Montag, April 22, 2024

O-Beine ohne Schmerzen sollte man zuerst konservativ behandeln

Bei jungen Leistungssportlern, wie oft im Fußball, mit leichten O-Beinen ohne anhaltende Beschwerden sollte man die Schmerzen erstmal konservativ behandeln.

Ob intensives Fussball spielen in der Jugend zu O-Beinen im Erwachsenenalter führen kann, ist seit vielen Jahren umstritten. Manche Experten unterstellen, dass junge Spieler mit O-Beinen besser dribbeln können und deswegen mehr von ihnen Fussball spielen. Eine aktuelle Studie zeigte dazu, dass intensives Fußballtraining bei Jugendlichen das Risiko für die Entwicklung von O-Beinen deutlich erhöht, wobei man früh genug Beschwerden beziehungsweise Schmerzen mit ersten Maßnahmen behandeln sollte.



 

Aktive, offene Wachstumsfugen fördern das Entstehen von O-Beinen

Der Hauptgrund dafür scheint in den noch aktiven, offenen Wachstumsfugen begründet. Diese schließen sich regelhaft bei Mädchen zum 14. und 15. Lebensjahr, bei Jungen sogar erst zum 16. Lebensjahr. Möglicherweise entstehen durch das intensive Training bei wiederholten Mikrotraumata schädigende Effekte am Schienbeinkopf. Daraus können später Deformitäten am Schienbein resultieren.

Die O-Deformierung belastet die Strukturen auf der Innenseite des Kniegelenkes stärker. Dies kann mit zunehmendem Alter zu einer Kniegelenk-Arthrose führen, die wiederum später ein künstliches Kniegelenk notwendig machen kann.

X-Beine und O-Beine © lotan / shutterstock.com
X-Beine und O-Beine © lotan / shutterstock.com

 

Möglichkeiten, um O-Beinen zu behandeln

Unter dem Strich sollten Patienten mit O-Beinen oder Schmerzen am inneren Kniegelenk-Spalt unbedingt eine genaue klinische und radiologische Untersuchung erhalten, um mit einer wirksamen Behandlung entgegenwirken zu können. Dabei muss auch die Analyse der Beingeometrie erfolgen. Ab einem bestimmten Grad der Abweichung, beziehungsweise der Beschwerden, ist eine Achskorrektur der Beine zu erwägen.

 

Chirurgische Methoden

Dabei greifen wir operativ je nach Ort der Deformität am Schienbeinkopf oder Oberschenkelknochen in Kniegelenknähe, selten auch an beiden Knochen ein. Bei der klassischen Methode wird nach Durchtrennung des Knochens mit Platten die korrekte Beinachse fixiert.



Falls bei einer begleitenden Verdrehung der Knochen die Füße sehr weit nach innen oder außen stehen, die Hüften ungünstig eingestellt sind oder gar zusätzlich eine Beinlängendifferenz vorliegt, wird eine Korrektur mit Marknägeln bevorzugt.

Besonders die Umstellungs- und oder die Verlängerungs-Operationen mit Marknägeln lassen sich mit kleinsten Zugängen, sozusagen minimal-invasiv durchführen. Die Patienten gehen im Anschluss durchschnittlich vier bis sechs Wochen unter Teilbelastung an Gehstützen und können dann wieder sportlich aktiv sein.

 

Konservativ behandeln

Bei nur leichten O-Beinen ohne anhaltende Beschwerden sollte man anfangs konservativ die Schmerzen behandeln. Dabei empfiehlt sich beispielsweise das Meiden besonderer Spitzenbelastungen. Weiter hilft ein Kräftigung der Muskulatur, eine Schuhaußenranderhöhung sowie die Anwendung entzündungshemmender Schmerzmittel.

Die aktuellen Ergebnisse zum Leistungssport wollen die Forscher mit Vereinen und Sport- und Trainingswissenschaftlern erörtern. Denn dadurch könnten man Jugendliche Sportler mit O-Beinen frühzeitig erkennen und deren Training anpassen.

Für ihre Studie analysierte eine Arbeitsgruppe 3D-Chirurgie der LMU München systematisch die vorhandene Literatur und fasste die Ergebnisse anschließend wissenschaftlich zusammen.

Dabei schloss die wissenschaftliche Analyse internationale Studien mit zusammen über 1300 jungen männlichen Leistungssportlern im Fußball und vergleichbar große Kontrollgruppen ein.

 

Fussball spielen aber auch andere Leistungssportarten fördern das Entstehen von O-Beinen

Das Phänomen von O-Beinen bei heranwachsenden Leistungssportlern wird im Übrigen nicht nur beim Fussball sondern in geringerem Ausmaß auch bei anderen High-Impact-Sportarten wie Tennis, Handball und Volleyball beschrieben. Auch hier werden als Ursache die häufigen, schnellen Richtungswechsel vermutet.

Die Forscher betonen ausdrücklich, dass die Ergebnisse nicht auf den Breitensport zu übertragen sind. Im Gegenteil: Der Breitensport ist wichtig und förderlich für die Entwicklung der Heranwachsenden.




Quelle: Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)

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