Donnerstag, März 28, 2024

Neue Medikamente gegen Rheuma

Neue Medikamente gegen Rheuma im Blickpunkt: Welche neuen Wirkstoffe gibt es und warum ist jede neue Therapieoption entscheidend.

Trotz der vielen Erfolge der konventionellen und biologischen Medikamente mit zum Teil mehr als zehn verschiedenen Therapieoptionen, wie zum Beispiel bei der rheumatoiden Arthritis, können immer noch nicht alle Patienten in eine Remission (Ruhe der Grunderkrankung) gebracht werden, die erfolgreichen Medikamente können wegen Nebenwirkungen nicht eingesetzt oder weiter gegeben werden, oder es gibt überhaupt keine zugelassenen „in label“ Medikamente für bestimmte Situationen oder ganze Erkrankungsgruppen, wie z.B. viele Kollagenosen oder Vaskulitiden. Aus diesen Gründen sind neue Medikamente gegen Rheuma sehr willkommen und werden – ob mit oder ohne offizielle Zulassung für eine bestimmte Erkrankung – umgehend eingesetzt, solange es wissenschaftlich und klinisch Sinn macht.

Medikamente gegen Rheuma: Neue konventionelle DMARDs (sogenannte small molecules)

Obwohl es sehr viele intrazelluläre Enzyme (Kinasen) gibt, die bei Entzündungs- und Destruktionsvorgängen eine wichtige Rolle spielen, haben es doch nur wenige dieser Kinasehemmer in Tablettenform geschafft, ein gutes Wirkungs- zu Nebenwirkungsprofil in der klinischen Prüfung zu zeigen. Am weitesten entwickelt (und bereits in einigen Ländern zugelassen) sind hierbei die Janus-Kinasehemmer Tofacitinib und Baricitinib, für die 2017 eine Zulassung erwartet wird.

Neue biologische DMARDs (monoklonale Antikörper und Rezeptorantagonisten)

Neben Tocilizumab stehen weitere vier Antikörper gerichtet gegen IL-6 oder IL6-Rezeptor in der kliniknahen Entwicklung. Deren klinische Effizienz ist ähnlich der klinischen Effizienz von TNF-α-Blockern und Tocilizumab. Dass unterschiedliche Wirkmechanismen der unterschiedlichen Präparationen bestehen, erscheint aufgrund der derzeitigen Ergebnislage eher unwahrscheinlich, möglicherweise gibt es aber feinere Unterschiede wie bei den TNFHemmer, und wünschenswert wäre eine Zulassung für Vaskulitiden und Kollagenosen wie der systemischen Sklerose.

Der Anti-Interleukin 17-Antikörper Secukinumab wurde vor kurzem für die Psoriasisarthritis und die ankylosierende Spondylitis zugelassen. IL-17 ist eines der wichtigsten entzündungssteigernden Zytokine (ähnlich TNF) und vor allem bei Entzündungsvorg.ngen an der Wirbelsäule und den Sehnenansätzen eine treibende Kraft – Entzündungsareale, die oft von TNF-Hemmern nicht erreicht werden.

Im entzündeten Synovium befinden sich sehr viele zytokinproduzierende Makrophagen (Typ I Synoviozyten). Mavrilimumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper gegen die α-Untereinheit des GM-CSF(Granulozyten-Makrophagen-Wachstumsfaktor)-Rezeptors. Eine Blockade des GM-CSF-Rezeptors führt bei RA-Patienten zu einer signifikanten Besserung der klinischen Symptomatik. Sollte sich die klinische Effizienz bei diesem und weiteren Wachstumsfaktorhemmern nachweisen lassen, wäre mit dieser neuen monoklonalen Antikörpergruppe zusätzlich zu den vorhandenen Biologika bei der RA und wahrscheinlich auch bei Vaskulitiden eine gute Alternative vorhanden.

Rituximab stellt seit mehreren Jahren einen festen Bestandteil in unserem Therapierepertoire für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis dar, wurde erfreulicherweise auch für die ANCA-assoziierten Vaskulitiden zugelassen und könnte auch bei der systemischen Sklerose effektiv sein. Von den vielen weiteren Versuchen, effektiv die „Autoantikörperzellen“, die B-Zellen, bei verschiedenen rheumatischen Erkrankungen zu hemmen, sind leider nur wenige wirklich erfolgreich. Hierzu gehört ein weiterer gegen das CD20-Molekül gerichteter monoklonaler Antikörper, Ofatumumab. Die gegen B-Zell-Stimulationsfaktoren gerichteten monoklonalen Antikörper, Tabalumab und Atacicept zeigten dagegen keine wirkliche klinische Effizienz bei RA.

Regulatorische T-Zellen (T-regs) sind definiert als eine Subgruppe naiver CD4+ Helfer TZellen. Regulatorische T-Zellen können, früh eingesetzt, lokale wie auch systemische Entzündungen und Knochendestruktionen verhindern. Derzeit laufen klinische Studien bei RA-Patienten mit verschiedenen Treg stimulierenden Antikörpern, mit dem Ziel, über die Expansion von regulatorischen T-Zellen ein weiteres biologisches und effizientes Therapieprinzip für die rheumatoide Arthritis zur Verfügung zu stellen.

Quelle:

Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner Tagungspräsident DGRh, Ärztlicher Direktor Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner
Tagungspräsident DGRh, Ärztlicher Direktor Abteilung Rheumatologie
und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim

Statement zu Neue Medikamente gegen Rheuma von Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Tagungspräsident DGRh, Ärztlicher Direktor Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim anlässlich der Vorab-Pressekonferenz zum 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), Mittwoch, 24. August 2016, 12 bis 13 Uhr, Berlin.

Literatur:

 

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