Donnerstag, März 28, 2024

Nervenschmerz messen und Therapieerfolg von Capsaicin einschätzen

Mit der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) kann bei Patienten mit peripherem Nervenschmerz die Wirksamkeit des Capsaicin-Pflaster (8%) eingeschätzt werden.

Mit der Quantitativ Sensorischen Testung (QST) lässt sich die Funktion von Nervenfasern genau analysieren und das Sensibilitätsprofil von Patienten mit peripherem Nervenschmerz ermittelt werden. Damit kann aber auch herausgefunden werden, dass ein spezieller Schmerzphänotyp mit einer erfolgreicheren Behandlung mit einem „Chili-Pflaster“ – dem Capsaicin-Pflaster 8% – einhergeht.

 

Capsaicin-Pflaster 8%

Das hoch dosierte Capsaicin-Pflaster (8%) wird äußerlich auf der Haut unmittelbar im Bereich der Nervenschmerzen appliziert. Es bewirkt eine reversible funktionelle Desensibilisierung sehr dünner Schmerzfasern in der Haut und damit eine lang anhaltende Linderung peripherer Nervenschmerzen (außerhalb von Gehirn und Rückenmark). Bisher wurde unzureichend untersucht, ob die Schmerzen nach Capsaicin Anwendung umso stärker gelindert werden, je stärker der Funktionsverlust dieser sehr dünnen Nervenfasern, der so genannten C-Fasern, ist.

 

Wirksamkeit von Capsaicin gegen Nervenschmerz

Um die Wirksamkeit des Capsaicin-Pflasters bereits vor Behandlungsbeginn einzuschätzen, kann die Quantitativ Sensorische Testung, kurz QST, angewandt werden. Dadurch wird das Sensibilitätsprofil von Patienten erhoben, um Veränderungen in der Funktion der C-Fasern sowie weitere mögliche Prädiktoren zu analysieren.

 

Mit der QST zum Schmerzphänotyp

Bei 20 Patienten mit peripherem Nervenschmerz nach Nervenverletzung, Gürtelrose oder durch Polyneuropathie wurde in einer Studie die QST nach DFNS-Standard vor der Capsaicin-Behandlung sowie zwei, vier, sechs und acht Wochen danach durchgeführt. Mit sieben QST-Tests lassen sich so die Wahrnehmung und das Schmerzempfinden für Kälte, Wärme, feine und spitze Berührungen sowie Vibration und Druck pro Testareal in etwa 30 Minuten erheben. Damit erhält man eine genaue Analyse der schmerzhaften sensorischen Symptome und sensiblen Defizite eines Nervenschmerz-Patienten.

Obwohl die Fähigkeit Wärme wahrzunehmen zwar bei allen Patienten acht Wochen nach Capsaicin-Therapie signifikant abnahm, was für den Funktionsverlust von C-Fasern spricht, ließ sich kein Zusammenhang mit dem Grad der Schmerzlinderung ermitteln. Allerdings konnten in der Untersuchung mit 100-prozentiger Spezifität Patienten, die auf die Capsaicin-Therapie ansprachen, identifiziert werden. Eine Hyperalgesie – also eine Überempfindlichkeit auf Kälte- sowie stumpfe Nadelreize vor Therapiebeginn – war wegweisend. Liegen diese beiden Kriterien vor Behandlungsbeginn vor, lässt sich offenbar vorhersagen, ob ein Patient auf das Capsaicin-Pflaster anspricht.

Literatur und Quellen:

Mainka T et al. (2015) Presence of hyperalgesia predicts analgesic efficacy of topically applied capsaicin 8% in patients with peripheral neuropathic pain.Eur J Pain.

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