Das Suchtpotenzial von Schmerzmitteln ist nicht zu unterschätzen: Opiatabhängigkeit wird immer häufiger auf Schmerzmittelkonsum zurückgeführt.
Kanada. Immer häufiger ist der Konsum von Opioid-Schmerzmitteln auch der Beginn einer Opiatabhängigkeit – dies berichten Forscher im Zuge einer kürzlich im Fachjournal Biology of Sex Differences veröffentlichten Studie. Das Potenzial von Schmerzmitteln, abhängig zu machen, sei gerade im Zusammenhang mit einer Opiatabhängigkeit nicht zu unterschätzen, so die aktuellen Erkenntnisse.
Sogenannte Opioide als Schmerzmittel wurden im Laufe der letzten Jahre immer häufiger regelmäßig eingenommen – dies führte zu einem Besorgnis erregenden Anstieg jener, die von ihnen abhängig wurden. Insbesondere ärztlich verordnete Opioide münden häufig in einer gefährlichen Abhängigkeit. Dies ist insbesondere auf die darin enthaltenen synthetischen Opiat-Varianten zurückzuführen, die aus der Milch des Schlafmohns gewonnen werden. Beispielsweise beinhalten Schmerzmedikamente für die Tumorbehandlung Morphin. Hustensäfte hingegen sind häufig mit dem Wirkstoff Codein angereichert.
Tatsächlich ist ein deutlicher Anstieg in Bezug auf die ärztliche Verordnung von Opioiden zu beobachten. Das damit verbundene Risiko – so aktuelle Ergebnisse der kanadischen McMaster University – ist groß. So gelten ärztlich verordnete Schmerzmittel häufig als Einstiegsdroge für mehr als die Hälfte aller Frauen und etwas mehr als ein Drittel aller Männer, die später opiatabhängig werden.
Im Zuge ihrer Studie untersuchten die Forscher 503 Patienten in einer Klinik, in der Opiatabhängige mit dem Ersatzstoff Methadon behandelt werden. Letzteres lindert Entzugserscheinungen bei Opiatabhängigen ohne dabei das typische Hochgefühl zu verleihen. Ziel einer Methadontherapie ist es, den Patienten langfristig von seiner Drogensucht zu befreien.
52 Prozent der befragten Frauen und 38 Prozent der Männer fielen in eine Opiatabhängigkeit durch verordnete Schmerzmittel
Erschreckend war, dass 52 Prozent der in der Studie befragten Frauen und 38 Prozent der Männer angaben, durch den Konsum von legal, bzw. ärztlich verordneten Schmerzmitteln in die Opiatabhängigkeit gefallen sind. Dabei hat sich auch das Durchschnittsalter der Drogenabhängigen, so die Studie, im Gegensatz zu den 90-er Jahren, um mehr als zehn Jahre verschoben – von 25 auf 38 Jahre. Aber auch das Einstiegsalter der Opiatabhängigen liegt nun bei 25, statt den früheren 21 Jahren. Zudem nahm der Anteil jener, die Opioide mit der Nadel verabreichen, um 60 Prozent ab. Die Zahl der Patienten die hingegen durch den Konsum ärztlich verordneter Schmerzmittel einen Abhänigkeitszustand erreichten, nahm um 30 Prozent zu.
Die aktuellen Ergebnisse sollten Anlass dafür sein, potenzielle Schmerztherapien entsprechend zu evaluieren und anzupassen bzw. zu überprüfen. Dennoch werden und sollen auch Opioide sehr wichtige Therapieoptionen einer modernen Schmerztherapie bleiben.