Freitag, März 29, 2024

Hochdosiertes Vitamin D bei Multiple Sklerose bringt positive Wirkung

Bei Multiple Sklerose kann Vitamin D hochdosiert bei den Patienten nicht nur den Vitamin-D-Mangel beheben, neue Daten bestätigen weitere Wirkungen, Sicherheit und Verträglichkeit.

Es gibt zahlreiche epidemiologische Hinweise dafür, dass ein starker Zusammenhang zwischen Vitamin D und Multiple Sklerose (MS) besteht. Das MS-Risiko ist beispielsweise in Ländern, in denen die Sonneneinstrahlung geringer ist, deutlich höher. Jedenfalls soll das Vitamin D sowohl beim ersten Auftreten als auch dem Fortschreiten der Erkrankung des Zentralnervensystems eine wichtige Rolle spielen. Genetische Studien mit Multiple Sklerose-Patienten zeigten auch eindeutig, dass verschiedene Mangelerscheinungen, die den Vitamin-D-Metabolismus betreffen, mit einem höheren MS-Krankheitsrisiko einhergehen. Forscher einer rezenten Studie stellen die Hypothese auf, dass Vitamin D, speziell hochdosiert, möglicherweise eine wichtige Rolle im zentralen Nervensystem spielt und an der Remyelinisierung beteiligt ist. Schließlich soll Vitamin-D-Mangel bei Multiple Sklerose laut jüngsten Studienergebnissen vor allem auch eine Myelininstabilität und eine Myelinfragmentierung verursachen.


Vitamin D und Multiple Sklerose im Fokus der Forschung

Multiple Sklerose © BlueRingMedia / shutterstock.com
Multiple Sklerose © BlueRingMedia / shutterstock.com

Der mögliche positive Einfluss von Vitamin D auf die Multiple Sklerose weckt bei vielen Betroffenen Hoffnung. Wobei die Forschung vor allem hohe Dosierungen prüft. Mehr dazu unter https://medmix.at/multiple-sklerose-vitamin-d/


Allerdings hatte laut einer rezenten Metaanalyse die Gabe von Vitamin D in unterschiedlichen Dosierungen – von 2.857 bis 14.007 IE/Tag – und unterschiedlichen Behandlungszeiträumen – von 6 bis 24 Monaten – keinen Einfluss auf die klinischen Ergebnisse – EDSS (Expanded Disability Status Scale) und Rückfälle während der Studie – bei Patienten mit Multiple Sklerose. Zusätzliche randomisierte Studien sind notwendig, um zu untersuchen, ob eine längere Dauer und eine höhere Dosierung von Vitamin D ohne schwerwiegende Nebenwirkungen bei Patienten mit MS therapeutische Wirkungen haben könnten.

 

Kostengünstige Behandlungsoption für Multiple Sklerose

Dazu passend waren die Ergebnisse einer aktuellen Studie mit Vitamin D sehr vielversprechend. Deswegen vermuteten die Studienautoren heute, dass hochdosiertes Vitamin D eine kostengünstige, sichere sowie einfache Behandlungsoption für Multiple Sklerose-Patienten sein kann. Allerdings sollte die Einnahme nur in Absprache mit dem behandelten Arzt erfolgen.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit über den Zusammenhang von Vitamin D und Multiple Sklerose fordert zur Höhe der Dosierung aber weitere große Studien. Allerdings gibt es allgemein die Empfehlung, dass Multiple Sklerose-Patienten auf jeden Fall zusätzlich Vitamin D einnehmen sollten.


Multiple Sklerose: Müdigkeit und Abgeschlagenheit durch Schlafstörungen

Schlaflose Menschen haben haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und vor allem psychische Störungen. © www.afcom.at
Schlaflose Menschen haben haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und vor allem psychische Störungen. © www.afcom.at

Die häufigen MS-Symptome Müdigkeit und Abgeschlagenheit (Fatigue) treten vor allem auf, da Multiple Sklerose Schlafstörungen auslöst. Mehr dazu unter Multiple Sklerose: Müdigkeit und Abgeschlagenheit durch Schlafstörungen.


Hoch dosiertes Vitamin D mit täglich 10,400 IE einer geringen Gabe von 800 IE weit überlegen

Laut einer rezenten Studie ist hochdosiertes Vitamin D für Multiple Sklerose-Patienten sicher und gut verträglich. Das sogenannte Sonnenvitamin wirkte sich auch positiv auf die Therapie der Multiplen Sklerose (MS) aus und bekämpft nicht nur einen möglichen Vitamin-D-Mangel.

So soll beispielsweise hochdosiertes Vitamin D auch das körpereigene Immunsystem regulieren. Das berichteten unlängst Wissenschafter der John Hopkins University im medizinischen Fachjournal Neurology.

Im Zuge ihrer Untersuchungen analysierten jedenfalls die Forscher die Vitamin-D-Versorgung von 40 Erwachsenen mit schubförmiger Multipler Sklerose. Und zwar im Alter von 18 bis 55 Jahren. Bei schubförmiger Multipler Sklerose kann es einerseits zwar zur vollständigen Rückbildung der Symptome kommen. Dadurch können andererseits jedoch auch bleibende Schäden entstehen.

Die Teilnehmer setzten über einen Zeitraum von sechs Monaten entweder hochdosiertes Vitamin D3 mit 10,400 IE (entsprechend 0,26 mg) oder nur eine sehr geringe Vitamin-D-Gabe von 800 IE (entsprechend 0.02 mg) ein.


Vitamin D3 stärkt das Immunsystem und damit die Abwehrkräfte

Calcitriol – Cholecalciferol, Vitamin D3 – hilft bei der vaskulären Reparatur. © designer491 / shutterstock.com
Calcitriol – Cholecalciferol, Vitamin D3 – hilft bei der vaskulären Reparatur. © designer491 / shutterstock.com

Menschen mit Vitamin D3-Mangel haben ein schwaches Immunsystem und schlechte Abwehrkräfte. Das macht anfälliger für Infektionen. Mehr dazu unter Vitamin D3 stärkt das Immunsystem und damit die Abwehrkräfte.


Hoch dosiertes Vitamin D gegen fehlgeleitete Immunzellen bei Multipler Sklerose

Sowohl nach drei als auch nach sechs Monaten analysierten die Forscher den Vitamin-D-Spiegel im Blut sowie MS-bezogene T-Zellreaktionen.

Schließlich ist für das Krankheitsbild der Multiplen Sklerose der von Immunzellen ausgehende Angriff der isolierenden Myelinschicht, die dem Schutz der Nervenfasern dient, typisch.

Weiter gewährleistet das eine rasche Weiterleitung der elektrischen Nervensignale. Denn wenn diese beschädigt ist, so kommt es zum Absterben von Nervenzellen. Dadurch verspüren die Betroffene Koordinationsschwierigkeiten sowie Lähmungserscheinungen.

Schließlich sollte genau hier hochdosiertes Vitamin D einschreiten. Denn den Wissenschaftern zufolge stoppt die Einnahme hoher Vitamin-D3-Dosierungen die fehlgeleiteten Immunzellen, die das Nervensystem schädigen.

Dies erklärt auch, warum sich die Anzahl fehlgeleiteter T-Zellen nur im Blut jener Patienten verringerte, die eine hohe Dosis der Vitamine zu sich nahmen. Wobei jede Erhöhung um 0,005 Milligramm Vitamin die Menge an T-Zellen um ein Prozent senkte.


Omega-3 und Vitamin D beeinflussen das Serotonin im Gehirn

Digitale Illustration von Serotonin und Synapsen. © Creations / shutterstock.com
Digitale Illustration von Serotonin und Synapsen. © Creations / shutterstock.com

Omega-3 Fettsäuren und Vitamin D beeinflussen das im Gehirn befindliche Serotonin und damit auch das Verhalten und die Psyche. Mehr dazu unter https://medmix.at/omega-3-und-vitamin-d-beeinflussen-serotonin/


Literatur:

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