Krebszellen produzieren bei Lungenkrebs das Protein PD-L1, um Rezeptoren auf Immunzellen zu blockieren uns so das menschliche Immunsystem zu überlisten.
Das von Krebszellen in großen Mengen produzierte Protein PD-L1 beeinflusst die Prognose bei Lungenkrebs sehr. Dementsprechend konnte jetzt Dr. Karolina Edlund vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) zeigen, dass je mehr PD-L1 desto kürzer die Überlebenszeit von Lungenkrebspatienten ist, die noch nie geraucht hatten.
PD-L1 blockiert Rezeptoren auf den Immunzellen
Heutzutage sind gegen Krebs die Krebsimmuntherapien von besonderem Interesse der Forschung. Diese aktiviert zunächst gehemmte Immunzellen wieder, um Krebszellen zerstören zu können. Für die Aufklärung der zugrunde liegenden Mechanismen haben James Allison und Tasuku Honjo 2018 den Nobelpreis für Medizin erhalten.
Bei dieser innovativen Therapieform ist es wesentlich zu wissen, wie sich die Krebszellen gegen das Immunsystem zur Wehr setzen. Dazu nutzen Krebszellen beispielsweise das Molekül Programmed Death Ligand 1, kurz PD-L1. Mittels PD-L1 kann die Krebszelle Rezeptoren auf den Immunzellen blockieren und so die Zelle in einen Dornröschenschlaf versetzen. Dr. Edlund hat in einer aktuellen Studie grundlegende Beobachtungen gemacht, um den Einfluss des Immunsystems besser zu verstehen.
Zelluläre und molekulare Profile von nicht kleinzelligen Lungentumoren analysiert
Dr. Edlund und internationale Kollegen untersuchten dazu zelluläre und molekulare Profile von nicht kleinzelligen Lungentumoren (NSCLC, non-small cell lung cancer), der häufigsten Lungenkrebsart. Die Daten stammten aus zwei großen Kohorten mit 705 Lungenkrebspatienten aus Schweden. Diese Patienten hatten relativ kleine Tumore, so dass sie operiert werden konnten.
Die umfangreichen Daten ergaben, dass eine hohe Zahl bestimmter Immunzellen im Tumorgewebe eindeutig mit einer besseren Prognose einhergeht. Diese Erkenntnis bestätigte auch die Ergebnisse früherer Studien. Bei den Immunzellen handelt es sich um Plasma- und T-Zellen. Plasmazellen können Antikörper produzieren.
T-Zellen prüfen Zelloberflächen auf abweichende Muster, zerstören als fremd erkannte Zellen oder schlagen Alarm und aktivieren weitere Immunzellen. Die Studienergebnisse belegen: Je mehr T- und Plasmazellen im Tumorgewebe vorhanden sind, desto länger ist die Überlebenszeit. Diese günstige Wirkung war in schnell wachsenden Tumoren sogar stärker ausgeprägt.
Ein sehr überraschendes Ergebnis war, dass sich zunächst kein Zusammenhang von PD-L1 mit der Überlebenszeit der Lungenkrebspatienten zeigte. Eigentlich hatten die Forschenden einen solchen Zusammenhang erwartet. Erst bei der Betrachtung von Krebszellen von Patienten, die noch nie geraucht hatten, zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit PD-L1. Denn je mehr PD-L1 vorhanden war, desto kürzer war die Überlebenszeit der Lungenkrebspatienten. Deswegen sollten zukünftig Forscher bei der Planung ihrer Therapiestudien die PD-L1-Ausschüttung des Tumors sowie das Rauchverhalten berücksichtigen.
Literatur:
Edlund K, Madjar K, Mattsson JSM, Djureinovic D, Lindskog C, BrunnströmH, Koyi H, Brandén E, Jirström K, Pontén F, Rahnenführer J, Micke P, Hengstler JG. Prognostic Impact of tumor cell PD-L1 expression and immune cell infiltration in NSCLC. Journal of Thoracic Oncology (2019). doi:https://doi.org/10.1016/j.jtho.2018.12.022.
Quelle: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, Forschungsruppe „Systemtoxikologie“. http://www.ifado.de