Donnerstag, März 28, 2024

Methamphetamin, Crystal Meth: Überdosierung und Komplikationen

Eine Überdosierung kann bei Methamphetamin, Crystal Meth, sehr schnell auftreten, was dann zu Angst, Psychosen, Paranoia und Halluzinationen führen kann.

Unter dem Strich ist Methamphetamin eines der starken Stimulanzien des Zentralnervensystems (ZNS). Es wird manchmal als Zweitlinientherapie bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung sowie bei Fettleibigkeit eingesetzt. Methamphetamin ist in den letzten Jahren aber vor allem in seiner kristallinen Form als Crystal Meth in aller Munde. Die als Horrordroge verteufelte Substanz erzeugt medial viel Aufmerksamkeit. Die Öffentlichkeit sowie Eltern und Angehörige betroffener Konsumenten gehen davon aus, dass Süchtige für immer verloren sind. Das ist falsch, wenngleich die Gefahr für eine fatale Überdosierung durch Methamphetamin mit Komplikationen wie Angst, Psychosen, Paranoia und Halluzinationen sehr groß ist.



Faktum ist, dass Methamphetamin regelmäßig angewendet alle Lebensbereiche beeinflusst. Wirkungsspektrum und Wirkungserwartungen des kristallinen Crystal Meth passen zu den Erwartungen der Konsumenten und passen perfekt zur modernen Leistungsgesellschaft. Die Konsumentengruppe ist deshalb sehr heterogen, die Konsummotive sind vielfältig. Die körperlichen Folgen und psychischen Risiken sind individuell sehr unterschiedlich.

 

Methamphetamin – eine Substanz aus dem 19. Jahrhundert

Methamphetamin wurde 1893 aus zwei chemischen Untergruppen Dextromethamphetamin und Levomethamphetamin erstmals in flüssiger Form synthetisiert und war zwischen 1938 und 1988 als Medikament unter dem Handelsnamen Pervitin erhältlich. Doch bereits 1919 wurde Methamphetamin kristallisiert.

Im Jahr 1921 wurde es patentiert und vom japanischen Pharmaunternehmen Dainippon Sumitomo Seiyaku unter dem Markennamen Philopon aus den Markt gebracht. Als Crystal Meth ist das kristalline Methamphetamin als Pervitin-Nachfolger seit den 1980er Jahren in Nordamerika im Umlauf.

Besonders im 2. Weltkrieg kam das damals rezeptfreie Pervitin in großen Mengen zum Einsatz. Die deutsche Wehrmacht bezog alleine zwischen April und Juni 1940 an die 35 Millionen Tabletten. Die Substanz sollte als Panzerschokolade, Fliegermarzipan, Stuka-Tabletten und Hermann-Göring-Pillen Angstgefühlen entgegenwirken und die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bei Soldaten, Fahrzeugführern und Piloten steigern.

Doch in großen Teilen der Ärzteschaft war die Substanz bereits in der Kritik, da zu Recht ein Zusammenbruch der Leistungsfähigkeit bei längerer Anwendung vermutet wurde. Die einmalige Anwendung beispielsweise für Fliegereinsätze wurde allerdings befürwortet. Ab 1941 konnte Pervitin nur noch rezeptpflichtig bezogen werden.



 

Pharmakologie und Pharmakokinetik

Methylamphetamin überwindet im Vergleich zu Amphetamin die Blut-Hirn-Schranke wesentlich besser, wodurch höhere Konzentrationen im Gehirn wirksam werden können. Durch das Cytochrom P450-Isoenzym CYP2D6 wird Methamphetamin per N-Demethylierung zum Amphetamin verstoffwechselt und über die Niere ausgeschieden.

Methylamphetamin wirkt aufputschend und gegen Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerzen, die Substanz verstärkt den Bewegungsdrang. Methylamphetamin stärkt kurzzeitig das Selbstvertrauen und gibt den Konsumenten ein Gefühl der Stärke. Nebenwirkungen sind Angstzustände, Psychosen, Persönlichkeitsveränderungen, Halluzinationen und Paranoia.

Der häufige Konsum führt zu Gewöhnung und schleichendem Wirkungsverlust. Meistens steigern die Konsumenten dann die Dosis, um die erhoffte Wirkung zu erzielen. Vor allem beim Konsum von kristallinem Crystal Meth ist das sehr ausgeprägt.

 

Positive Wirkungen von Crystal Meth

Methamphetamin wird gerne als Schlankheitsmittel eingesetzt. Zwar führen die nachgewiesene Reduktion des Hungergefühls sowie der stärkere Bewegungsdrang dazu, dass durch Methamphetamin-Konsum schnell einige Kilogramm verschwinden. Gleichzeitig verschlechtert sich durch regelmäßigen Konsum auch der Ernährungszustand nebst schlechter Nährstoffzufuhr.

Neben der Gewichtsreduktion äußern sich weitere positive Wirkungen von Methamphetamin. Das sind Glücksgefühle, ein stärkeres Selbstbewusstsein, eine gesteigerten, vor allem auch sexuelle Leistungsfähigkeit sowie ein erhöhtes Rede- und Kontaktbedürfnis.



 

Akute Überdosierung durch Methamphetamin behandeln

Eine Überdosierung ist leicht möglich, vor allem bei riskanten Konsummustern wie dem Rauchen und Spritzen. Folge können neben körperlichen Auswirkungen vor allem Psychosen, Paranoia, Halluzinationen und Angstzuständen sein. Beim Mischen mit anderen Substanzen ist das Risiko für Psychosen besonders hoch, wobei Methamphetamin in Folge auch psychische Erkrankungen auslösen kann.

Methamphetamin wird in Hinblick auf eine akute Überdosierung sowie seinem langfristigen neurotoxischen Abhängigkeitspotential als besonders kritisch eingeschätzt. Medikamentöse Gegenstrategien zeigen kaum Effekte.

In der Akutsituation sollte man symptomorientiert behandeln. Zur kurzfristigen Behandlung von Agitiertheit setzt man Tranquilizer und auch atypische Antipsychotika ein. Eine Substitution mit Methylphenidat oder Dexamphetamin bringt kaum Erfolge. Sertralin soll wegen erheblicher unerwünschter Arzneimittelwirkungen nicht eingesetzt werden.

Die Verwendung von Methamphetamin in höheren Dosen kann zu Psychosen, Blutungen im Gehirn, Abbau der Skelettmuskulatur und Krampfanfällen führen.

Ärzte und Klinikpersonal sowie Einrichtungen der Suchthilfe müssen sich immer öfter mit Methamphetamin-Konsumenten auseinandersetzen. Das betrifft vor allem den Konsum von Crystal meth. Eine Methamphetamin-Abhängigkeit kann aber überwunden werden. Langfristig empfehlen Experten allen voran Psychotherapie und Sport zur Behandlung der Sucht.


Anzeichen und Symptome einer Toxizität:

Mydriasis (erweiterte Pupillen)
Bradykardie oder Tachykardie
Unregelmäßiger Herzrhythmus (Arrhythmie)
Brustschmerzen
Kurzatmigkeit
Erhöhte Körpertemperatur
Herzinfarkt
Hypertonie
Nierenschäden
Bewusstseinstrübung.
Magen-Darm-Beschwerden
Starke Erregung, gewalttätiges, psychotisches Verhalten




Literatur:

Hegazi F, Alhazmi H, Abdullah A, et al. Prevalence of oral conditions among methamphetamine users: NHANES 2009-2014 [published online ahead of print, 2020 Aug 18]. J Public Health Dent. 2020;10.1111/jphd.12389. doi:10.1111/jphd.12389

Rama Yasaei; Abdolreza Saadabadi. Methamphetamine. StatPearls [Internet]. Last Update: May 6, 2020.

Abbruscato TJ, Trippier PC. DARK Classics in Chemical Neuroscience: Methamphetamine. ACS Chem Neurosci. 2018;9(10):2373-2378. doi:10.1021/acschemneuro.8b00123

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