Donnerstag, März 28, 2024

Metformin verändert die Darmflora

Das seit vielen Jahrzehnten eingesetzte Antidiabetikum Metformin verändert günstig die durch Typ-2-Diabetes negativ veränderte Darmflora.

Metformin – seit Jahrzehnten Wirkstoff der ersten Wahl zur Behandlung des Typ-2-Diabetes – hemmt in der Leber die Neubildung von Glukose und senkt den Blutzucker-Spiegel. Der Arzneistoff aus der Gruppe der Biguanide dämpft auch das Hungergefühl und soll somit sogar beim Abnehmen helfen. In der Diabetestherapie wird Metformin sehr häufig eingesetzt, weil es den Blutzucker auf schonende Weise senkt und die Patienten nachweislich vor Komplikationen der Erkrankung schützt.

Der Wirkstoff gehört außerdem zu den Medikamenten, die keine gefürchteten Unterzuckerungen auslösen und nicht zu einer Gewichtszunahme führen. Bei den häufig übergewichtigen Diabetespatienten ist dies ein erwünschter Begleiteffekt. Viele Patienten nehmen nach Behandlungsbeginn etwas ab, was die Akzeptanz der Erkrankung und die Motivation zur Einnahme von Medikamenten fördert. Die Blutzucker senkende Wirkung von Metformin wird in erster Linie auf eine Hemmung der Blutzucker-Neubildung in der Leber zurückgeführt.

 

Metformin beeinflusst die Darmflora

Nun wurde ein möglicher neuer Wirkmechanismus entdeckt: die Beeinflussung der Darmflora. Beim Typ-2-Diabetes kommt es zu ungünstigen Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien, die durch Metformin zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht werden. Andererseits scheint der Wirkstoff auch für Nebenwirkungen wie Blähungen und Durchfall mitverantwortlich zu sein. Die neuen Erkenntnisse wie die Darmflora Stoffwechsel und Hormone beeinflusst, ermöglichen neue Ansätze für eine schonende Behandlung des Diabetes.

Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass Metformin seine positiven Wirkungen zumindest zum Teil durch einen bisher unbekannten Wirkmechanismus über die Beeinflussung der Darmflora vermitteln. Das zeigt eine kürzlich in Nature (2015; 528: 262-6) veröffentlichte Arbeit.

Forscher aus China, Dänemark und Schweden analysierten Stuhlproben von 784 Menschen. Die Experten hatten dabei Unterschiede zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern in der Zusammensetzung der Darmbakterien untersucht, die bisher noch nicht mit einem antidiabetischen Medikament behandelt wurden: Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes findet sich dabei neben einer reduzierten Vielfalt an Bakterien, insbesondere ein Rückgang von Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure oder Propionsäure bilden. Diese Fettsäuren werden vom Darm aufgenommen und vom Körper verwertet.

Dies hat normalerweise einen günstigen Einfluss auf den Blutzucker. Der Mangel an diesen Bakterien könnte deshalb die Blutzucker-Störung beim Typ-2-Diabetes verstärken. Durch die Vermehrung von E. coli-Bakterien treten allerdings im Gegenzug Verdauungsbeschwerden auf. Es kommt zu einem Ungleichgewicht der Darmflora, das für die Blähungen und andere Darmbeschwerden mitverantwortlich sein könnte, über die viele Patienten mit Typ-2-Diabetes unter der Behandlung mit Metformin klagen.

Forscher suchen jetzt nach Wegen, um die ungünstigen Auswirkungen von Metformin zu hemmen, ohne die günstige Wirkung zu schwächen. Ein denkbarer Weg könnte die Behandlung mit probiotischen Bakterien sein. Diese Bakterien müssten so ausgesucht werden, dass sie die E. coli-Bakterien verdrängen, ohne die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren zu behindern. Derzeit sind allerdings keine Mittel bekannt, die dies leisten. Nach einer klinischen Studie besteht übrigens bei langfristiger Einnahme von Metformin ein erhöhtes Risiko für Vitamin-B12-Mangel.

Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie.

Literatur: Forslund K et al. Disentangling type 2 diabetes and metformin treatment signatures in the human gut microbiota. Nature 2015; 528 (7581): 262-6. Abstract

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