Freitag, März 29, 2024

Bevor Osteoporoseschmerzen zur Krankheit wird

Osteoporoseschmerzen sind sehr typisch für chronischen Schmerz: Bei typischen Mikro-Frakturen brechen die Deckplatten der Wirbelkörper ein, die Wirbel sinken zusammen.

Durch Einbruch der Deckplatten der Wirbelkörper und Zusammensinken der Wirbel nimmt die Distanz zwischen Knochen und Nerven ab und der resultierende Druck auf die Nervenfasern führt zu Osteoporoseschmerzen. Das sichtbare Resultat dieser Entwicklung ist der typische osteoporotische Rundrücken.

Die Muskulatur versucht reaktiv, die Instabilität sowie die zunehmende Verkrümmung der Wirbelsäule zu kompensieren – der Muskelschmerz hat also einen weiteren erheblichen Anteil am Osteo­poroseschmerz. Schließlich sind noch die Sinter-Frakturen als wichtiger Faktor zu nennen: Die Spongiosa verliert bei der Osteoporose an Festigkeit und lässt sich – ähnlich wie Styropor – eindrücken.

Überall, wo die feinen Spongiosa-Bälkchen brechen, kommt es zur Freiset­­­­z­­ung von Entzündungsmediato­­­ren. Die Folgen sind Schwellungen, das Periost als ­eigentliches Schmerz-empfind­liches Gewebe wird gereizt und auch die Entzündungsmediato­­­ren an sich verursachen Schmerzen.

Typisch ist der tageszeitliche Osteoporoseschmerz-Verlauf: Während sich bei degenerativen Wirbelsäulen-Veränderungen der meist morgendliche »Lower Back Pain« mit zunehmender Bewegung innerhalb einiger Stunden bessert, nimmt der Osteoporoseschmerz mit aufrechter Haltung und physischer Belastung eher zu.



 

Bewegung gegen Osteoporoseschmerzen und zum Schutz vor Knochenbruch

Die Basis der Osteoporose-Therapie ist natürlich der medikamentöse Knochen-Aufbau bzw. der Stopp eines weiteren Abbaus. Auch auf Calcium und Vitamin D darf nicht vergessen werden. Ein weiterer wichtiger Pfeiler in der Osteoporose-Therapie ist die ausreichende Bewegung. So weist der Anthropologe Christopher Ruff in seiner Arbeit darauf hin, dass der Schlagarm von Profi-Tennisspielern eine bis zu 40 % größere Knochen-Stärke (gemessen wurde die Kortikalis) aufweist – Zahlen, von denen moderne Osteoporose-Medikamente nur träumen können, und die bei alten Menschen mit Knochenschwund wohl ohnehin ins Reich der Utopie gehören.

Nichts desto Trotz ist es auch im höheren Alter und vor allem bei Osteoporose-Patienten beson­ders wichtig, auf ausreichend Bewegung zu achten – nur so lässt sich dem Muskelschwund und einem Nachlassen der Koordination vorbeugen – immerhin resultiert beides in einer erhöhten Gang-Unsicherheit mit einer Erhöhung der Sturz-Inzidenz.

Die Voraussetzung dafür ist allerdings eine adäquate Osteoporoseschmerz-Therapie – nur so kann der Teufelskreis Schmerz – Inaktivität – Sarkopenie durchbrochen werden. Darüber hinaus führt chronischer Schmerz häufig zur Depression, die wiederum die Aktivität reduziert.



 

Osteoporoseschmerz-Therapie – aber bitte adäquat

Die optimale Therapie von Osteoporoseschmerzen stützt sich auf das Stufen-Schema der WHO. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die so gerne und häufig verschriebenen NSARs nicht so harmlos sind wie ihr Ruf: Ohne zusätzliche Einnahme von Magen-schützenden Präparaten stirbt einer von 1.200 Patienten, wie Tramèr et al. in ihrer Arbeit aus dem Jahr 2000 eindrucksvoll zeigen konnten. NSARs sind die Medikamenten-Gruppe mit den häufigsten Nebenwirkungs-assoziierten Krankenhaus-Einweisungen. Auch PPIs können auf Dauer keine Lösung sein: Yang et al. wiesen in ihrer 2006 im Journal of the American Medical Association erschienen Studie nach, dass die Anzahl von Schenkelhals-Frakturen unter Patienten mit PPIs signifikant höher ist.


Literatur:

Yan Y, Tan B, Fu F, Chen Q, Li W, Chen W, He H. Exercise vs Conventional Treatment for Treatment of Primary Osteoporosis. A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Orthop Surg. 2021 Jun 14. doi: 10.1111/os.13036. Epub ahead of print. PMID: 34124845.

Miller PD. Management of severe osteoporosis. Expert Opin Pharmacother. 2016;17(4):473-88. doi: 10.1517/14656566.2016.1124856. Epub 2015 Dec 23. PMID: 26605922.

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