Donnerstag, April 18, 2024

Opioide erhöhen nicht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Herz-Kreislauf-Patienten, die Opioide gegen ihre starke Schmerzen einsetzen, müssen sich nicht vor einem höheren Risiko für Angina pectoris fürchten.

Im Grunde genommen bringt eine angepasste Therapie mit Opioiden den einzelnen Patienten eine optimale Schmerzlinderung bei hoher Sicherheit mit moderaten unerwünschten Nebenwirkungen. Jedoch gab es in den vergangenen Jahren immer wieder kritische Veröffentlichungen, die ein häufigeres Auftreten von Herzkreislauf-Erkrankungen und akuten Herzinfarkten im Zusammenhang mit der Opioid-Therapie beschrieben. Eine unlängst vorgestellte Untersuchung zur Sicherheit der Opioide evaluierte ein potentielles Risiko für Herz und Kreislauf bei kardivaskulären Patienten. Die Forschenden fanden schließlich in dieser Patientengruppe kein erhöhtes Risiko für eine zu Angina pectoris. Allerdings können sowohl eine Überdosierung als auch ein Opioidentzug schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse auslösen. Dementsprechend sind rezente Daten zu verstehen.

 

Möglicher Zusammenhang Opioide und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht

Als mögliche Ursachen für ein potentiell erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen unter Opioid-Therapie wurden verschiedene Pathomechanismen genannt. Vor allem wurden Opioide-induzierte hormonelle Veränderungen, die im Rahmen  eines Hypogonadismus und Testosteronmangels zu einer arteriellen Gefäßsteifigkeit führen können, diskutiert. Auch Opioide-bedingte schlafbezogene Atmungsstörungen mit  konsekutivem Sauerstoffmangel wurden als mögliche Ursachen ein höheres Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen genannt. Diese Diskussion in der Fachwelt war vor allem retrospektiven Analysen von Arzneimittelverschreibungen und dem Auftreten von Herzkreislauf-Erkrankungen sowie Einzelbeobachtungen geschuldet.

 

Sicherheit der Opioide bei Herz-Kreislauf-Patienten untersucht

2016 haben deutsche Wissenschaftler zu eine sogenannte Fall-Kontroll-Studie bei ihren Herz-Patienten durchgeführt. In einem Zeitraum von sechs Monaten wurden Patienten im Alter von mehr als 40 Jahren mit einer behandlungsbedürftigen Angina Pectoris und einer per Koronarangiografie gesicherten koronaren Herzkrankheit standardisiert befragt.

Patienten mit einem unauffälligen koronarangiografischen Befund wurden in eine Kontrollgruppe aufgenommen. In einer eingehenden Befragung wurde auch die Medikation innerhalb der vorangegangenen zehn Jahre erfragt. Die Krankheitsgeschichte jener Studienteilnehmer, die zu irgendeinem Zeitpunkt Opioide eingesetzt hatten, wurde ausführlich dokumentiert und analysiert.

Insgesamt wurden die Daten von 471 Patienten im Durchschnittsalter von 68 Jahren untersucht. Der Anteil der Patienten, die im Jahr vor der stationären Aufnahme Opioide eingenommen hatten, war in der Kontrollgruppe (ohne koronare Herzerkrankung) mit 11,3 Prozent etwas höher als unter den Koronarpatienten (10,4 Prozent). Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant.

Die Studienergebnisse zeigten damit, dass die Einnahme von Opioiden kein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer behandlungsbedürftigen Angina Pectoris darstellt, wenngleich die Patienten Opioide niedrig dosiert einsetzten.


Literatur:

Krantz MJ, Palmer RB, Haigney MCP. Cardiovascular Complications of Opioid Use: JACC State-of-the-Art Review. J Am Coll Cardiol. 2021 Jan 19;77(2):205-223. doi: 10.1016/j.jacc.2020.11.002. PMID: 33446314.

Kaisler M, Maier C, Kumowski N, Schwarzer A, Meyer-Frießem CH. Langzeiteffektivität topisch applizierter Analgetika [Long-term effectiveness of topical analgesics]. Schmerz. 2020 Feb;34(1):21-32. German. doi: 10.1007/s00482-019-00416-1. PMID: 31562537.


Quelle: Kaisler et al., Erhöht eine Opioideinnahme das Risiko einer Koronaren Herzerkrankung? Abstract Deutscher Schmerzkongress, Oktober 2016

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