form der Dialyse auch das Bauchfell gegen Schädigungen wie beispielsweise Bauchfellentzündungen widerstandsfähiger.

 

Neuartigen Peritonealdialyse-Lösung mit dem aktiven Dipeptid Alanyl-Glutamin

Im Grunde genommen müssen die Nieren vor allem Stoffwechselprodukte aus dem Blut filtern. Wobei das zu ihren wichtigsten Aufgaben im Körper gehört. Doch manchmal sind die Nieren dazu nicht mehr in der Lage. Dann muss man therapeutisch eingreifen und das Blut mittels Dialyse (Blutwäsche) künstlich reinigen und entwässern. Etwa zehn Prozent der DialysepatientInnen erhalten die flexible Methode der Bauchfelldialyse – der sogenannten Peritonealdialyse. Bei dieser verwendet man die Membran des Bauchfells als Filter. Dabei bleiben die Patienten mit der Peritonealdialyse mobil und unabhängig. Allerdings kann das Bauchfell nach einiger Zeit „erschöpft“ sein, wenn wichtige körpereigene Schutzmechanismen gegen die Dialyseflüssigkeiten nicht wirksam werden.

Eine Studie der MedUni Wien zeigte unlängst, dass die Beigabe einer neuartigen Peritonealdialyse-Lösung mit dem aktiven Inhaltsstoff Alanyl-Glutamin (ein Dipeptid) die Aktivierung von Hitzeschockproteinen erhöht. Wobei dies Hitzeschockproteine einen zentralen Bestandteil der natürlichen Zellreparatur darstellen. Die Hitzeschockproteine können der Schädigung der Zellen in der Bauchhöhle, die durch die Dialyselösung verursacht wird, entgegenwirken. Und zwar wenn sie im richtigen Ausmaß produziert werden. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die neuartige Peritonealdialyse-Lösung die Reaktionsfähigkeit von peritonealen Immunzellen steigert.

Dies wies die Forscher auf die wichtige Erkenntnis hin, dass die neue Lösung die Schädigung des Bauchfells bei Peritonealdialyse-PatientInnen senken könnte. Dadurch entwickelten sie die Parameter als Primärparameter der derzeit laufenden klinischen Phase-II-Studie weiter.

Die Studie beschreibt die erste Anwendung dieser neuartigen Peritonealdialyse-Lösung im Menschen (First-in-Man Studie). „Die Ergebnisse geben erste Hinweise auf eine Wirksamkeit im Menschen. Damit bilden sie die integrale Basis für eine multizentrische Phase-II-Studie“, erklärt Erstautor Klaus Kratochwill. „Außerdem haben wir jetzt erste Daten, dass die Anwendung im Menschen in der Peritonealdialyse sicher ist.“

 

Zytoprotec – ein Spin-off der MedUni Wien

Die klinische Abteilung für Nephrologie und Dialyse und die klinische Abteilung für Pädiatrische Nephrologie und Gastroenterologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde an der MedUni Wien führten diese Studie durch. Das Wiener Unternehmen Zytoprotec, ein Spin-off der MedUni Wien, hat den Wirkstoff entwickelt.

Das neuartige Konzept der Zytoprotektion entstammt der Forschung an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien. Dies führte im Jahr 2007 zur Gründung des MedUni Wien-Spin-offs Zytoprotec.

Der neue Ansatz setzt dabei auf die Zugabe von Substanzen, die den körpereigenen Zellschutz unterstützen. Das Interesse von Zytoprotec gilt der Forschung rund um den Wirkmechanismus von Alanyl-Glutamin und weiteren potenziell zytoprotektiven Substanzen. Außerdem konnte man mithilfe der klinischen Proben aus diesen Studien bessere Biomarker für die Peritonealdialyse entwickeln. Schließlich war das die Basis für die Eröffnung des Christian Doppler Labors im Jahr 2016. („Molekulare Stressforschung in der Peritonealdialyse“ an der MedUni Wien.)

Literatur:

Klaus Kratochwill, Michael Boehm, Rebecca Herzog, Katharina Gruber, Anton Michael Lichtenauer. Lilian Kuster, Dagmar Csaicsich, Andreas Gleiss, Seth L. Alper, Christoph Aufricht, Andreas Vychytil. Addition of Alanyl-Glutamine to Dialysis Fluid Restores Peritoneal Cellular Stress Responses. A First-In-Man Trial. PLOS One. http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0165045

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