Sonntag, März 17, 2024

Passionsblume für Psyche und Gehirn gegen nervöse Beschwerden

Die Wirkung der Passionsblume, Passiflora incarnata, soll vor allem Gehirn und Psyche unterstützen: gegen nervöse Beschwerden wie Nervenschwäche, Angst und Unruhe sowie gegen Einschlafstörungen.

Seit der Antike setzen die Menschen häufig die Passionsblume beziehungsweise pflanzliche Mittel, die Passiflora-Arten enthalten, zur Behandlung bei Angst ein. Hierzu ist vor allem Art Passiflora incarnata L. in vielen Arzneibüchern enthalten. Diese Passionsblume ist auch in der Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie am häufigsten verwendete Art. Die klassische Passionsblume – Passiflora incarnata – soll jedenfalls mit ihrer beruhigenden und angsthemmenden Wirkung dem Gehirn und der Psyche gut tun.

 

Heilpflanze Passionsblume

Im Grunde genommen ist die Passionsblume eine bewährte Heilpflanze. Um sie gesundheitlich, pharmazeutisch, verwenden zu können, sammelt man die krautigen Triebe mit den Blüten zur Blütezeit. Um diese verwenden zu können, trocknet man sie schonend.

Die Pflanze Passiflora incarnata wird auch in der Homöopathie – als Urtinktur oder in den Potenzen D1 und D2 – angewendet. Ihre Extrakte wirken auf den Menschen beruhigend und angstlösend. Die Passionsblume mit ihrer schönen Blüte und ihrer guten gesundheitlichen Wirkung ist einmalig. Außerdem hat sie als Arzneipflanze eine lange Geschichte. Bekannt sind übrigens rund 600 Arten der Gattung Passiflora. Und wahrscheinlich gibt es noch weitere Arten, die man möglicherweise für medizinische und nutrazeutische Zwecke nutzen kann.

 

Anwendung der Passionsblume

Die Anwendung der Passionsblume – Passiflora incarnata – ist wegen des geringen Gehaltes von Glykosiden und nur in Spuren vorkommenden Harman-Alkaloiden gut verträglich. Hauptsächlich soll die Passionsblume ihre positiven Wirkungen auf das Gehirn und auf die Psyche entfalten. Und zwar gegen nervösen Beschwerden wie Nervenschwäche, Angst oder Unruhe sowie bei Störungen beim Einschlafen.

Auch als Bestandteil von Herzmittel ist die Heilpflanze in Verwendung. Sie wird häufig in Teegemischen mit Baldrian und Melisse (Nerven- und Schlaftees) zur Anwendung gebracht.

Hervorragend eignet sich die Passionsblume für Kinder mit nervösen Störungen. Wegen der beruhigenden Wirkung und Hemmung der Motilität, der Lösung von leichten Krämpfen im Magen- und Darmbereich.

Häufig kommt eine Mischung aus den Tinkturen von Passionsblumenkraut, Baldrianwurzel und Pomeranzen zur Anwendung, die entkrampfende Wirkung hat und die Schlafbereitschaft fördert.

 

Teezubereitung

Die Teebereitung erfolgt durch Übergießen von ca. 2 Gramm Droge mit rund 150 ml siedendem Wasser und anschließendem Ziehen lassen für 10 Minuten. Der Teesoll immer frisch bereitet werden. Er kann zur Beruhigung tagsüber getrunken werden bzw. abends eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen.

 

Extrakte

Extrakte aus der Passionsblume – Passiflora incarnata – werden bei nervöser Unruhe, leichten Einschlafstörungen und nervös bedingten Magen-Darm-Beschwerden angewendet. Um den beruhigenden Effekt zu verstärken, geschieht das oft in Kombination mit anderen pflanzlichen Mitteln, etwa mit Baldrian.

Untersuchungen am Menschen haben zudem ergeben, dass Extrakt aus Passionsblumen eine gute angstlösende Wirkung besitzt. Zugleich treten, anders als bei vielen Psychopharmaka, keine muskelentspannenden Effekte auf. Das mache die Passionsblume zu einem Beruhigungsmittel, das sich besonders tagsüber gut einsetzen lasse. Weil es den Menschen in seiner „Alltagstauglichkeit“ nicht beeinträchtigt.

 

Welche Wirkung die Passionsblume im Körper bringt

Die beruhigende und angsthemmende Wirkungen der Passionsblume kommen daher, dass seine Inhaltsstoffe im Nervensystem die Bindung des Botenstoffs 3H-GABA am GABAA-Rezeptor hemmen. Die beste Wirksamkeit lässt sich mit Extrakten aus den Blättern erzielen. Welche Inhaltstoffe dafür verantwortlich sind, ist bislang nicht geklärt. Vermutlich geht die hauptsächliche Wirkung auf die bekannten Flavonoide in der Passionsblume zurück.

Über die Passionsblume schreiben Forscher, dass sie gegen Schlaflosigkeit hilft, eine schmerzstillende Wirkung entfaltet, den Appetit anregt und die Harnausscheidung fördert. Außerdem gilt sie als hervorragendes Mittel gegen Gifte und gegen Melancholie.

In Nordamerika befassten sich jedenfalls erst im 19. Jahrhundert Ärzte und Homöopathen mit der fleischfarbenen Passionsblume. Denn die Passiflora incarnata war erst dann in einigen Südstaaten der USA beheimatet.

Schließlich errang in den Vereinigten Staaten noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert den Stellenwert einer bedeutenden Arzneipflanze. Man schätzte die Wirkung der Passionsblume bei Nervosität, Einschlafstörungen, Schlaflosigkeit sowie Krämpfen. In Europa dagegen dauerte es noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, bis Forscher die Wirkungen der Passionsblume wissenschaftlich untersuchten.

Nebenwirkungen der oralen Passiflora-Verwendung sind nicht häufig, können jedoch Schwindel, Beruhigung, Verwirrtheit und Ataxie umfassen. Die Inhaltsstoffe der Passionsblume sind abeer nicht an der Verursachung von klinischen Leberschäden beteiligt.

 

Bedeutung als Schatz der Arzneimittel

Jedenfalls haben vor Jahrhunderten Seefahrer die Passionsblume aus der Neuen Welt mitgebracht. Denn sie wussten schon damals, dass die Eingeborenen im brasilianischen Urwald die Pflanze als Mittel zur Beruhigung verwendeten.

Der Name der Passionsblume geht darauf zurück, dass die Missionare im neu entdeckten Kontinent Amerika die Blüten unter einem christlichen Aspekt deuteten. Denn sie sahen in den weiß-violetten Wunderwerken die Marterwerkzeuge der Passion Christi.

Die Fäden der Nebenkrone waren ein Symbol für die Dornenkrone. Zudem standen die fünf Staubblätter für die Wundmale und die Säule mit Fruchtknoten für den Pfahl der Geißelung. Schließlich erinnerten die drei Griffel mit den Narben an die Nägel am Kreuz.

Die Mönche und Ärzte, die mit den spanischen Eroberern nach Amerika kamen, beobachteten, wie die Indianer die Pflanzen verwendeten. Der Arzt Francisco Hernández (1517-1587) hinterließ von seiner Amerikareise umfangreiche Notizen dazu.

Mit Kommentaren versehen hat man dann erst 1649 die Notizen unter dem Titel: „Schatz der Arzneimittel aus Neuspanien“  als Buch herausgegeben. Das berühmte Buch hieß Rerum medicarum novae Hispaniae thesaurus.

 

Botanisch gesehen

Im Grunde genommen war die Passionsblume früher nicht in Europa heimisch. Denn die ursprüngliche Heimat der Passionsblumen sind die tropischen Regenwälder Mittel- und Südamerikas. Zudem die tropischen Regionen in Asien.

Der bis zu 10 Meter hoch kletternder Strauch findet mit seinen auffallend schönen Blüten sehr großen Gefallen. Die Blüten stehen dabei in den Blattachsen und haben einen langen Stiel. Einerseits bevorzugt die exotische Passiflora incarnata die sonnigen und windgeschützten Standorte mit nährstoffreichen Böden. Andererseits eignet sie sich aber auch als Zierpflanze mit schönen und gut duftenden Blüten.

Alle Passionsblumen sind immergrüne Schlinggewächse mit spektakulären Blüten. Wer jemals eines dieser Wunderwerke gesehen hat, vergisst es nie wieder. Wie ein Kunstwerk in Form und Farbe erinnert die Blüte der Passionsblume an die gewagte Konstruktion eines Stararchitekten. Der Blüte, die nur einen Tag lang lebt, entströmt außerdem ein angenehmes Aroma.

Die Passionsblume steht botanisch den Feigen nahe. Ihre Frucht ist eine essbare Beere, aber klein und mit vielen Kernen. Die Beerenfrüchte haben einen fruchtigen Geschmack und werden für Limonaden und Joghurt verwendet. In den Handel kommen aber die größeren Früchte – die Maracuja – vor. Und zwar von Kulturzüchtungen in Indien, Brasilien, Mexiko oder den USA.


Literatur:

Tremmel M, Kiermaier J, Heilmann J. In Vitro Metabolism of Six C-Glycosidic Flavonoids from Passiflora incarnata L. Int J Mol Sci. 2021 Jun 18;22(12):6566. doi: 10.3390/ijms22126566. PMID: 34207335; PMCID: PMC8234803.

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Miroddi M, Calapai G, Navarra M, Minciullo PL, Gangemi S. Passiflora incarnata L.: ethnopharmacology, clinical application, safety and evaluation of clinical trials. J Ethnopharmacol. 2013 Dec 12;150(3):791-804. doi: 10.1016/j.jep.2013.09.047. Epub 2013 Oct 17.

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