Montag, März 18, 2024

Bedeutung von Auswirkungen von Muskelkraft und Masse an Muskeln bei der Corona-Erkrankung COVID-19

Die Muskelkraft und die Masse an Muskeln sind positive Prädiktoren für die Krankenhausaufenthaltsdauer bei Patienten mit mittelschwerem bis schwerer Corona-Erkrankung COVID-19.

Eine rezente Beobachtungsstudie untersuchte die Bedeutung der Kraft und der Masse der Muskeln als Prädiktoren für die Krankenhausaufenthaltsdauer bei Patienten mit mittelschwerem bis schwerer Corona-Erkrankung COVID 19. Es zeigte sich, dass sowohl Muskelkraft als auch Muskel-Masse, die bei der Krankenhauseinweisung beurteilt werden, positive Prädiktoren für für die Krankenhausaufenthaltsdauer bei Patienten mit COVID-19 sind.

 

Muskelkraft und Masse an Muskeln als Prädiktoren bei mittelschwerer bis schwerer Corona-Erkrankung COVID-19

Es ist zwar nicht bekannt, ob diese Muskelparameter den prognostischen Wert der etablierteren und akzeptierten Prädiktoren, die bereits identifiziert wurden, erhöhen. Aber alles deutet darauf hin, dass die Gesundheit ihrer Muskeln COVID-19-Patienten zugute kommen kann. Die durch diese Studie gelieferte Evidenz ebnet den Weg für randomisierte kontrollierte Studien. Und zwar auch um den Nutzen präventiver oder stationärer klinischer Interventionen durch Verbesserung der Muskelmasse und/oder -funktion zur Verkürzung der Krankenhausaufenthaltsdauer bei diesen Patienten zu testen.

 

Wer die Patienten waren

Die Stichprobe umfasste 196 Patienten beiderlei Geschlechts (50 % männlich) mit einem mittleren Alter von 59 (±15) Jahren und einem Body-Mass-Index von 29,5 (±6,9) kg/m2. Die Prävalenz aktuell rauchender Patienten betrug 24,7%. Und häufigere Begleiterkrankungen waren Bluthochdruck (67,7%), Fettleibigkeit (40,9%) sowie Typ-2-Diabetes (36,0%).

Die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer betrug 8,6 Tage (7,7); 17,0 % der Patienten benötigten eine Intensivpflege. Davon bekamen 3,8% eine invasive mechanische Beatmung. Schließlich starben 6,6% der Patienten während des Krankenhausaufenthalts.

Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen erhöhter Griffkraft und kürzerem Krankenhausaufenthalt ergaben sich ebenfalls. Dazu hat man die Griffkraft anhand des geschlechtsspezifischen Mittelwertes und der Standardabweichung standardisiert. Die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer war bei den stärksten Patienten (7,5 ± 6,1 Tage) kürzer als bei anderen (9,2 ± 8,4 Tage). Hinweise auf Assoziationen waren auch für die Querschnittsfläche des Vastus lateralis, Oberschenkelmuskel, vorhanden. Hierzu konnten man nachweisen, dass Patienten mit niedrigsten Werten für die Querschnittsfläche des Vastus lateralis längere Krankenhausaufenthalte erleiden mussten.

Die mittlere Krankenhausaufenthaltsdauer war für Covid-Patienten mit niedrigster Muskelquerschnittsfläche länger (10,8±8,8 Tage) im Vergleich zu anderen (7,7±7,2 Tage).

 

Fazit

Im Grunde genommen gilt die Muskelmasse auch als Indikator für den allgemeinen Gesundheitszustand. Demgemäß konnten frühere Studien zeigen, dass eine geringe Muskelmasse (bewertet durch Mittelarmumfang, Wadenumfang und geschätzt durch anthropometrische Gleichungen) die Sterblichkeit bei älteren Menschen vorhersagen kann.

In der aktuellen Studie haben die Forscher direkt am Point-of-Care den Muskel-Querschnittsbereich des Vastus lateralis mittels Ultraschall bei Patienten mit COVID-19 untersucht. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine geringe Masse an Muskeln zu einer höheren Krankenhausaufenthaltsdauer bei COVID-19-Patienten beitragen könnte.

Unter dem Strich spielt die Muskelmasse bei der Genesung von kritischen Krankheiten oft eine Schlüsselrolle, während Muskelkraft und -funktion der Schlüssel zum Genesungsprozess sind.

Vorsicht jedenfalls wenn vor dem Einsetzen einer akuten Erkrankung ein vorbestehender Mangel an Muskelmasse besteht. Denn dann muss man befürchten, dass der Covid 19 noch mehr Verlust von Muskelmasse und Muskelfunktion verursacht. Wobei das im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt den Patienten über eine sehr ernsthafte kritische Schwelle befördern kann.

Diese Situation macht infolgedessen eine Wiederherstellung der normalen Funktion der Muskeln nach Covid 19 eher unwahrscheinlich. Die Corona-Auswirkungen dieser physiopathologischen Mechanismen auf die Langzeitwirkungen von COVID-19 (Long-COVID) müssen allerdings noch untersucht werden.


Literatur:

Gil S, Jacob Filho W, Shinjo SK, Ferriolli E, Busse AL, Avelino-Silva TJ., Longobardi I, de Oliveira Júnior GN, Swinton P, Gualano B, Roschel H. HCFMUSP COVID-19 Study Group. Muscle strength and muscle mass as predictors of hospital length of stay in patients with moderate to severe COVID-19. A prospective observational study. J Cachexia Sarcopenia Muscle. 2021 Sep 14. doi: 10.1002/jcsm.12789. Epub ahead of print. PMID: 34523262.

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