Dienstag, April 16, 2024

Grundlagen zur Nikotin-Ersatz-Therapie

Die Analysen zahlreicher Studien zeigen, dass die Nikotin-Ersatz-Therapie die Chancen der Entwöhnung etwa verdoppeln kann.

Nikotin steht seit langem im Zentrum einer wissenschaftlicher Diskussionen. Kanzerogene im Teer Krebserkrankungen verursachen. Reizstoffe und Reizgase werden für die COPD verantwortlich ­gemacht. Für die Herz-Kreislauf-Erkrankungen dürfte weniger Kohlen­monoxyd als der oxydative Stress durch viele Substanzen und freie Radikale ­verantwortlich sein. Heute geht man davon aus, dass alle Formen der Nikotin-Ersatz-Therapie NRT eingesetzt werden können bei:

  • Rauchern mit kardiovaskulären Erkrankungen,
  • schwangeren Raucherinnen,
  • Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren.

Unterschiedliche Formen der Nikotin-Ersatz-Therapie können kombiniert werden, Nikotinkaugummi und Nikotininhalationen können beim reduzierten Rauchen eingesetzt werden – als Schritt hin zum kompletten Rauchstopp.

 

Nikotin-Ersatz-Therapie bei Patienten mit Herzkreislauferkrankungen

Verschiedene Studien haben weiland gezeigt, dass die Nikotin-Ersatz-Therapie auch bei kardiovaskulären Risikopatienten mit keiner erhöhten Gefahr von akuten Ereignissen wie kardialer Dekompensation oder Rhythmusstörungen verbunden ist. Daher gehören die Raucherentwöhnung und eine eventuell notwendige Nikotin-Ersatz-Therapie zum integrierten Bestandteil einer umfassenden Behandlung von ­Rauchern mit kardiovaskulären Erkrankungen. Alle NRT-Formen können bei Patienten mit Herzkreislauferkrankungen eingesetzt werden. Die NRT sollte jedem entzugswilligen Raucher angeboten werden, wenn die Alternative jene ist, dass der Patient das Rauchen wieder aufnimmt. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen, die nicht stabilisiert oder therapeutisch nur unzureichend eingestellt sind, sollte die Entscheidung zur NRT mit dem behandelnden Arzt (Allgemeinmediziner oder Facharzt) besprochen werden.

 

Nikotin-Ersatz-Therapie bei Rauchern im Alter von 12 bis 17 Jahren

Alle Formen der NRT können von Rauchern im Alter von 12 bis 17 Jahren verwendet werden. Jene Personen, welche Nikotin-Ersatz-Therapie verschreiben oder ausfolgen, sollten sich vergewissern, dass der Jugendliche

  • a) abhängig genug ist, um eine Nikotin-Ersatz-Therapie zu rechtfertigen und
  • b) entschlossen ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

 

Nikotin-Ersatz-Therapie bei schwangeren ­Raucherinnen

Nikotin-Ersatz-Therapie kann bei schwangeren Raucherinnen eingesetzt werden. Verschreiber sollten sicherstellen, dass die Patientin die möglichen Risiken und Vorteile versteht und dass der Arzt, der die Schwangerschaft überwacht, konsultiert worden ist (Das Pflaster nur am Tag, nicht über Nacht verwenden!).

 

Mehrere NRT-Formen ­kombinieren

Mehr als eine Form der Nikotin-Ersatz-Therapie kann gleichzeitig angewendet werden. Patienten mit vergeblichen Entzügen unter der Verwendung einer einzigen NRT-Form sollte eine Kombination von Pflaster mit Kaugummi, Pflaster mit Inhalationen oder andere Kombinationen angeboten werden. Jeder Raucher, der eine Kombination einsetzen will, sollte ermuntert werden, dies zu tun. Bei Bedarf ist auch eine längere Anwendung sinnhaft, jedoch muss der Raucher die Präparate selbst bezahlen. Eine NRT kann nun auch eingesetzt werden, während der Patient immer noch raucht, mit dem Zweck eines reduzierten Rauchens als Vorstufe zum Rauchstopp. Diese Strategie ist nur in Fällen indiziert, bei denen es offensichtlich ist, dass der Raucher nicht gewillt ist, sofort einen Rauchstopp-Versuch durchzuführen. Raucherberater sollten eine kurze Information zum reduzierten Rauchen anbieten, wenn der Raucher nicht gänzlich aufhören will. Langfristiges Ziel ist auf jeden Fall der Rauchstopp.

 

Fazit

Durch Tabakrauchen – vor allem durch das Zigarettenrauchen – werden ca. 30% der Krebstodesfälle, 30–40% der Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen und ca. 75% der Todesfälle durch COPD hervorgerufen (in Österreich sterben pro Jahr ca. 14.000 Personen durch Tabak-assoziierte Erkrankungen). Die Raucherentwöhnung ist ohne Zweifel ein wirkungsvolles Instrument, wobei zur Vermeidung der Gewichtszunahme die Raucherentwöhnung mit einer kritischen Analyse des Lebensstils verbunden sein sollte, wobei die Wahl des Präparates für den Nikotinersatz der Patient treffen sollte.


Quellen:

https://www.cancer.gov/publications/dictionaries/cancer-terms?cdrid=439409

www.ash.org.uk/

Neue Richtlinie zur Nikotin-Ersatz-Therapie. Univ.-Prof. Prim. Dr. Christian Leithner. MEDMIX 4/2006

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