Montag, März 18, 2024

Mythen und Fake News während der Corona-Pandemie

In Krisenzeiten entwickeln sich oft Mythen und Fake News, so auch in der Corona-Pandemie wie beispielsweise zu Ibuprofen, ACE-Hemmer und Hydroxychloroquin.

Es ist nicht außergewöhnlich, dass sich bei unerwarteten Krisen-Situationen wie in der Corona-Pandemie bestimmte Mythen, zum Teil sogar Fake News entwickeln. Diese im Zusammenhang mit Medizin und Gesundheit können dann den therapeutischen Alltag der Ärzte sehr erschweren. Drei solche prominente Corona-Pandemie-Beispiele zu Mythen und Fake News bestehen zu Ibuprofen und ACE-Hemmer sowie Hydroxychloroquin.

 

Fake News und Mythen zu nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen

Zu Beginn der Corona-Pandemie hat man basierend auf vermeintlichen klinischen Beobachtungen und theoretische Überlegungen verbreitet, dass die sogenannten Nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), zum Beispiel Ibuprofen, gefährlich bei einer COVID-Erkrankung sein könnten. Ein Kettenbrief warnte vor der Einnahme von Ibuprofen bei Covid-19, da das eine Virenvermehrung begünstigen könnte. Zudem warnte die WHO zunächst vor einer Einnahme, zog diese Warnung später aber wieder zurück.

Diese Mythen und Fake News beziehungsweise Bedenken bestätigten sich aber bei den weiteren klinischen Beobachtungen nicht. Damit können aktuell diese Medikamente weiter eingesetzt werden.

 

Mythen zu ACE-Hemmer während der Corona-Pandemie

Ebenfalls basierend auf vermeintlichen klinischen Beobachtungen und theoretischen Überlegungen wurde zu Beginn der Corona-Pandemie verbreitet, dass ACE-Hemmer zur Senkung des erhöhten Blutdrucks gefährlich bei einer COVID-Erkrankung seien, sodass einige Patienten wegen dieser Mythen und schließlich auch Fake News das Medikament absetzten und damit Blutdruck-Entgleisungen riskierten.

Dies ist umso mehr kritisch, da ein erhöhter Blutdruck eine wichtige und vermutlich kritische Vorerkrankung mit einem möglichen schlechteren Verlauf einer COVID-Erkrankung ist.

Inzwischen hat sich auch hier das Bild aufgrund der Beobachtung vieler Patienten gewandelt. Sodass diskutiert wird, dass der Medikamenten-Gruppe ACE-Hemmer sogar einen positiven Einfluss bei der Corona-Erkrankung ausübt.

 

Zahlreiche Corona-Mythen zu  Hydroxychloroquin (HCQ)

Basierend auf einer französischen Studie mit dem Medikament Hydroxychloroquin und einer berichteten verminderten Virus-Last sowie den optimistischen Verlautbarungen des amerikanischen Präsidenten Donald Trump nahmen viele Menschen zur Prophylaxe und auch Corona-COVID-Patienten dieses Präparat ein. Oder es wurde in unkontrollierten Therapiestudien verabreicht, sodass dieses Medikament in einigen Ländern buchstäblich ausverkauft war. Dadurch stand es auch in den dringenden „normalen Therapiesituationen“ nicht mehr zur Verfügung.

Zwischenzeitlich hat sich hier die Beweislage geändert, sodass Hydroxychloroquin eher als schädlich bei COVID beschrieben wurde. Allerdings wurde Hydroxychloroquin dabei in der Regel in größeren Dosen, häufig mit Begleitmedikamenten und auch bei kardiovaskulären Vor- und Begleiterkrankungen verabreicht. Dadurch lassen sich diese diese Ergebnisse nicht auf die üblichen Situationen bei Autoimmunerkrankungen übertragbar sind und hier die Therapie- Entscheidungen nicht beeinflussen sollten.

 

Fazit

Abschließend ist anzumerken, dass die Forschung dringend mehr Daten, vor allem auch aus nationalen und internationalen Registern sowie kontrollierten Therapiestudien benötigt, um genauer einschätzen zu können, welchen Einfluss bestimmte Medikamente vor allem auf den Verlauf einer COVID-19- Erkrankung haben.

Die bislang verfügbaren Beobachtungen legen jedoch nahe, dass Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen keine erhöhte Infektionshäufigkeit oder generell einen schlechteren Verlauf der Infektionskrankheit haben, sofern nicht eine massive Immunsuppression zum Beispiel bei sonst lebensbedrohlichen Autoimmunsituationen erforderlich ist.

Viel bedeutsamer erscheinen derzeit die generellen Risikofaktoren für einen schlechteren Verlauf zu sein. Nämlich höheres Lebensalter, deutliches Übergewicht, kardiovaskuläre Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes. Viele dieser Begleiterkrankungen lassen sich jedoch sowohl durch eine geänderte Lebensführung (Sport, Ernährung, Nichtrauchen) als auch optimierte Medikation gut behandeln.


Quelle:

Immunsuppressiva, Schmerzmittel und Entzündungshemmer: COVID-19 und in der Rheumatologie eingesetzte Medikamente – Aktuelle Erkenntnisse. Professor Dr. med. Gerd Burmester, EULAR Public Affairs Officer, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie, Charité–Universitätsmedizin Berlin. European E-Congress of Rheumatology 2020 (EULAR 2020).

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