Donnerstag, April 18, 2024

Misteltherapie ergänzend zur Chemotherapie verlängert die Überlebenszeit

Lungenkrebs-Patienten, die ergänzend zur konventionellen Chemotherapie eine Misteltherapie anwendeten, lebten deutlich länger als solche nur unter Standardtherapie.

Unter dem Strich kann die ergänzende Misteltherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs beeindruckende Ergebnisse erzielen. Denn Forscher entdeckten unlängst in einer rezenten Beobachtungsstudie, dass Patienten, die ergänzend zur konventionellen Chemotherapie eine Misteltherapie erhielten, deutlich länger lebten als jene Patienten, die nur die Standardtherapie erhielten.

In einer nachfolgenden Untersuchung konnten die Forscher aktuell zeigen, dass diese kombinierte Anwendung von Chemotherapie und Misteltherapie in der analysierten Patientenprobe aus Sicht des Krankenhauses klinisch wirksam und vergleichbar kostengünstig mit der alleinigen Chemotherapie war.

 

Misteltherapie zur Chemotherapie verlängerte Überlebenszeit

Die in die Beobachtungsstudie eingeschlossenen Patienten litten unter einem sogenannten nichtkleinzelligen Lungenkarzinom, das rund 85 Prozent aller Lungenkrebs-Fälle ausmacht. Die konventionellen Therapieoptionen sind Operation, Chemo- und Strahlentherapie sowie spezifische Immuntherapien. Trotzdem ist die Prognose düster. Fünf Jahre nach der Diagnose lebt noch 1 Prozent der Patienten, die bereits Metastasen haben.

Die Forscher werteten Daten im Rahmen des Netzwerkes Onkologie – einem Zusammenschluss von onkologischen und integrativen Kliniken, Ambulanzen und Arztpraxen – von 158 Patienten im Stadium IV mit Metastasen aus. 108 Betroffene bekamen ausschließlich die konventionelle Therapie mit Chemotherapie und gegebenenfalls einer zusätzlichen Bestrahlung, hingegen erhielten 50 Patienten auch zusätzlich eine Misteltherapie.

Schließlich betrug das durchschnittliche Überleben in der kombinierten Behandlungsgruppe mit Chemotherapie, gegebenenfalls Bestrahlung plus Mistel rund 17 Monate. In der Vergleichsgruppe ohne Mistel lag der Mittelwert für das Überleben hingegen bei acht Monaten. Nach einem Jahr waren in der „Mistelgruppe“ noch 60,2 Prozent am Leben gegenüber 35,5 Prozent in der Kontrollgruppe. Die Drei-Jahres-Überlebensrate lag bei den mit Mistel behandelten Patienten bei 25,7 Prozent gegenüber 14,2 Prozent in der Kontrollgruppe. Insgesamt lag die Sterblichkeit in der Gruppe mit additiver Misteltherapie um 56 Prozent niedriger.

„Ein bemerkenswertes Ergebnis, von dem wir selbst überrascht waren“, kommentierte Dr. med. Friedemann Schad, Erstautor der Studie und Leiter des Onkologischen Zentrums am anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe.

„Denn während die Stärkung der Lebensqualität und die Linderung der Therapienebenwirkungen unter der Misteltherapie inzwischen gut belegt sind, wurden Fragen eines längeren Überlebens in der Wissenschaft bisher oft kontrovers diskutiert. Diese Diskussion können wir mit unserer Studie neu beleben. Für uns ein positives Signal, weiterhin integrativ anzusetzen.“ Das Onkologische Zentrum Havelhöhe ist von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) für die drei Tumorarten Brust-, Darm- und Lungenkrebs zertifiziert.

 

Versorgungsforschung gewinnt an Bedeutung

„Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit dieser Registerstudie zeigen wir eine Korrelation, können aber keinen kausalen Zusammenhang herstellen. Trotzdem bleibt das Ergebnis, dass Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs, die ergänzend die Misteltherapie bekommen haben, hier so lange überlebt haben, sehr bemerkenswert und sollte unbedingt weiter beforscht werden. Gerade angesichts der extrem schlechten Prognose für ein fortgeschrittenes Bronchialkarzinom“, so Dr. med. Christian Grah, Co-Autor und Leiter des Lungenkrebszentrums in Havelhöhe.


Literatur:

Thronicke A, Reinhold T, von Trott P, et al. Cost-effectiveness of real-world administration of chemotherapy and add-on Viscum album L. therapy compared to chemotherapy in the treatment of stage IV NSCLC patients. PLoS One. 2020;15(7):e0236426. Published 2020 Jul 27. doi:10.1371/journal.pone.0236426

Schad F, Thronicke A, Steele ML, et al. Overall survival of stage IV non-small cell lung cancer patients treated with Viscum album L. in addition to chemotherapy. A real-world observational multicenter analysis. PLoS One. 2018;13(8):e0203058. Published 2018 Aug 27. doi:10.1371/journal.pone.0203058


Quelle: Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland e.V. (DAMiD)

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...