Das Risiko für die Entstehung einer Schizophrenie scheint mit der Größe bestimmter Strukturen des Gehirns und speziellen Genen zusammenzuhängen.
Im Grunde genommen kommt es zehnmal wahrscheinlicher zur Entstehung einer Schizophrenie, wenn ein Angehöriger ersten Grades ebenfalls betroffen ist. Das Risiko wird vor allem durch genetische Faktoren und nicht durch die geteilte Umwelt transportiert. Deswegen wird nach wie vor versucht, solche Gene zu finden, die maßgeblich für die Entwicklung der Schizophrenie verantwortlich sind. Mit großer Sicherheit weiss man heute, dass höchst unwahrscheinlich nur ein einziges Gen für die Schizophrenie-Entstehung verantwortlich ist.
Je höher die Anzahl Risiko assoziierter Gene, desto kleiner das Volumen des Hippocampus
Schizophrenie-Entstehung scheint mit der Größe von gewissen Hirnstrukturen und bestimmten Genen zusammenzuhängen. Schweizer Wissenschaftler der Universität Basel haben unlängst einen dahingehenden Beitrag zur Entstehung einer Schizophrenie im Fachjournal »Translational Psychiatry« – einem Nature Partner Journal – publiziert.
Die Wissenschaftler unterzogen jene Hirnstrukturen betroffener Personen einer ausführlichen Analyse, bei denen sich eine schizophrene Psychosen zum ersten Mal zeigte, oder bei Menschen, die ein größeres Risiko für Psychosen hatten. Zu Beginn zeigten sich keine besonderen Unterschiede zwischen Patienten mit bereits manifestierten schizophrene Psychosen und Menschen mit einem hohen Risiko. Und zwar ohne bereits bestehender Erkrankung.
In einem weiteren Schritt wurden jene Gene untersucht, die mit einem höheren Risiko für eine Schizophrenie-Entstehung assoziiert sind und in Zusammenhang mit einem größerem Hippocampus-Volumen stehen.
Dabei entdeckten die Forscher, dass je höher die Anzahl der Risiko assoziierten Gene bei einer Person war, desto kleiner war das Volumen des Hippocampus dieser Person. Und zwar unabhängig davon, ob es Personen mit hohem Risiko oder bereits erkannte Patienten waren.
Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass eine Gruppe von Risikogenen in Zusammenhang mit einem geringeren Volumen einer kritischen Region im Hippocampus steht, bevor eine Schizophrenie entsteht.
Bestimmte neurobiologische Faktoren sind für die Entstehung der Schizophrenie bedeutend
Der Befund ist laut den Studienautoren für das Verständnis der neurobiologischen Faktoren der Schizophrenie von Bedeutung. Bereits bekannt ist, dass keiner der verbreiteten Risikofaktoren wie Gene, Umwelt, ungünstiges soziales Umfeld und Cortisol-Reaktivität dazu genutzt werden kann, um beim einzelnen Individuum den Ausbruch einer Psychose vorherzusagen.
Unlängst zeigte eine Studie beispielsweise eine mögliche Beteiligung des Inteurleukin-8-Gens an der Anfälligkeit für Schizophrenie. Und zwar im Allgemeinen sowie auch für die paranoide Form im Besonderen.
Im Grunde genommen können jedenfalls die verschiedenen Erkenntnisse zur Entstehung auch für die Therapie der Schizophrenie von Bedeutung sein.
Literatur:
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Quidé Y, Girshkin L, Watkeys OJ, Carr VJ, Green MJ. The relationship between cortisol reactivity and emotional brain function is differently moderated by childhood trauma, in bipolar disorder, schizophrenia and healthy individuals [published online ahead of print, 2020 Sep 14]. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci. 2020;10.1007/s00406-020-01190-3. doi:10.1007/s00406-020-01190-3
Manassa Hany; Baryiah Rehman; Yusra Azhar; Jennifer Chapman. Schizophrenia. StatPearls [Internet]. Last Update: April 11, 2020.