Freitag, April 26, 2024

Nächtliche Fressattacken wegen zu geringem „Essens-High“

Ist unser Gehirn an nächtliche Fressattacken schuld? Neue Forschungsergebnisse zeigen, wie das Gehirn während der Nacht auf Essens-Abbildungen reagiert.

Nach dem vierten Stück Kuchen vor dem offenen Kühlschrank, kennt so mancher den Gedanken “Das war noch nicht genug” – die Suche nach neuen Leckereien und die nächtliche Fressattacke setzt sich fort! Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, wie das Gehirn während der Nacht auf Essens-Abbildungen reagiert. Wissenschafter der Brigham Young University liefern dazu neue Hinweise, die möglicherweise nächtliche Fressattacken erklären und warum Menschen nachts häufig den Kühlschrank überfallen: Manche Hirnareale erleben am Abend nicht dasselbe “Essens-High”.

 

Nächtliche Fressattacken sind weniger befriedigend

In einer soeben publizierten Studie, führten Wissenschafter der Brigham Young University MRI Messungen durch, um festzustellen, wie das Gehirn zu den jeweiligen Tageszeiten auf Abbildungen von hoch- und niedrigkalorischem Essen reagiert. Mit interessanten Ergebnissen, denn speziell hochkalorische Nahrungsmittel können untertags zu deutlichen Spitzen in der Gehirnaktivität führen. Abends sind diese jedoch wesentlich weniger stark ausgeprägt.

“Der übermäßige Lebensmittelkonsum in der Nacht kommt zustande, weil die Leckerein in diesem Moment vom Gehirn nicht als Belohnung wahrgenommen wird, zumindest visuell. Es ist möglicherweise weniger befriedigend spät abends zu essen. Dadurch tendieren wir dazu mehr zu essen, um diese Gefühl der Befriedigung zu erreichen,“ so Travis Masterson, Autor der Studie.

Die Studie, die im wissenschaftlichen Fachjournal Brain Imaging and Behavior veröffentlicht wurde, zeigte zudem, dass Teilnehmer sich abends mehr mit dem Gedanken ans Essen beschäftigten, trotzdem ihr Hunger oder Völlegefühl ähnlich war wie untertags.

Nächtliche Fressattacken könnten zustandekommen, weil die Leckerein in diesem Moment vom Gehirn nicht als Belohnung wahrgenommen werden.

Ziel der Studie war es herauszufinden, wie stark die Tageszeit die neuronalen Reaktionen auf Essensabbildung beeinflusst. In zwei unterschiedlichen Sitzungen wurden die Teilnehmer mit 360 Essensabbildungen konfrontiert – dabei fand eine Sitzung in den Morgenstunden, und eine in den Abendstunden statt. Teilnehmern wurden sowohl niedrigkalorische (Gemüse, Obst, Fisch, Getreide) als auch hochkalorische Lebensmittel (Süßigkeiten, Backwaren, Eis, Fast-Food) gezeigt. Wie erwartet waren die neuronalen Reaktionen der Probanden auf Hochkalorisches wesentlich ausgeprägter. Jedoch war es überraschend, dass unser Gehirn diese Lebensmittel gegen Abend weniger als Belohnung wahrnimmt.

„Wir gingen davon aus, dass die Reaktionen abends ausgeprägter sein werden, weil wir zu dieser Zeit zu einem Überkonsum neigen,“ so Coautor Lance Davidson. „Zu wissen, dass das Gehirn zu den jeweiligen Tageszeiten unterschiedlich reagiert, könnte sich natürlich auch auf das Essverhalten auswirken.“

 

Neue Studien nötig, inwieweit sich neuronale Reaktionen auf nächtliche Fressattacken auswirken

Die Wissenschafter betonen die Notwendigkeit weiterführender Untersuchungen um diese Erkenntnisse zu bestätigten bzw. zu erweitern. Als nächstes gilt es herauszufinden, wie genau sich diese neuronalen Reaktionen auf unser Essverhalten auswirken und welche Rolle diese Erkenntnisse in der Gewichtkontrolle spielen könnten.


Literatur:

Masterson TD, Kirwan CB, Davidson LE, LeCheminant JD. Neural reactivity to visual food stimuli is reduced in some areas of the brain during evening hours compared to morning hours. An fMRI study in women. Brain Imaging Behav. 2015 Mar 10.


Quelle:

DI Alexandra Springler. Nächtliche Fressattacken wegen zu geringem »Essens-High«. MEDMIX online 2015
Brigham Young University

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