Laut rezenter Studiedaten kann man mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab Blasenkrebs im fortgeschrittenen Stadium sicher und wirksam behandeln.
Im Grunde genommen gibt es für Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom nach Fortschreiten der platinbasierten Chemotherapie bislang nur wenige Therapieoptionen. Forscher hatten in den letzten Jahren bereits untersucht, ob man mit Atezolizumab Blasenkrebs in einem derartigen fortgeschrittenen Stadium sicher und wirksam behandeln kann. Dabei zeigte sich beispielsweise, dass die Immuntherapie mit Atezolizumab bei Patienten mit platinresistentem metastasierendem Urothelkarzinom nicht mit einem signifikant längeren Gesamtüberleben verglichen mit der Chemotherapie verbunden war. Allerdings war das Sicherheitsprofil für Atezolizumab im Vergleich zur Chemotherapie günstiger.
Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab
Atezolizumab mit dem Markennamen Tecentriq ist ein Wirkstoff zur Behandlung von Blasenkrebs (beziehungsweise Urothelkrebs, dem Krebs der Blase und des Harntrakts) sowie von nicht kleinzelligem Lungenkrebs. So kann man mit Atezolizumab Blasenkrebs behandeln, sofern dieser lokal fortgeschritten ist oder sich metastasiert. Zuvor mussten die Patienten entweder mit einer platinhaltigen Chemotherapie behandelt worden sein. Oder wenn die Patienten nicht mit platinhaltigen Wirkstoff Cisplatin behandelt werden können und deren Krebszellen (mindestens 5 %) das Protein PD-L1 aufweisen.
Atezolizumab ist ein monoklonaler Antikörper für die Immuntherapie. Die Substanz das bei vielen Krebszellen vorhandene Protein PD-L1 (programmierter Zelltod-Ligand 1) erkennen und dann daran bindet. Denn das PD-L1 verhindert, dass die Zellen der körpereigenen Immunabwehr die Krebszellen bekämpft. Atezolizumab wirkt durch die Bindung dem PD-L1 entgegen, sodass die Fähigkeit des Immunsystems erhöht wird, die Krebszellen anzugreifen und dadurch das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Atezolizumab bei Blasenkrebs in SAUL-Studie analysiert
Nun haben Forscher aktuelle Ergebnisse zum Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab publiziert. Die sogenannte SAUL-Studie untersuchte Patienten, bei denen mit Atezolizumab Blasenkrebs im fortgeschrittenen Stadium behandelt wurden. Dazu erhielten sie bei metastasiertem/lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom (95 %) sowie bei nichturothelialem Karzinom des Harntraktes (5 %) dreimal wöchentlich die Dosis von 1.200 mg Atezolizumab.
Dabei zeigte sich, dass die Sicherheit der Atezolizumab-Monotherapie wie in der Zulassungsstudie gegeben war. 53% Prozent der Patienten entwickelten auch unerwünschte Wirkungen, die auf die Immuntherapie zurückzuführen waren. Von diesen therapieassoziierten Nebenwirkungen waren Fatigue, Asthenie, Kolitis sowie Bluthochdruck am häufigsten. Hier konnte man die schweren therapieassoziierten Nebenwirkungen um die Hälfte reduzieren (8 % vs. 16 %). Schließlich mussten 6 % der Patienten die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen.
Literatur:
Powles et al. Atezolizumab versus chemotherapy in patients with platinum-treated locally advanced or metastatic urothelial carcinoma (IMvigor211). A multicentre, open-label, phase 3 randomised controlled trial. Lancet. 2018 Feb 24;391(10122):748-757. doi: 10.1016/S0140-6736(17)33297-X. Epub 2017 Dec 18.
Rosenberg et al. Atezolizumab in patients with locally advanced and metastatic urothelial carcinoma who have progressed following treatment with platinum-based chemotherapy. A single-arm, multicentre, phase 2 trial. Lancet. 2016 May 7;387(10031):1909-20. doi: 10.1016/S0140-6736(16)00561-4. Epub 2016 Mar 4.
Sophie Niedenzu. Atezolizumab bei fortgeschrittenem Blasenkarzinom / SAUL-Studie. Spectrum Urologie 02/2019.