Donnerstag, April 18, 2024

NAFLD-Update: nicht-alkoholische Fettleber erkennen und behandeln

Aktuelle Forschungsergebnisse zu NAFLD, nicht-alkoholische Fettleber, sollen personalisierte Risikoprognose und individualisierte Behandlung unterstützen.

Die als Wohlstandskrankheit angesehene nicht-alkoholische Fettleber – NAFLD – betrifft etwa jede dritte erwachsene Person in den Industrieländern. Etwa 40% der Betroffenen sind gefährdet, an Folgeerkrankungen wie Leberentzündung, der sogenannten Fettleber-Hepatitis, Leberzirrhose oder Leberkrebs zu erkranken. Diese Fettleber-Patienten haben aber auch ein hohes Risiko für Typ-2-Diabetes sowie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. In einem aktuellen Übersichtsartikel im Fachmagazin » The Lancet Diabetes & Endocrinology « wurden nun von einem internationalen Forscherteam die aktuelle Forschungserkenntnisse zusammengefasst, die zukünftig für eine personalisierte Risikoprognose und individualisierte Behandlung genutzt werden sollen.

 

NAFLD – nicht-alkoholische (non-alcoholic fatty liver disease)

Vor allem Übergewicht, metabolisches Syndrom und Diabetes und eine nicht-alkoholische Fettleber stehen in engem Zusammenhang. NAFLD-Hauptursachen sind fette Speisen, vor allem aber auch zuviel Zucker und Kalorien (Zucker wird in der Leber in Fett umgewandelt). NAFLD-Patienten sind in den überwiegenden Fällen selbstverantwortlich für die Erkrankung. Doch auch genetische Faktoren und Veränderungen des Darmmikrobioms können eine Rolle spielen.

Heutzutage leiden nicht nur immer mehr Erwachsene, sondern auch mehr als jedes Dritte der adipösen Kinder an NAFLD. Neben dem erwähnten zu fetten sowie zucker- und fruchtzuckerhaltigen Essen und der genetische NAFLD-Vorbelastung sind auch ungesunde Lebensweisen nebst wenig Bewegung beziehungsweise körperlichen Betätigungen Ursachen für Fettleber.

 

NAFLD: Fettleber ist nicht gleich Fettleber

NAFLD ist eine komplexe und heterogene Krankheit, die zu verschiedenen Komplikationen führen kann wie schweren Leberschädigungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen.

Um diese Folgeerkrankungen zu vermeiden, muss die Fettleber rechtzeitig erkannt sowie das jeweilige Risiko für Leber-, Stoffwechsel- und Herzmuskelerkrankungen genau bewertet werden. Dann lässt sich eine maßgeschneiderte Prävention und Behandlung konzipieren.

In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche neue Erkenntnisse und Ergebnisse in der NAFLD-Forschung. Diese enorme Menge an neuen Daten aus der Grundlagenforschung und der klinischen Hepatologie- und Endokrinologieforschung in die klinische Praxis zu integrieren, ist schwierig.

Professor Norbert Stefan und Professor Hans-Ulrich Häring – beide vom Universitätsklinikum Tübingen und dem Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München, einem Partner des DZD, sowie Professor Kenneth Cusi von der University of Florida (USA) haben die wichtigsten Daten der NAFLD-Forschung ausgewertet und zusammengestellt. Die Autoren schlagen den Einsatz neuer NAFLD-Diagnose- und Therapieansätze in der Klinik vor, um eine spezifische Risikoprognose für mögliche Folgeerkrankungen einer Fettleber zu ermöglichen.

 

Risikofaktoren: Erhöhte Leberenzyme und dysproportionale Fettverteilung

„Auf eine Fettleber hin sollten nicht nur Patienten mit erhöhten Leberenzymen untersucht werden, sondern auch Personen mit einer dysproportionalen Fettverteilung, d.h. einem hohen Anteil an Bauchfett und/oder einem geringen Anteil an Fett um die Hüften und Beine“, sagt Hans-Ulrich Häring, DZD-Vorstand und Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Tübingen. Darüber hinaus empfehlen die Verfasser des Reviews ein Fettleber-Screening auch für Menschen, die an einer Insulinresistenz bzw. an Typ-2-Diabetes leiden.

 

Fettanteile in der Leber bestimmen und Leberschädigungen erkennen

Zur zuverlässigen Bestimmung der Fettanteile in der Leber sowie dem sicheren Erkennen von Leberschädigungen wie Entzündung und Fibrose eignet sich in der Primärversorgung der Einsatz von einfachen Indizes oder Ultraschalluntersuchungen. Spezialisten wie Hepatologen, Endokrinologen und Radiologen könnten bei Bedarf weitere Untersuchungen wie zum Beispiel spezielle Kernspintomografien (MRI) einsetzen.

Leiden Patienten an einer Fettleber, lassen sich mit einer Lebensstilintervention oft positive Effekte erzielen. So kann man durch eine Abnahme von etwa fünf Prozent Gewicht den Fettgehalt in der Leber um bis zu 30 Prozent reduzieren. Um das Risiko für Leberentzündungen und Fibrosen zu verringern, bedarf es jedoch eines Gewichtsverlustes von etwa zehn Prozent. „Wenn eine solche Gewichtsreduktion nicht erreicht werden kann oder sie nicht ausreicht, um die NAFLD zu verbessern, sollte eine pharmakologische Behandlung in Betracht gezogen werden“, sagt Kenneth Cusi. Zwar sei bis heute noch kein Medikament für die NAFLD zugelassen. „Unter bestimmten Bedingungen wie etwa dem Auftreten von Diabetes und NAFLD oder Adipositas und NAFLD können jedoch spezifische Medikamente eingesetzt werden, die unterschiedliche Auswirkungen auf Leberfettgehalt, Entzündung und Fibrose haben“, so Cusi. Aktuelle Erkenntnisse bestätigen übrigens, dass Vitamin E – ob allein oder in Kombination – die biochemischen und histologischen Ergebnisse bei Erwachsenen und pädiatrischen Fettleber-Patienten verbessert.

 

Genetisch bedingte nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (nafld) bringt höhere Fettleber-Risiken

Aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine genetisch bedingte NAFLD mit einem höheren Risiko für Leberfibrose und Leberkrebs verbunden ist. Allerdings haben die Betroffenen ein geringes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um die Betroffenen richtig behandeln zu können, ist es wichtig zu wissen, ob eine Fettleber genetisch bedingt ist.

Die Autoren des Reviews meinen, dass die Anwendung dieser Konzepte künftig eine personalisierte Risikoprognose und eine individualisierte Behandlung einer nichtalkoholischen Fettleber ermöglicht. Zudem können Forscher in Zukunft auf Grundlage der verschiedenen Aspekte dieser Krankheit gezielt Lebensstiländerungen und Medikamente für die jeweiligen Untertypen entwickeln.


Literatur:

Abdel-Maboud M, Menshawy A, Menshawy E, Emara A, Alshandidy M, Eid M. The efficacy of vitamin E in reducing non-alcoholic fatty liver disease: a systematic review, meta-analysis, and meta-regression. Therap Adv Gastroenterol. 2020 Dec 7;13:1756284820974917. doi: 10.1177/1756284820974917. PMID: 33335561; PMCID: PMC7724271.

Stefan N, Häring HU, Cusi K. Non-alcoholic fatty liver disease: causes, diagnosis, cardiometabolic consequences, and treatment strategies. Lancet Diabetes Endocrinol. 2019 Apr;7(4):313-324. doi: 10.1016/S2213-8587(18)30154-2. Epub 2018 Aug 30. PMID: 30174213.

Neuschwander-Tetri BA. Non-alcoholic fatty liver disease. BMC Med. 2017 Feb 28;15(1):45. doi: 10.1186/s12916-017-0806-8. PMID: 28241825; PMCID: PMC5330146.

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