Eine neue Therapie als Medikament zum Inhalieren soll schwere Lungenschäden bei einer Covid-19-Erkrankung verhindern helfen.
Impfstoffe gegen das Coronavirus gibt es bereits einige, sie gelten als wichtigster Faktor bei der Bekämpfung und Eindämmung der Pandemie. Medikamente, die spezifisch gegen eine aktive Corona-Erkrankung wirken, gibt es aber noch kaum. Nun hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Musa Khaitov am NRC Institut für Immunologie FBMA in Moskau in Kooperation mit Rudolf Valenta, Leiter der Abteilung für Immunpathologie am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien, ein Medikament als neue Therapie bei schwerem Verlauf von Covid 19 entwickelt. Und zwar soll der Corona-Patient den Wirkstoff inhalieren., um dadurch schwere Lungenschäden bei einer Covid-19-Erkrankung zu verhindern.
Neue Covid 19 Therapie ähnlich wie Asthma-Spray
Valenta: „Derzeit gibt es medikamentös eigentlich nur den Antikörper-Mix von Regeneron, bestehend aus zwei Antikörpern, und den Einsatz von Blutplasma. Dabei unterstützen Antikörper aus dem Blut von Menschen, die eine Covid-19-Infektion durchgemacht haben, die Therapie.“
Die Forscher haben das nun entwickelte Medikament bereits im Tiermodell getestet. Schließlich befindet sich die neue Therapie bei schwerem Verlauf von Covid 19 aktuell am Anfang von Studien-Phase II.
Im Grunde genommen kombiniert man eine Ribonukleinsäure mit einem Trägerpeptid. Dies wird dann gemischt, damit der Wirkstoff in infizierte Zellen gezielt eingebracht werden kann. Schließlich soll er dort verhindert, dass sich das Virus vermehren kann. Ein in die Ribonukleinsäure eingebauter Schutzmechanismus verhindert zudem, dass das Medikament gleich wieder abgebaut und wirkungslos wird. Es handelt sich dabei um eine Flüssigkeit, die man ähnlich wie bei einem Asthma-Spray inhalieren kann. Da die Halbwertszeit unter 60 Minuten liegt, müssten Corona-Patienten die Behandlung allerdings mehrmals am Tag anwenden.
Die derzeit vorliegenden Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Wirkstoff schwere Lungenschäden verhindert und schwere Verläufe abbremst. „Damit könnte auch verhindert werden, dass Covid-19-IntensivpatientInnen beatmet werden müssen, wie es derzeit der Fall ist. Die Lunge ist ja am häufigsten von der Erkrankung betroffen“, so Valenta.
RNA-basierendes Medikament
Die Arbeitsgruppe von Rudolf Valenta an der MedUni Wien war vor allem bei der Charakterisierung des Trägerpeptids in dieser Studie maßgeblich beteiligt. Das auf der Ribonukleinsäure (RNA)-basierende Medikament lässt sich übrigens auf die Forschungen der beiden Medizin-Nobelpreisträger von 2006, Craig Mellow und Andrew Fire, zurückführen, die gemeinsam die sogenannt RNA-Interferenz entdeckt haben, die dazu führt, bestimmte Gene in eukaryotischen Zellen (Anm. Zellen mit Kern) aus- oder einzuschalten.
Literatur:
Khaitov M, Nikonova A, Shilovskiy I, Kozhikhova K, Kofiadi I, Vishnyakova L, Nikolsky A, Gattinger P, Kovchina V, Barvinskaya E, Yumashev K, Smirnov V, Maerle A, Kozlov I, Shatilov A, Timofeeva A, Andreev S, Koloskova O, Kuznetsova N, Vasina D, Nikiforova M, Rybalkin S, Sergeev I, Trofimov D, Martynov A, Berzin I, Gushchin V, Kovalchuk A, Borisevich S, Valenta R, Khaitov R, Skvortsova V. Silencing of SARS-CoV-2 with modified siRNA-peptide dendrimer formulation. Allergy. 2021 Apr 10. doi: 10.1111/all.14850. Epub ahead of print. PMID: 33837568.
Quelle:
Medizinische Universität Wien: www.meduniwien.ac.at