Mittwoch, April 24, 2024

Monoklonale Antikörper sollen Migräne-Anfälle verhindern

CGRP-Blocker – neue Substanzen zur Migräne-Prophylaxe: diese monoklonalen Antikörper gegen den Botenstoff CGRP sollen zukünftig Migräne-Anfälle reduzieren können.

Etwa jeder Zehnte leidet in unseren Breiten unter Migräne. Zur Vorbeugung der Migräneanfälle stehen Patienten bisher Arzneimittel zur Verfügung, die sie meist täglich einnehmen müssen und die teilweise mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Gewichtszunahme einhergehen. Bei der Suche nach neuen Wirkstoffklassen gegen Migräne sind jetzt monoklonale Antikörper gegen den Botenstoff CGRP in den Fokus getreten. Sie könnten eine neue Ära in der Migränetherapie einleiten.

 

Drohende Migräneanfälle machen Angst

Migräneanfälle verursachen nicht nur Schmerzen, die für die Betroffenen eine große Qual darstellen. Auch die damit verbundenen Einschränkungen und die Angst vor der nächsten Kopfschmerzattacke verursachen große – vor allem psychische – Probleme. Neben Analgetika zur akuten Schmerzlinderung werden deswegen auch Wirkstoffe und Verhaltenmaßnahmen zur Vorbeugung immer wichtiger.

Die monoklonalen Antikörper gegen den Botenstoff CGRP sollen zukünftig Migräneanfälle verhindern können und in etwa 3 Jahren zugelassen werden. Verschiedene Studien sind am Laufen.

Das sogenannte Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) gilt als der wichtigste Botenstoff bei der Entstehung von Migräne, in der Pathophysiologie von Migräneattacken. CGRP wird aus Nervenzellen freigesetzt, überträgt Schmerzsignale und erweitert die Blutgefäße – der proinflammatorisch wirksame Neurotransmitter wird während eines Migräneanfalls unter anderem aus Fasern des Trigeminus-Nervs freigesetzt. Durch Andocken an seinen Rezeptor löst er eine starke Gefäßdilatation arterieller Blutgefäße im Gehirn aus.

Schon vor einigen Jahren konnte nachgewiesen werden, dass verschiedene Medikamente Migräneanfälle stoppen können, indem sie den CGRP-Rezeptor blockieren. Allerdings führten diese Substanzen beim Abbau in der Leber zu so starken Nebenwirkungen, dass sie nicht zugelassen werden konnten.

 

Vorbeugung vor Migräneanfälle durch neue CGRP-Blocker

In den letzten Jahren ist es gelungen, neuartige CGRP-Blocker zur Migräneprophylaxe zu entwickeln. Es handelt sich dabei um sogenannte monoklonale Antikörper, immunologisch aktiven Eiweiße, die im Körper zirkulieren und bestimmte Oberflächenstruktur des Botenstoffs CGRP und des CGRP-Rezeptors erkennen, sich daran binden und dadurch die Weiterleitung des Migränesignals blockieren.

Bisher wurden verschiedene monoklonale Antikörper an etwa 1000 Patienten, die an vier bis vierzehn Tagen pro Monat an Migräne litten, getestet. Alle Antikörper brachten eine Abnahme der Migräneattacken um drei bis sieben Tage pro Monat – bei einem sehr guten Nebenwirkungsprofil, ähnlich dem Placebo.

Die neuen CGRP-Blocker haben nicht nur weniger belastende Nebenwirkungen wie die bis heute zur Migräneprophylaxe eingesetzten Betablocker oder Antiepileptika, sondern die Wirkstoffe sind auch einfacher in der Anwendung: Die Patienten müssen die vorbeugend wirkenden monoklonalen Antikörper nicht täglich einnehmen, sondern diese werden direkt in die Vene oder in das Unterhautfettgewebe injiziert –  ein- oder zweimal im Monat verabreicht, abhängig von der jeweiligen Halbwertszeit.

Der CGRP-Blocker Erenumab erhielt nun im Mai 2018 durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für die USA. In Europa steht die Zulassung des Migräne-Antikörpers nun auch kurz bevor, denn der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP) hat sich positiv geäußert und die Zulassung empfohlen. Noch ist Erenumab allerdings nicht für Patienten verfügbar.


Quelle: PD Dr. med. Uwe Reuter, Redemanuskript, Pressekonferenz Deutscher Schmerzkongress 14.10.2015

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