Sonntag, März 17, 2024

Opioidhaltige Schmerzpflaster bei Tumorschmerzen

Opioidhaltige Schmerzpflaster mit den Wirkstoffen Fentanyl und Buprenorphin sind bei Tumorschmerzen eine geeignete Therapieoption.

Opioidhaltige Schmerzpflaster – sogenannte transdermalen Systeme – bieten Krebspatienten mit starken Tumorschmerzen eine geeignete Therapieoption. Vor allem für Patienten mit Schluckbeschwerden, gastrointestinaler Passagestörung sowie konstantem Schmerzrhythmus sind einer aktuellen Studie zufolge Schmerzpflaster mit den Wirkstoffen Fentanyl und Buprenorphin – transdermalen Opioide – Mittel der Wahl, bevor invasivere Behandlungsmethoden zur Anwendung kommen.

 

Metaanalyse zu Opioidhaltige Schmerzpflaster mit Fentanyl und Buprenorphin

Etwa jeder sechste Krebspatient leidet unter starken Tumorschmerzen. Hinzu kommen verschiedene Beschwerden wie Schmerzen durch langes Liegen, Punktionen oder die Entnahme von Gewebeproben.



Deswegen ist eine effektive Schmerzbehandlung von großer Bedeutung, auch damit die Patienten möglichst wenig mit zusätzlichen Injektionen, Kanülen oder starken Nebenwirkungen belastet werden und möglichst große Bewegungsfreiheit haben. Eine gute Option stellen deswegen Opioidhaltige Schmerzpflaster dar, welche die Wirkstoffe transdermal über die Haut abgeben.

In einer neuen Metaanalyse wurde die vorhandene medizinische Literatur zu Fentanyl- und Buprenorphin-Schmerzpflaster ausgewertet. Beide Wirkstoffe sind starke Opioide zur Behandlung von Tumorschmerzen und aufgrund ihrer geringen molekularen Masse, hohen Lipidlöslichkeit und guten analgetischen Effektivität für die transdermale Therapie gut geeignet. In der Metaanalyse zeigten sich bestimmte Vorteile und mögliche Anwendungsbereiche für beide Substanzen.

 

Konstante Schmerzlinderung durch Opioidhaltige Schmerzpflaster

Es zeigte sich, dass die transdermalen Systeme mit Buprenorphin und Fentanyl eine gute analgetische Wirkung und Verträglichkeit haben. Und zwar war das auch unter Berücksichtigung von Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen der Fall.

Die Schmerzpflaster erlauben beispielsweise bei Tumorschmerzen eine konstante, langfristige Schmerzlinderung. Dies geschieht mit einer kontinuierlichen, kontrollierten Freisetzung von Opioiden über 72 bis 98 Stunde. Und zwar sind sie vor allem für jene Patienten geeignet, die eine stabile Schmerzdämpfung über einen längeren Zeitraum benötigen.

Schmerzpflaster sind die erster Wahl für onkologische Patienten mit Schluckbeschwerden oder solchen, die orale Opioide aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen oder Probleme mit der Compliance haben.

Transdermale Systeme bieten auch einen Vorteil in der Anwendung, da sie keinem First-pass-Effekt unterliegen und dadurch andere Arzneimittel nicht in der Resorption beeinträchtigen. Die stabile Wirkstoffkonzentration bei langen Dosierungsintervallen bedingt, dass auf Grund fehlender Plasmagipfel weniger opioidbedingte Nebenwirkungen in Erscheinung treten, wie zum Beispiel Schwindel. Da es sich hierbei um träge Systeme mit langsamer An- und Abflutung handelt, sind die Pflaster mit Buprenorphin und Fentanyl nicht zur akuten Schmerzbehandlung geeignet.



 

Tipps für Patienten, die transdermale Schmerzpflaster einsetzen

Man sollte die Schmerzpflaster auf einen sauberen, trockenen Bereich der Haut auftragen. Keinesfalls solte man die Pflaster auf rissige oder gereizte Haut geben.

Wenn ein Pflaster Reizungen oder Hautbeschwerden verursacht, dann sollte man keine topischen Pflaster mehr und anwenden und die Probleme mit dem Arzt besprechen.

Patienten sollten auch keine Heizkissen oder andere externe Wärmequellen in dem Hautbereich anwenden, wo sich das Pflaster befindet. Denn die Hitze kann die Absorption erhöhen und das Toxizitätsrisiko erhöhen. Hitze kann außerdem für lokale Schmerzen und Erytheme verantwortlich sein, dort wo das Pflaster platziert ist.

Übrigens sind Kinder besonders anfällig für anästhetische Toxizität, wenn sie versehentlich transdermalen Pflastern ausgesetzt werden.

Auch nach der Entfernung enthalten transdermale Pflaster einige aktive Medikamente. Gebrauchte Pflaster sollten deswegen sorgfältig entsorgt werden. Und zwar indem man sie in zwei Hälften faltet und sie so dann entsorgt.

 

Allgemein: Welche Eigenschaften Schmerzmittel in Form von Pflasterformulierungen haben

Topische und transdermale Formulierungen sind ein übliches Mittel zur Abgabe von pharmakologischen Wirkstoffen. Wenn ein Medikament transkutan eindringen kann, ist die Haut ein idealer Ort für die Abgabe von Medikamenten für lokale (topische) und systemische (transdermale) Wirkungen.



Die Verabreichung von Schmerzmittel über die Haut bietet gegenüber den oral verabreichten Medikamenten mehrere potenzielle Vorteile. Und zwar einschließlich der Compliance, der Fähigkeit, ein Arzneimittel an eine periphere Zielstelle abzugeben, und stabileren und nachhaltigeren Plasmaspiegeln.

In der Regel nimmt der Körper mittels transdermalen Pflastern jene Medikamente auf, die den systemischen Kreislauf erreichen sollen. Hingegen sind topische Pflaster so konzipiert, dass die Wirkstoffe für eine gezielte Abgabe in der Nähe der Applikationsstelle lokalisiert bleiben.

Es gibt eine Vielzahl von Technologien und Materialien, die in Pflastern verwendet werden, sowie Penetrations- und Formulierungsverbesserer, die letztendlich die Leistung, Wirksamkeit und Sicherheit des Pflastersystems beeinflussen.

Wobei auch der Grad der Haftung an der Haut auch bei der Arzneimittelabgabe von entscheidender Bedeutung ist. Denn Pflaster, die sich vor dem vorgeschriebenen Zeitraum anheben oder abfallen, können ein therapeutisches Versagen darstellen und müssen ersetzt werden. Dann brauchen die Patienten neue Pflaster, was auch die Kosten für das Gesundheitssystem oder eben den Patienten erhöht.

Das zusätzliche Risiko einer versehentlichen Exposition eine schlechteHaftung außerdem zu einem Sicherheitsproblem. Derzeit sind verschiedene Analgetika als Pflasterformulierungen erhältlich. Darunter Lokalanästhetika, Capsaicin, nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente und Opioide. Durch das Verständnis der Designs, Einschränkungen und Vorteile von Patch-Systemen können Ärzte bei Bedarf zwischen diesen Therapien wählen.




Literatur:

Nalamachu S, Gudin J. Characteristics of Analgesic Patch Formulations. J Pain Res. 2020 Sep 22;13:2343-2354. doi: 10.2147/JPR.S270169. PMID: 33061549; PMCID: PMC7520099.

Cohrs J, Kerns R. Using transdermal patches to treat neuropathic pain. Nursing. 2020;50(4):15–16. doi:10.1097/01.NURSE.0000657076.10174.66

Ahn JS, Lin J, Ogawa S,et al.  Transdermal buprenorphine and fentanyl patches in cancer pain: a network systematic review. J Pain Res. 2017 Aug 18;10:1963-1972. doi: 10.2147/JPR.S140320. eCollection 2017.


Quelle: Österreichische Schmerzgesellschaft – Schmerzwochen 2018

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