Dienstag, April 16, 2024

Perioperative Antibiotikaprophylaxe zur Vorbeugung vor Infektionen

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe zur Vorbeugung vor Infektionen wird kurzzeitig und im Grunde genommen einmalig vor oder während einer Operation eingesetzt.

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe (PAP) – die kurzzeitige, meistens einmalige Gabe eines Antibiotikums vor oder selten während eines operativen Eingriffs soll unabhängig von der Art des operativen Eingriffs primär die Anzahl postoperativer Wundinfektionen reduzieren. So soll die perioperative Antibiotikaprophylaxe eine Vermehrung von Erregern eines kontaminierten Operationsfeldes verhindern.

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe ist ein wichtiger Zusatz zu grundlegenden Hygienemaßnahmen zur Prävention postoperativer Infektionen, für aseptisches Arbeiten und für gewebeschonende Operationstechniken. Das Auftreten anderer nosokomialer Infektionen wie z. B. Pneumonie oder Sepsis kann durch die perioperative Antibiotikaprophylaxe nicht reduziert werden.

 

Perioperative Antibiotikaprophylaxe zur Infektionsprävention

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe ist Teil eines Gesamtkonzeptes zur Infektionsprävention. Sie ist keinesfalls ein Ersatz für eine sorgfältige Operationstechnik mit den zugehörigen antiseptischen Maßnahmen. Das Ziel ist die Reduktion postinterventioneller Infektionen (Wundinfektionen, Harnwegsinfektionen), aber auch anderer postoperativer Komplikationen wie Sepsis, Pneumonie oder Endokarditiden. Im Allgemeinen gilt für urolo­gische Eingriffe: Je höher die ­Invasivität des Eingriffes, desto größer das Infektionsrisiko.

Ausnahmen bilden dabei allerdings die Nephrektomie – ein Eingriff mit hoher Invasivität, aber vergleichsweise geringen Infektionsraten – und die transrektale Prostatastanzbiopsie mit hohem Infektionsrisiko trotz geringer Invasivität. Eingriffe werden entsprechend ihres Infektionsrisikos eingeteilt in saubere, sauber-kontaminierte, kontaminierte und schmutzige Eingriffe. Für die beiden letzteren – hierzu zählt auch die transrektale Prostatastanzbiopsie – ist eine Antibiotikaprophylaxe generell indiziert, bei sauberen und sauber-kontaminierten Eingriffen sind für die Entscheidung über eine Antibiotika­prophylaxe zusätzliche Kriterien mit ins Kalkül zu ziehen (Patientenstatus, operationsspezifische Risiken).

 

Worauf man bei der Auswahl des Antibiotikums achten muss

Die Auswahl des Antibiotikums berücksichtigt das zu erwartende Erregerspektrum sowie wirkstoffspezifische Eigenschaften des Antibiotikums (Pharmakokinetik, Nebenwirkungsspektrum etc.). Kommt es – durch zu geringe Dosierung oder zu lange Operationsdauer hinsichtlich der Halbwertszeit des Antibiotikums – noch vor Beendigung der Operation zum Abfall der Wirkstoffkonzentration unter einen kritischen Wert, kann dies zu einer deutlichen Risikoerhöhung für eine Infektion führen. Die Verabreichung muss präoperativ stattfinden. Im Allgemeinen sollten i.v.-Medikamente 30 bis 60 Minuten vor der Operation, orale Applikationsformen eine bis zwei Stunden vor Operationsbeginn verabreicht werden.

 

Schutz gegen Endokarditiden

In eine Studie aus Schweden an über 1.300 ­Patienten mit transrektaler Prostatastanzbiopsie zeigten sich allerdings – und dies ist vor allem für den am­bulanten Bereich von Bedeutung – keine signifikanten Unter­schiede hinsichtlich infektiöser Kom­plikationen bei der einmaligen Gabe von 750mg Ciprofloxacin bei der Gabe zwei Stunden vor OP-Beginn oder unmittelbar zuvor. Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe zum Schutz vor Endokarditiden ist auf jeden Fall bei allen Patienten mit künstlichen Herzklappen oder bereits durchgemachter Endokarditis durchzuführen.


Quellen:

Leitlinien zur Hygiene in Klinik und Praxis. http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/029-022l_S1_Perioperative_Antibiotikaprophylaxe_2012-02.pdf

Perioperative Antibiotikaprophylaxe: Teil eines ­Gesamtkonzeptes. Dr. Alexander Sailer. MEDMIX 8/2007

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