Donnerstag, März 28, 2024

Methotrexat effektiv in der Langzeittherapie gegen Psoriasis

Dank des schnellen Wirkeintritts von Methotrexat in Woche 16 der METOP-Studie profitierten 41% der Psoriasis-Patienten sehr von der Langzeittherapie.

Unter dem Strich geht die Hautkrankheit Psoriasis mit einer hohen Krankheitslast einher. Diese beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen sehr stark. Die Therapie sowie die Langzeittherapie der chronischen Psoriasis-Erkrankung, die häufig mit verschiedenen Komorbiditäten einhergeht, stellt Ärzte immer wieder vor Herausforderungen. Auch angesichts der neuem systemischen Medikamente. Aktuelle Daten einer Studie zur Langzeittherapie von Psoriasis-Patienten mit subkutanem Methotrexat (MTX) bei Plaque-Psoriasis brachte praxisnahe Handlungsempfehlungen zu Anwendung und Dosierung. Und zwar vor dem Hintergrund bestehender First- und Second-Line-Zulassungen sowie vor dem Wirtschaftlichkeitsgebot.



 

Die METOP-Studie

Der Wirkstoff Methotrexat (MTX) gilt gemäß aktueller Behandlungsempfehlungen als effektives First-Line-Systemtherapeutikum in der Therapie der mittelschweren bis schweren Plaque Psoriasis. Qualitativ hochwertige klinische Daten über eine lange Laufzeit zu Methotrexat in der subkutanen Anwendung fehlten allerdings lange Zeit. Hierzu sollte die METOP-Studie diese Lücke füllen. Im Blickpunkt stand dabei das günstige Nutzen-Risiko-Profil von subkutanem Methotrexat über 52 Wochen bei Psoriasis-Patienten.

Im Rahmen der internationalen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie wurden 120 Psoriasis-Patienten rekrutiert. Von den Teilnehmern erhielt eine Gruppe initial 17,5mg pro Woche Methotrexat subkutan mit einer Fertigspritze. Bei unzureichendem Ansprechen in Woche 8 erfolgte eine Dosiserhöhung auf 22,5 mg/Woche. Die zweite Gruppe, die anfänglich Placebo erhielt, wechselte nach Woche 16 ebenfalls auf MTX.

 

Methotrexat mit guter Verträglichkeit

Den Einsatz eines optimierten Dosierungsschemas von initial 17,5 mg/Woche mit der Option einer Erhöhung auf 22,5 mg/Woche bei unzureichendem Ansprechen, begründen Experten mit den Ergebnissen früherer Studien sowie mit pharmakokinetischen Erwägungen.

Zudem ist die Psoriasis häufiger mit Adipositas assoziiert, bei der im Falle eines Body-Mass-Indexes > 25 eine MTX-Gabe von 17,5 mg pro Woche empfohlen wird. Zugleich mahnen Experten, den Einsatz systemischer Therapien generell nicht zu verzögern.

Die Ergebnisse der METOP-Studie zeigen: Dank des schnellen Wirkeintritts von Methotrexat hatten in Woche 16 bereits 41 % der MTX-Gruppe – versus 10 % der Placebo-Gruppe – den primären Endpunkt eines PASI 75-Ansprechens erreicht.

Bis zum Ende der Studie erzielten 45 % der Teilnehmer in der MTX-Gruppe PASI 75 und fast 30 % der Patienten erfüllten die PASI 90-Kriterien bei einem anhaltend günstigen Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil. Die Daten der METOP-Studie über 52 Wochen belegen, zudem die konstant stabile Wirksamkeit.



 

Methotrexat verbessert signifikant die Lebensqualität und das Hautbild der Patienten mit Psoriasis

Von Bedeutung sind ebenfalls die Ergebnisse des im Rahmen der Studie erhobenen dermatologischen Lebensqualitäts-Indexes (DLQI). Dieser verbesserte sich nach 16 Wochen bereits bei 59 % der MTX-Patienten, bei 43 % hatte sich die Lebensqualität soweit normalisiert, dass sie keine Einschränkungen mehr verspürten.

Vor diesem Hintergrund sei ebenfalls auf das immunomodulatorische Potenzial von Methotrexat bei Psoriasis hingewiesen. So zeigen die neuen Daten einer Substudie, in der anhand von Hautbiopsien der zelluläre Wirkmechanismus untersucht wurde, dass MTX die kutane Expression der Interleukin-17A mRNA auf ca. 10 % und die der Interferon-γ mRNA auf ca. 25 % reduziert.

Das gute klinische Ansprechen ging zudem mit einem signifikanten Rückgang wichtiger Entzündungszellen einher, so dass Werte nahe der gesunden Haut erreicht wurden. Damit etabliert sich die subkutane MTX-Therapie als günstige First-Line Systemtherapie bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis.

 

Methotrexat als Therapie der Wahl in der dermatologischen Praxis

Wann ist nun die Indikationsstellung für eine MTX-Therapie bei Psoriasis vulgaris gegeben? Jedenfalls erfordern die mittelschwere und schwere Psoriasis – nicht zuletzt auch aufgrund der oft bestehenden Komorbidität – eine intensive Betreuung. Die sollte idealerweise zentral durch den Dermatologen erfolgen.

Bei der chronischen Psoriasis-Erkrankung kommt dem Aspekt der Lebensqualität eine große Bedeutung zu. Dies gilt ebenfalls für die Notwendigkeit einer frühzeitigen Behandlung von Kindern und Jugendlichen.

So kann beispielsweise Methotrexat trotz fehlender Zulassung bei Kindern und Jugendlichen in einer Dosierung von 10 – 15 mg/m Körperoberfläche/Woche eingesetzt werden, insbesondere bei gleichzeitiger Arthritis.

Methotrexat gilt daher als Mittel der Wahl auch bei einer begleitenden Psoriasis-Arthritis, wie sie bei etwa jedem fünften Psoriasis-Patienten diagnostiziert wird.



 

Parenterales Methotrexat mit Anwendungs- und Wirksamkeitsvorteilen in der Langzeittherapie gegen Psoriasis

Die Daten der METOP-Studie unterstreichen die Bedeutung der Applikationsform für die MTX-Therapie. Für die subkutane MTX-Gabe sprechen insbesondere die bessere Wirksamkeit und die Umgehung des Gastrointestinaltraktes.

Ein weiterer positiver Aspekt konventioneller Systemtherapeutika, wie Methotrexat, liegt in der Kombinationsmöglichkeit mit Biologika. So kann die zusätzliche Therapie mit Methotrexat bei gleichzeitiger Optimierung des Nutzen-Risiko-Profils auch die Biologika induzierte Antikörperbildung reduzieren.

Vor diesem Hintergrund ist Methotrexat mit Blick auf die bestehenden Zulassungen und das Wirtschaftlichkeitsgebot im Sozialgesetzbuch ein wichtiges First-Line-Therapeutikum bei mittelschwerer und schwerer Plaque-Psoriasis – sowohl in der Monotherapie, wie auch in der Kombi-Therapie.

Sowohl die Studiendaten als auch die Expertenmeinungen unterstützen somit die subkutane Gabe von Methotrexat in einer optimierten Dosierung zur Langzeittherapie. Bei der Anwendung von Methotrexat gegen Psoriasis sollten daher sowohl die Applikationsform sowie die Dosierung stärker bedacht werden.




Literatur:

Talel Badri; Parimalam Kumar; Amanda M. Oakley. Plaque Psoriasis. StatPearls [Internet]. Last Update: December 28, 2019.

Nast A et al. European S3-Guidelines on the systemic treatment of psoriasis vulgaris – Update 2015 – Short version – EDF in cooperation with EADV and IPC. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2015;29:2277-94

Nast A et al. S3-guidelines for the treatment of psoriasis vulgaris Update 2011. J Dtsch Dermatol Ges. 2011;9(Suppl. 2):S1-104

Warren RB et al. British Association of Dermatologists‘ guidelines for the safe and effective prescribing of methotrexate for skin disease 2016. Br J Dermatol. 2016;175:23-44

Warren RB et al. An intensified dosing schedule of subcutaneous methotrexate in patients with moderate to severe plaque-type psoriasis (METOP): a 52 week, multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet. 2017;389:528-37

Jacobi A et al. Prävalenz der Adipositas bei Patienten mit Psoriasis: Ergebnisse der nationalen Versorgungsstudie PsoHealth 3. JDDG. 2015;1610-0379/2015/13(Suppl. 1)127-8

Kiedrowski R et al. Praxisnaher Behandlungspfad Psoriasis vulgaris, hg. von onkoderm e.V., Fürstenwalde 2016. URL (26.04.2017): https://www.onkoderm.de/wp-content/uploads/sites/109/2016/07/Behandlungspfad-Psoriasis_FINAL_onkoderm.pdf

Reich, K et al. Epidemiology and clinical pattern of psoriatic arthritis in Germany: a prospective interdisciplinary epidemiological study of 1511 patients with plaque-type psoriasis. Br J Dermatol. 2009;160:1040-7


Quelle:

Medac-Mittagsseminar: Methotrexat 2.0 – aktueller Stellenwert in der Therapie der Psoriasis im Rahmen der 49. DDG-Tagung am 27.04.2017 in Berlin

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