Freitag, April 19, 2024

Niere, Coronavirus, Covid-19: Problem Nierenleiden in der Corona-Pandemie

Coronavirus, Covid-19, Erkrankungen der Niere: Versorgung der Patienten mit Nierenleiden in der Corona-Pandemie möglicherweise gefährdet.

Die Corona-Pandemie stellt die Gesundheitssysteme weltweit vor erhebliche Herausforderungen, einschließlich wesentlicher ethischer Dilemmata, die im Zusammenhang mit der Versorgung von Menschen mit Erkrankungen der Nieren und dem Risiko für eine Coronavirus-Erkrankung Covid 19 entstehen könnten. Unter dem Strich brauchen jedenfalls die Patienten mit Nierenleiden und schwer eingeschränkter Funktion der Nieren während der Corona-Pandemie durch das Coronavirus eine sehr engmaschige ärztliche Überwachung. Im Extremfall müssen Patienten mit Nierenversagen trotz Ansteckungsrisiken drei Mal in der Woche für mehrere Stunden in eine Praxis oder Klinik, um sich dort der für sie lebenswichtigen Dialyse zu unterziehen.

Viele der Patienten mit Nierenleiden warten auch in Zeiten des Coronavirus auf eine Nierentransplantation. Diese erfolgt angesichts des Organmangels oft als Lebendspende. Von langer Hand geplant, werden aber solche Nierentransplantationen derzeit verschoben, weil die Zahl der Intensivbetten begrenzt ist und insbesondere die Spender keinem Infektrisiko ausgesetzt werden sollen.

Die Versorgungssituation der Patienten mit Nierenleiden wird unter großem Einsatz aufrecht erhalten, könnte aber in der akuten Phase der Corona-Pandemie und auch darüber hinaus gefährdet sein.

 

Coronavirus-Ansteckungsrisiko für Patienten mit Nierenleiden und notwendiger Dialyse

Gerade die Dialyse hat in der Corona-Pandemie birgt für die Patienten mit Nierenleiden große Risiken zur Ansteckung mit dem Coronavirus. Denn die Dialyse lässt sich nur im Rahmen eines ambulanten Praxis- oder Klinikaufenthalts durchführen.

Lange und regelmäßige Kontakte zu verschiedenen Ärzten, Pflegepersonal, Mitpatienten und Transportdiensten sind beim mehrere Stunden dauernden Praxis- beziehungsweise Klinikbesuch kaum vermeidbar.

Bei Menschen mit Nierenschädigungen handelt es sich um eine besonders anfällige Patientengruppe – durchschnittlich einmal im Jahr müssen sie stationär aufgenommen werden, weil sich ihr Gesundheitszustand temporär verschlechtert.

Außerdem nehmen viele Patienten mit Nierenleiden Medikamente ein, die die Immunabwehr des Körpers schwächen, was sie zusätzlich zu Risikopatienten im Falle einer Ansteckung mit dem Coronavirus macht.

 

Hybride Dialyse

Eine Hybriddialyse besteht aus einer wöchentlichen Hämodialyse im Krankenhaus und einer Peritonealdialyse zu Hause. Diese Strategie ermöglichte in einem prominent publizieerten Fallbeispiel bei einem italienischen Patienten die Verbesserung der Depurationsparameter und die Vermeidung, häufig ins Krankenhaus zu müssen. Dadurch wurde für den Patienten das Risiko, sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anzustecken, deutlich verringert.

 

Eingeschränkte Klinikkapazitäten und das Risiko einer Covid-19-Ansteckung belasten Patienten mit Erkrankungen der Niere während der Corona-Pandemie

Auch die derzeit noch gültige Regelung, planbare Eingriffe bis auf Weiteres zu verschieben, um Klinikkapazitäten für mögliche Corona-Patienten freizuhalten, betrifft Patienten mit Erkrankungen der Niere. Nieren werden vielfach als Lebendspende weitergegeben – der Eingriff bei Spender und Empfänger lässt sich dementsprechend gut planen.

Außerdem kann durch die Dialyse auch schwerkranken Patienten, die kaum mehr über eine Nierenfunktion verfügen, geholfen werden, längere Zeiträume ohne eine Organspende zu überbrücken.

Experten der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin haben Bedenken in Hinblick auf mögliche Mindestmengen-Regelung. Nur wenn 25 Nierentransplantationen pro Jahr an den jeweiligen Kliniken durchgeführt werden, ist die Finanzierung der Nierentransplantations-Zentren auch im kommenden Jahr gesichert. Was eigentlich die Qualität der Klinik durch ausreichend Erfahrung in speziellen Bereichen belegen soll, könnte zum Risiko werden.


Literatur:

Martin DE, Parsons JA, Caskey F, Harris DCH, Jha V. Ethics of kidney care in the era of COVID-19. Kidney Int. 2020 Oct 7:S0085-2538(20)31111-X. doi: 10.1016/j.kint.2020.09.014. Epub ahead of print. PMID: 33038425; PMCID: PMC7539938.

Mori G, Alfano G, Fontana F, Magistroni R. Hybrid dialysis: a promising strategy to reduce hospital access during the SARS-CoV-2 pandemic. BMJ Case Rep. 2020 Oct 7;13(10):e236411. doi: 10.1136/bcr-2020-236411. PMID: 33028570.

Andhika R, Huang I, Wijaya I. The Severity of COVID-19 in End-Stage Kidney Disease Patients on Chronic Dialysis. Ther Apher Dial. 2020 Oct 11. doi: 10.1111/1744-9987.13597. Epub ahead of print. PMID: 33040468.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM).

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