Parodontitis kann direkten und indirekten Einfluss auf die Entstehung und das Fortschreitens von Arteriosklerose sowie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.
Herz-Kreislauferkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. In den Industrieländern sind Herz-Kreislauferkrankungen Todesursache Nummer eins. 50 % aller Todesfälle werden ihnen zugerechnet, die meisten sind mit Arteriosklerose-assoziierten Erkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfällen assoziiert. Parodontitis soll andererseits nicht nur Zahnverlust verursachen, sondern zudem das Risiko für Herzkrankheiten beziehungsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Fehlgeburt, Arteriosklerose, Autoimmunkrankheiten und andere systemische Krankheiten erhöhen.
Arteriosklerose und Parodontitis
Kennzeichen der Arteriosklerose ist eine chronisch fortschreitende Degeneration der Arterienwände – durch entzündliche Reaktionen in der Gefäßwand bestimmt. Man kann davon ausgehen, dass die Parodontitis die systemischen Entzündungsprozesse begünstigt. Man bezeichnet dies als Inflammations-Hypothese. Weiters werden die Arterienwände mit oralen Keimen infiziert und möglicherweise kommt es zu einer verstärkten Thrombozytenaktivierung. Es gibt auch zahlreiche gemeinsamen Risikofaktoren von Herz-Kreislauferkrankungen und Parodontitis – wie Rauchen, Diabetes, Adipositas und Hypertonie.
Patienten mit Parodontitis über das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen informieren
Ob eine Parodontitis-Therapie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt kann, dazu fehlen dementsprechende Studien. Es ist auch nicht bewiesen, ob Parodontitis als Risikofaktor oder Risikoindikator angesehen werden sollte. Grundsätzlich sollten aber Patienten mit moderater, schwerer oder therapieresistenter Parodontitis über ein mögliches erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen informiert werden. Dies gilt für Hausärzte als auch für Zahnärzte.
Höhere Gesamtmenge von im Mund befindlichen Bakterien bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Interessant ist, dass die Gesamtmenge der im Mund befindlichen Bakterien bei Herz-Kreislauf-Patienten signifikant höher ist als bei gleichaltrigen Kontrollgruppen. Die Rolle von chronischen Infektionen jeder Art als Trigger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bereits hinlänglich bekannt.
Die interdisziplinäre Coronary Event and Periodontal Disease (CORODONT)-Studie der Universität Ulm wies im Jahr 2009 nach, dass die Gesamtbelastung mit Parodontitis-Keimen und vor allem die Menge an Actinobacillus-actinomycetemcomitans in der Zahnfleischtasche signifikant mit der koronaren Herzkrankheit assoziiert sind.
Ein Zusammenhang des Erkrankungsrisikos mit der Taschentiefe konnte hingegen nicht nachgewiesen werden. Wurde bis dahin davon ausgegangen, dass Antibiotika bei Parodontitis systemisch verabreicht werden müssen, gilt seitdem, dass auch lokale Gaben (Instillationen) von Antibiotika zielführend sind.
Literatur:
Spahr A, Klein E, Khuseyinova N, Boeckh C, Muche R, Kunze M, Rothenbacher D, Pezeshki G, Hoffmeister A, Koenig W. Periodontal infections and coronary heart disease. Role of periodontal bacteria and importance of total pathogen burden in the Coronary Event and Periodontal Disease (CORODONT) study. Arch Intern Med. 2006 Mar 13;166(5):554-9.
Quelle: Universität Ulm